Robuste Milchziegenrasse?

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Emel

Robuste Milchziegenrasse?

Beitrag von Emel »

Erstmal vorneweg: Ich habe momentan nicht vor, mir irgendwelche Ziegen anzuschaffen und ich bilde mir auch nicht ein, mit einer schnell zusammengeschusterten Milchziegenherde ohne Erfahrung und Geld aus dem Nichts eine Existenz aufbauen zu können oder Dergleichen... also keine Sorge ;-) die Frage ist rein interessehalber und erstmal rein hypothetisch, wenn überhaupt, dann ist sie auf eine ferne Zukunft ausgerichtet.

Ich habe schon einige Internetseiten sowie auch dieses Forum mittels Suche durchforstet, konnte aber leider keine zufriedenstellende Antwort auf diese Frage finden.
Mich würde interessieren, welche einigermaßen wirtschaftlichen plus robusten Alternativen es in Deutschland oder nahen Ausland zur WDE/BDE gibt? In Bezug auf Milchziegenrassen finde ich im www leider entweder unvollständige Angaben (zahlreiche Rassen fehlen) oder aber es fehlen Angaben zur durchschnittlichen Milchleistung/Jahr etc...

Ziel wäre es, Rassen bzw eine Rasse zu finden, welche für die (hauptsächliche) Haltung im Freien geeignet ist (also krankheits- und wetterresistent) und trotzdem eine akzeptable Milchleistung bringt.
Ich würde mich sehr über Angaben eurer Erfahrungen oder auch Links zu diversen Internetseiten, die mir hier weiterhelfen könnten, freuen.
Die Angabe der Milchmenge/Jahr und idealerweise auch im Groben Infos zur benötigten Menge an Kraftfutter wäre toll :-)

Nach meinen bisherigen Infos könnte die Thüringer Waldziege eine überlegenswerte Rasse sein. Was meint ihr? Von WDE/BDE habe ich eben gehört, dass sie recht anfällig sein sollen und doch eine enorme Menge Kraftfutter brauchen sollen, deshalb die Suche nach Alternativen...


Dorchen
Beiträge: 247
Registriert: 09.03.2009, 16:02

Re: Robuste Milchziegenrasse?

Beitrag von Dorchen »

Mir fiele da als erstes die Toggenburger ein. Kennst Du "Das Milchziegenbuch"?

LG
Ute


Finn

Re: Robuste Milchziegenrasse?

Beitrag von Finn »

Eine außergewöhnlich robuste Milchziegen-Rasse ist die Nera Verzasca. Für Freilandhaltung ist sie am geeignetsten bei einer Milchleistung von ca 450kg/Jahr. Eine hervorragende Milchziege ist z.B. die Anglo Nubier bei einer Milchleistung von 700-800kg/Jahr, sie bilden bei Freilandhaltung auch eine dichte Unterwolle. Denkbar wären für deinen Bedarf auch Mischlinge aus beiden und evtl auch Tauernschecken-Mischlinge. Das Problem ist, daß die Gebirgsziegenrassen robust sind aber eben eigentlich Zweinutzungsrassen und deswegen ihre Milchleistung nur durchschnittlich ist. Hochleistungs-Milchziegen sind aber nicht so robust......also mußt du in jedem Fall Kompromisse eingehen oder dir aus beiden Rassen eine eigene Gebrauchszucht aufbauen und die Tiere selektieren, die deinen Erwartungen entsprechen.


Bunnypark
Beiträge: 2934
Registriert: 19.01.2010, 10:12

Re: Robuste Milchziegenrasse?

Beitrag von Bunnypark »

ich bin bestimmt kein fachman in ziegenmilchfragen, aber ich glaube, dass eine (milch)ziege die den winter im freien bzw offenstall verbringt weniger milch produzieren würde, als die gleiche ziege im warmen stall. sie braucht ja die energie zum erwärmen (sollte man sie durchmelken). #ka#


Herrchen unser, der du bist am Hofe; geheiligt werde deine weide; das astwerk komme, unser Wille geschehe, wie im stall so auch auf der Weide; Uns're täglichen Kräuter gib uns heute; Und vergib uns unsere Schuld, wenn wir hopsen auf nachbars Weide; führ uns also nicht in Versuchung, sondern Erlöse uns von dem Astwerkmangel....so is'es .Bild
Emel

Re: Robuste Milchziegenrasse?

Beitrag von Emel »

@Bunnypark: Ich schrieb ja hauptsächliche Freilandhaltung, ein Stall o.Ä. für die kälteste Winterzeit und absolut Ziegenuntaugliches Wetter sollte nach meinen Vorstellungen schon vorhanden sein, allerdings mit Auslaufmöglichkeit bzw alternativ täglichem Austrieb. Nach dem, was mir andere Halter bisher berichtet haben, ist es einfach der Gesundheit förderlich, wenn die Tiere auch im Winter mal rauskommen und Bewegung haben, und auch bei kältesten Temperaturen werden Auslaufangebote wohl gerne genutzt. Außerdem ist es wohl auch in Bezug auf leichte Geburten anzuraten (quasi Freilauf als Schwangerschaftsgymnastik :D ).
Wie das mit durchmelken ist, wüsste ich dann sowieso noch nicht, ich kenne es von vielen Betrieben, dass über den Winter eine gewisse Zeit lang "Melkpause" ist. Mit dem Thema habe ich mich allerdings noch nicht wirklich weiter auseinandergesetzt, also ich weiß nicht wirklich, ob und wie ich das theoretisch gegebenenfalls handhaben würde...

@Dorchen: Milchziegenbuch kenne ich, besitze es aber leider selbst (noch) nicht. Steht aber ganz oben auf meiner Liste. Sind da denn einige Rassen aufgeführt? Kenne ja leider nur das Cover und die Beschreibung von diversen Internetseiten.
Was ich bis jetzt gewälzt habe, ist mehr etwas allgemeinere Literatur über Ziegenhaltung, wodurch ich erstmal mehr oder minder auf die "Milch-Schiene" gekommen bin, da es mir von allen Nutzungsmöglichkeiten irgendwie am meisten zusagt...
Und zur Toggenburger: Habe im Netz gesucht und etwas von 700-800kg Milch jährlich gelesen. Hast du da eigene Erfahrungen? Wäre interessant :) An sich schaut sie auf jeden Fall ganz sympathisch aus.

Von der Rasse Nera Verzasca habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört. Ich werd mal google bemühen...

Und zur Anglo Nubier: Der Milchfettgehalt sowie Eiweiß soll ja im Schnitt bei ca 4% liegen (laut Info auf ziegen-treff.de). Für Ziegenmilch ist das ganz schön viel, aber nach dem, was ich bisher weiß, ist das doch eigentlich nur positiv, oder? Zumindest wenn man käst, ist so ja auch mehr rauszuholen... das klingt nach meinem Wissen auf jeden Fall toll, aber bei dem, was man so liest, frage ich mich, ob sie unser Klima verträgt? Diese Ziege sieht, finde ich, auch ziemlich freakig aus, zumindest, ohne Hörner #stoned#
Mit gefällt sie mir auf jeden Fall besser. Aber 4% Fett und 4% Eiweiß klingt wirklich interessant, wenn es denn stimmt.

Dass man einen gewissen Kompromiss eingehen muss, ist mir klar. 1000kg Milch pro Jahr plus ausschließlich extensive Haltung bei Schnee und Kälte zu verlangen, wäre wohl ziemlich utopisch. Ich möchte nur keine überzüchtete Hochleistungsrasse, wo mir die Tiere dann bei Weidehaltung beim kleinsten Nieselregen oder ohne täglich tonnenweise Zufütterung von Kraftfutter umfallen wie die Fliegen...
Gegen einen geschützten, zugluftfreien Stall habe ich nichts, heizen möchte ich aber eigentlich nicht müssen. Ganzjähriger Auslauf bzw. Austrieb wäre mir wichtig, sowie ein möglichst geringer Kraftfutterbedarf. An die 700l pro Jahr klingen auf jeden Fall gut, bei weniger würde ich bezweifeln, dass sich das dann wirtschaftlich überhaupt noch lohnen könnte (?).


Uzou

Re: Robuste Milchziegenrasse?

Beitrag von Uzou »

Hallo,
Ich kenne einen Betrieb, wo die 500 Tiere täglich pro Nase 4x 170g Kraftfutter erhalten...Das , finde ich, ist ja nicht zu viel! WDE/BDE Mixe halten sie dort! Ich selber halte BDE´s und sie bekommen ähnliche Mengen! Ich kann nicht finden, dass meine nicht robust wären, denn im Norden von Schleswig-Holstein herrscht schon ein für Ziegen nicht ganz zuträgliches Klima! (Luftfeuchtigkeit und Niederschläge liegen weit über Ziegennormal) Dennoch muss ich weder den TA für Husten oder Sonstiges bemühen. Meine Ziegen allerdings halten sich lieber im Offenstall auf, wenn es regnet und ich denke mal, dass das auch jede andere Zieg lieber tun würde, dennoch ziehen sie bei Regen zum Fressen raus, sind aber zum Wiederkäuen wieder drin. Ich hatte hier bei dem Klima echte Bedenken was Ziegen angeht, aber es geht tatsächlich nun schon so viele Jahre gut, dass ich denke auch Hochleistungsziegen haben nicht die ihnen nachgesagte extreme Empfindlichkeit! Grüße Marion


Alraune
Beiträge: 619
Registriert: 16.05.2008, 18:59

Re: Robuste Milchziegenrasse?

Beitrag von Alraune »

Hi,
irgendwie is mir das eigentlich etwas durcheinander, von den Anforderungen und dem was geboten werden soll - vielleicht komme ich ja grad auch nur nicht hinterher.
Jedes Tier das "leistet" braucht Kraftfutter, mal so einfach vorweg. Unabhängig von der Rasse!! Sinnvoll ist es das Futter wirklich zu berechnen, wie es Milchbauer eben so tun, um einen gescheuten Ertrag, bei gesunden Tieren zu haben. Denn auch eine "4%"-Ziege kann diese Leistung nur erbringen, wenn oben passend (nicht zuviel und nicht zuwenig) Futter reingetan wird. Und iwe meinst Du das, dass es Ziegen gibt, die wenn sie nicht hohe Mengen Kraftfutter bekommen, umfallen! Zuwenig Futter geht auf die Substanz und/oder die Leistung (je nach Tier, und ich glaube, dass ist nicht rasseabhängig), zuviel Futter macht die Ziege an sich und den Pansen insbesondere krank.
Wir haben Toggis und die Leistung ist je nach Linie unterschiedlich. da is von 3l bis 6l in der Hochlaktation alles dabei. Wir haben sie im Stall bei täglichem Weidegang. Finde ich persönlich auch nicht schlecht, weil ich mir die Tiere täglich einzeln quasi begucken kann. Macht es, finde ich, auch mit dem Melken einfacher! Stall is alleine schon zur Lammzeit gut und mal im Ernst, wer heizt denn seinen Ziegenstall, zumal Ziegen bekannterweise eher mit Kälte und Trocken umgehen können, als mit warm/geheizt und dadurch eher feucht!?!?!?!
Wie auch immer
LG Birgit


Barbara2
Beiträge: 638
Registriert: 09.07.2003, 14:06

Re: Robuste Milchziegenrasse?

Beitrag von Barbara2 »

Hallo,
also mich würde ja schon interessieren, woher die Info kommt, dass BDE oder WDE anfällig wären. Wir halten Schwarzwaldziegen (BDE) im Offenstall mit Wechselweide. Sie erhalten ihrer Leistung angepasstes Futter und sind überhaupt nicht anfällig sondern erfreuen sich seit Jahren bester Gesundheit. Sie haben je nach Linie eine gute bis sehr gute Milchleistung, sind fruchtbar (in der Regel Drillinge) und haben keinerlei Geburts- oder Aufzuchtprobleme. Sie sind leicht zu melken, angenehm im Charakter (springen z.B. nicht über Zäune, verstoßen ihre Kitze nicht etc.) und sind kein bißchen kälteempfindlich. Einen Stall bzw. zugfreien Unterstand mit trockener Einstreu brauchen sie und ziegengerechtes Futter und für einen freundlichen Umgang sind sie auch dankbar. Regen mögen sie nicht so, aber dafür haben sie ja ihren Unterstand und ihre Heuraufe.
Durch falsche Haltung/Fütterung kriegt man jedes Tier krank.
Schöne Grüße
Barbara


Finn

Re: Robuste Milchziegenrasse?

Beitrag von Finn »

Barbara2 hat geschrieben:Sie haben je nach Linie eine gute bis sehr gute Milchleistung, sind fruchtbar (in der Regel Drillinge) und haben keinerlei Geburts- oder Aufzuchtprobleme. Sie sind leicht zu melken, angenehm im Charakter (springen z.B. nicht über Zäune, verstoßen ihre Kitze nicht etc.) und sind kein bißchen kälteempfindlich. Einen Stall bzw. zugfreien Unterstand mit trockener Einstreu brauchen sie und ziegengerechtes Futter und für einen freundlichen Umgang sind sie auch dankbar. Regen mögen sie nicht so, aber dafür haben sie ja ihren Unterstand und ihre Heuraufe.
zugfreien, trockenen unterstand benötigt JEDE ziege - egal welche rasse.

drillingsgeburten wären für mich persönlich kein erstrebenswertes ziel - so gehen eben die ansprüche auseinander.
leicht zu melken bezieht sich auf die strichform oder auf das wesen? jede ziege, die es nicht gewohnt ist gemolken zu werden, muß man erst daran gewöhnen. da bilden BDE keine ausnahme. wir haben z.b. alle BDE's abgegeben weil wir nicht zufrieden waren. das lag aber nicht an der rasse sondern an den tieren speziell. sie waren scheu (aufgrund der haltung beim vorbesitzer), an melken war nicht zu denken und was mir an der rasse nicht gefällt sind teilweise große euter, die in der landschaftspflege eher hinderlich sind. krankheitsanfälliger sind sie sicher nicht aber all die positiven eigenschaften, die du aufzählst sind keine rassespezifischen eigenschaften sondern eine frage des umgangs und der haltung.

aber generell würde ich trotzdem behaupten wollen, daß gebirgsrassen robuster sind.


Dorchen
Beiträge: 247
Registriert: 09.03.2009, 16:02

Re: Robuste Milchziegenrasse?

Beitrag von Dorchen »

drillingsgeburten wären für mich persönlich kein erstrebenswertes ziel - so gehen eben die ansprüche auseinander.
Für mich auch nicht. ;-)

@Emel
Ich habe leider keine Erfahrung mit Milchmengen, habe auch keinen Melkbetrieb, möchte ich auch nicht haben. Aber ich hatte mal darüber nachgedacht, daher das Milchziegenbuch. In diesem wird sehr anschaulich der Alltag in einem Milchziegenbetrieb geschildert, wobei die artgerechte Ziegenhaltung aber immer im Vordergrund steht. Rassebeschreibungen stehen da nicht drin, aber das Buch wird Dir sicher eine Entscheidungshilfe sein (vielleicht nicht gerade bzgl. der Rasse), wenn Du Milchziegen im Haupt- oder Nebenerwerb halten möchtest.

LG
Ute


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