Drillinge – keine Milch – Milchfieber oder Ketose?

Hinweis: Dieses Forum ersetzt nicht den Gang zum Tierarzt!
Pichlbauer
Beiträge: 33
Registriert: 08.10.2004, 11:55

Drillinge – keine Milch – Milchfieber oder Ketose?

Beitrag von Pichlbauer »

KHallo ich brauch mal eure rasschen Tipps – wenn Alternative nicht rasch hilft auch Schulmedizin!

Wir haben gestern Nachmittag Drillinge bekommen. Die Kitze sind wohlauf, allerdings hat die Mutter kaum Milch. Wir haben mehrmals in der Nacht die Kitze angelegt und werden nun unsere eingefrorene Biestmilch (Kolostrum) aktivieren und uns auf eine eventuelle Flaschenaufzucht vorbereiten.

Die Mutter hat in der Nacht gefressen, die Kitze aber nach ihren kurzen Trinkversuchen abgewehrt. Gegen früh zu ist sie gelegen (haben Kameraüberwachung). Ohren kalt, Nase trocken, Fieber wird gerade gemessen (meine Frau macht Stalldienst, ich bin die Verbindung zur Welt von meinem Arbeitsplatz). Bei meiner Morgenvisite ist die Mutter gelegen, hat mich interessiert beschnüffelt (eine unserer sehr menschenbezogenen Ziegen), ist, als ich ihre Kitze untersuchte, auf und aus der Box raus, hat sich gegen das Zurück führen gewehrt und hat meine Versuche ihr Euter zu untersuchen fast panisch abgewehrt – ein eher nervöser panischer Eindruck. Euter war praktisch leer.

Wir tippen auf Hyperkalzämie (Milchfieber/Gebärparese). Nach dem Fieber messen werden wir mit unserer Beobachtung zu den klinischen Symptomen den TA holen. Wir wissen, dass hier schnell gehandelt werden muss.

Meine Fragen nun an euch:
• Ist bei einer Hyperkalzämie dieser akute Milchmangel unmittelbar nach der Geburt normal oder widerspricht er unserer Vermutung, dass es sich um eine Hyperkalzämie handeln könnte?
• Wenn wir die Mutter und Kitze retten können, stellt sich dann normale Milchproduktion ein?

Noch ein paar Hintergrundinformationen:
Bei uns ist dieser Fall erstmals. Wir haben dazu keine Erfahrung.
Unsere bisherigen Geburten und die Aufzucht waren problemlos. Einzig eine Selenunterstützung wurde in den letzten Jahren verabreicht.
Wir züchten Tauernschecken Ziegen. Die Mutter hatte voriges Jahr zwei Kitze aufgezogen und „Milch für fünf“ (nach dem Absetzen im Juni– sie hatte Bockkitze und ging auf die Alm – gab sie dort bis September drei bis vier Liter. Mit drei Liter haben wir sie bis zum frühen, natürlichen Trockenstellen im Oktober zuhause weiter gemolken.


Brigitte

Re: Drillinge – keine Milch – Milchfieber?

Beitrag von Brigitte »

Hallo,
zuerst abklären warum die Ziege, die eigentlich ein Leistungstier ist, keine Milch gibt.
Frißt das Tier und nimmt genügend Wasser auf? War das Euter vor der Geburt aufgeeutert d.h. Biestmilch vorhanden ?
Ist die Ziege munter, frißt und steht auf oder ist diese eher fressunlustig, matt und teilnahmslos?
Hat das Tier Fieber ? Irgenwelche Vorerkrankungen ?
>> Tierarzt konsultieren!!
>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>><<<<<

Tipp:
Um die Milchbildung anzuregen sollte der Ziege lauwarmes Wasser, besser warmer Kräutertee angeboten werden.
2-3 X tgl. mindestens jeweils 2 Liter oder auch mehr !

Außerdem gibt es ein Homöopathisches Mittel welches die Milchbildung anregt:
Lactovetsan von der DHU >>

>>> http://www.dhu.de/tiere/PDF/Lactovetsan_GI.pdf

Ein Versuch mit Bachblüten wäre evtl. auch denkbar.

Grüßle Brigitte

Code: Alles auswählen

Ist bei einer Hyperkalzämie dieser akute Milchmangel unmittelbar nach der Geburt normal oder widerspricht er unserer Vermutung, dass es sich um eine Hyperkalzämie handeln könnte?
> Kann ich nicht beantworten, bei einer Ziege hatte ich in den vergangenen 30 Jahren Ziegenzucht eine Hyperkalzämie noch nicht.
Aber meiner Meinung nach müßte das Tier bei Hyperkalzämie /Milchfieber festliegen.


Pichlbauer
Beiträge: 33
Registriert: 08.10.2004, 11:55

Re: Drillinge – keine Milch – Milchfieber?

Beitrag von Pichlbauer »

Brigitte hat geschrieben:zuerst abklären warum die Ziege, die eigentlich ein Leistungstier ist, keine Milch gibt.
Ja, das wüsste ich auch gerne.

Die Ziege (letzter Stand vor knapp drei Stunden) frisst und trinkt. Sie liegt nicht fest, liegt aber öfter als vor der Geburt, ist nicht teilnahmslos aber auch nicht so munter wie noch gestern. Sie pflegt bei ihren Kitzen üblichen Sozialkontakt, bietet sich zum Säugen an, weist sie aber nach den ersten paar Schlucken wieder ab – ok, eine Geburt von Drillingen ist auch kein Sonntagssparziergang.
Vor dem Einsetzen der Geburt hatte sie ein großes Euter, allerdings nicht so prall, wie wir es beim Einschießen der Milch vor einer Geburt kennen. Wir sind kurz nach dem Austreiben des zweiten Kitzes dazu gekommen (mussten dieses aus dem Tragsack befreien – hatten wir auch noch nie). Das dritte fiel ganz normal. Als wir dann auf das Saugen der Kitze achteten, bemerkten wir, dass das Euter praktisch leer war, wie wenn die Milch resorbiert worden wäre.
Wir haben die Kitze nie länger trinken sehen, so dass mit einer natürlichen Milchaufnahme eine derartige Euterleere für uns nicht erklärbar wäre. Allerdings scheint Darmpech normal und gut abzugehen.
Sie hat kein Fieber und hatte keine Vorerkrankungen. Im Herbst war das Ausklingen der Milchleistung unauffällig. Das Euter ist derzeit weder hart noch auffällig warm. Berührungen durch uns am Euter wehrt die Ziege allerdings sofort ab.

Tierarzt haben wir bereits kontaktiert (2 Stück). Einheitliche Meinung: wenn die Ziege nicht festliegt, dann keine Hyperkalzämie – warum allerdings ein derart akuter Milchmangel vorliegt, konnte nur mit Achselzucken beantwortet werden. O.K. viele Meinungen können verwirren, aber wir werden noch zwei weitere TAs aus unserem Bekanntenkreis befragen. Und versuchen die Milchproduktion anzukurbeln.

Danke für deine alternativen Tipps – Bachblüten gaben wir heute schon. Die Milchproduktion versuchten wir in der Nacht und am Vormittag durch häufiges Anlegen anzuregen.

Für uns ist diese Situation auch neu. In den 25 Jahren unserer Ziegenzucht hatten wir mit dieser Rasse bisher keine Auffälligkeiten oder nennenswerte Probleme bei Geburten oder in der Aufzucht (bis Vierlinge).


Brigitte

Re: Drillinge – keine Milch – Milchfieber?

Beitrag von Brigitte »

Hallo,
beim lesen des Berichtes kam mir irgendwie der "Gedanke" einer beginnenden Ketose.

Bitte Deinen Tierarzt um ein "Natriumprobionat" (weißes Pulver).
Gib der Ziege mittels Flasche mit Sauger oder ähnlichem 2 X tgl.
von diesem Natrium Probionat > 50gr Pulver in warmem Wasser aufgelöst ein.

Schaden wird es auf jedenfall nicht. Ein Versuch sollte es auf jeden Fall wert sein.

Energiereiches Futter anbieten solange diese noch frißt.
Hast Du Brennesselheu? Wenn ja, her damit.... (Milchbildend)


Grüßle Brigitte
Ich schick dir noch eine PN.


Pichlbauer
Beiträge: 33
Registriert: 08.10.2004, 11:55

Re: Drillinge – keine Milch – Milchfieber?

Beitrag von Pichlbauer »

Ich komme gerade aus dem Stall – wir werden es schaffen. Die Ziege ist soweit recht munter und lässt nun die Kitze trinken und duldet auch wieder ihr Euter abzutasten. Milch hat sie zwar nicht im Überschuss, aber mit unserer Biestmilchreserven, werden wir bis Wochenende durch kommen und dann können wir Kuhmilch zu füttern beginnen, wenn die Milchleistung nicht voll anspricht.

Ich weiß nicht, was diesen Einbruch bei dieser Ziege verursacht hat. Ketose, zumindest eine akut, dürfte keine vorliegen. Sie hat eine angenehme Atemluft und auch sonst spricht von unserer Haltung her (keine übergewichtigen Tiere, sie kommen während 24 Stunden ständig an gutes Rauhfutter ran und wir geben erst wenige Wochen vor dem Geburtstermin zusätzlich allmählich steigernd Rübenschnitzel. Diese Ziege hat zwar für ihre Rasse eine sehr ansprechende Milchleistung ist aber als Gebirgsziege keine Hochleistungsziege) mit Ausnahme der Mehrlingsgeburt nichts für eine besondere Disposition.

Wir werden weiter auf den Energiebedarf achten der Ziegenmutter achten.

Die Kitze sind übrigens drei kräftige weibliche. Zwei davon schön gezeichnet. Das erfreut das Züchterherz. Mir wäre es auch leid um die junge Ziege (Zweitgeburt) gewesen, da ich mir von ihrer Veranlagung eigentlich viel verspreche.

Danke für eure Hilfe


Brigitte

Re: Drillinge – keine Milch – Milchfieber?

Beitrag von Brigitte »

Hallo,
ich hatte in der Vergangenheit schon mehrmals vor Mehrlingsgeburten bei Ziegen, eine schleichende Ketose.
Die Atemluft bei den betroffenen Ziegen roch durchaus angenehm, also nicht nach Atzeton, was deshalb auch die Diagnose so schwierig gestaltete.
Diese Krankheit ( Ketose ) kann nach der Geburt der Lämmer und absinken der Milchleistung zur Selbstheilung führen.

Also wenn der Verdacht auf Mehrlingsgeburten besteht immer das Tier gut beobachten, energiereiches Futter vorlegen und im Zweifelsfall Natrium Probionat oder auch z. B. "Ketosan" von der Fa. Schaette eingeben.

Das erspart viel Leid.

Grüßle Brigitte


Ducky85
Beiträge: 137
Registriert: 29.01.2010, 08:41

Re: Drillinge – keine Milch – Milchfieber?

Beitrag von Ducky85 »

also cih würde da lieber einen Tierarzt anrufen. Da ich mit Milchfieber ja durch unsere Rinder vertraut bin weiß ich dass das auch ganz schnell scheif gehen kann. Die können dir von jetzt auf gleich wegsterben.


Ducky85
Beiträge: 137
Registriert: 29.01.2010, 08:41

Re: Drillinge – keine Milch – Milchfieber?

Beitrag von Ducky85 »

ach, sorry, hatte oben die beiträge überlesen. Na dann würd ich sagen ist sie übern berg. Glück gehabt.
Bei akkutem Milchfieber liegen die tiere nur noch.


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Re: Drillinge – keine Milch – Milchfieber?

Beitrag von sanhestar »

Hallo,

ich hatte letztes Jahr auch zum ersten Mal eine Ziege mit Ketose, die nicht zur "Risikogruppe" gehört hat. Ketoserisiko steigt, je älter die Tiere werden, da der Leberstoffwechsel schlechter wird -schreibst leider nichts zum Alter der Ziege.

Ansonsten - wann wurde diese Ziege denn gegen Blauzunge geimpft?


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Pichlbauer
Beiträge: 33
Registriert: 08.10.2004, 11:55

Re: Drillinge – keine Milch – Milchfieber oder Ketose?

Beitrag von Pichlbauer »

Brigitte dürfte mit ihrer Vermutung Richtung Ketose bei meiner Ziege vermutlich richtig liegen. Allerdings scheint diese subklinisch zu bleiben. Um sie wirklich nachzuweisen, müsste man wohl Teststreifen für Milch oder Harn einsetzen.

Ich habe schon oben geschrieben, dass wir auf den Energiebedarf der Ziege ganz besonders achten werden und versuchen gerade den synthetischen Energieträger Natrium - Probionat enthaltende Ergänzungsfuttermittel wie das Ketosan (bekommt man über Versand auch bei uns, andere direkt bei TA oder auch Lagerhaus - hole heute "Ceto Phyton" beim TA) oder den Energieträger direkt zu besorgen.

Wir werden weiter auf der Hut sein, da der Energiebedarf ja bei Anspringen der Milchleistung steigen wird. Zurzeit ist die Geiß soweit ok. Sie frisst ordentlich und lässt die Kitze trinken. Allerdings ist das Euter bei jeder unserer Kontrollen praktisch leer und auch eher einseitig. Auf der anderen Seite sind die Kitze fit und anscheinend satt – jedenfalls haben wir große Probleme, dass sie unsere Biestmilch mit unserem Lämmersauger annehmen (Hund und Katzen sind bisher die Profiteuere - werden dazu übergehen, die Einflösung mit Spritze zu machen). Kann aber auch sein, dass wir immer zur leeren Milchbar kommen, da die Rasselbande sich da recht ausgiebig bedient. So konzentrieren wir uns derzeit auf Milch-steigernde Maßnahmen, stellen uns aber schon darauf ein, dass wir zum Teil die Mutterrolle übernehmen werden müssen: wir hatten noch nie eine Ziege mit einem derart leeren Euter unmittelbar nach der Geburt.

Wir müssen auch entscheiden, ob wir diese Ziege aus der Zucht nehmen. Mutter und Großmutter hatten nie diesbezügliche Probleme. Für mich ist es bei diesem erstmaligen Auftreten schwer zu erkennen, ob hier genetische Faktoren eine Rolle spielen. An sich hat diese Rasse mit Mehrlingsgeburten keine Probleme – zumindest, was Zuchtwart und Züchterkollegen über Drillings- und Vierlingsgeburten bisher erzählt haben.

@ Sabine: oben schrieb ich "junge Ziege" um deren Gesundheit und Leben ich bangte - konkret, sie ist drei, in der zweiten Laktation, gegen Blauzungen geimpft.


Antworten