Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Ozzyoil
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Registriert: 23.08.2008, 07:12

Re: Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Ozzyoil »

*mal kurz aus der Deckung auftauch*
Hallo elten, ich denke wir sind auch jetzt gerade garnicht soweit voneinander entfernt.
Ich versuch mal etwas zu präzisieren:
es gibt viele Tierhalter, sowohl im Ziegen- als auch im Kuhbereich, die enthornen als Allheilmittel sehen. Ich kenne einen Ziegenbetrieb, der macht für alles was schiefläuft bei ihm, nur die paar behornten bzw. Hörner als solche verantwortlich. das er aber seinen Stall total überbelegt hat, ein Fressplatzverhältnis von 2:1 hat, sieht er nicht. Da sind dann die Hörnertanten schuld, dass seine Ziegen nicht genug und in Ruhe fressen können (hat er recht) das sind die Hörnertanten schuld, wenn es Blutmilch gibt (hat er ebenfalls recht) und außerdem sind die Hörnertanten so aggressiv. (und schon wieder hat er recht).
Nur: er sieht all diese fehler nicht als haltungsfehler, sondern als fehler der behornten Ziegen, ja er sieht die behornten Ziegen an sich als Fehler, sozusagen als komische Laune der Natur, die ausgemerzt gehört. Was ist dann seine lösung? Na? richtig, enthornen. dieses Beispiel kann man 1:1 auf Kühe bzw. auf deren Halter übertragen. Da ist dann die Unfallgefahr nur ein weiteres Argument, allerdings ein gewichtiges, das muss ich ja zugeben.
Also meine Aussage bezieht sich auf die gängige Praxis, Tiere zu enthornen, um die eigenen haltungsfehler zu überdecken.
Nur rumdoktern an symptomen also, anstatt die Ursache zu bekämpfen. Und genau das finde ich nicht richtig.
Elten hat geschrieben:Wir haben unsere Strukturierungen aus unserem Stall wieder entfernt, und seit dem weniger Stress, die Tiere haben allerdings sehr viel Platz.
kannst du das etwas präzisieren? Wieso weniger Stress?
Ich habs bei mir gerade genau andersrum erlebt: Ich hatte zwei Gruppen melkende, die Stallabteile waren quasi klassische "potstallen" getrennt durch den Futtertisch. Gruppe eins stand für mein empfinden recht eng, allerdings immer noch über den geforderten 1,5m². Da war viel Unruhe, rangniedere standen unter dauerstress.
Die zweite Gruppe hatte mehr Platz, war allerdings auch gestresst, weil da immer frischmelke mit reinkamen und die Tiere durch ein Fressgitter für Rindvieh fressen mußten. ( auch ein Haltungsfehler *oops* ).
kurzum, die ganze Geschichte gefiel mir so überhaupt nicht, zumal ich beim melken auch noch Gruppenwechsel machen musste. Ich hab dann über den Futtertisch einen Übergang geschaffen, zwei Gangraufen als zweiten "Futtertisch" reingestellt und die Fressgitter durch Barren ersetzt. seitdem ist Ruhe, Milchleistung ist gestiegen, und die rangniederen werden satt ;-)
Darum würd mich deine begründung interessieren.
Elten hat geschrieben:Irgendwann haben wir mit Rousseau und seinen philosophen mal ein Weltbild geschaffen in der die Natur als harmonisches zusammenspielendes friedliches heilbringendes überallem stehendes Gutes wahrgenommen wird.
Da war ich nicht mit bei, da hätt ich wohl widersprochen *fg*
Elten hat geschrieben:Dessen sollte man sich bewusst sein, denn wenn man jeden Hornstoß als Tierhalter-unfähigheit zeichen deutet ist es falsch,
Dessen bin ich mir sehr wohl bewußt. Man wird es mit 100%iger Sicherheit nicht schaffen, alle Hornstöße zu vermeiden, aber Probleme durch verstümmeln lösen zu wollen, ist eben auch nicht der Weg. Da wäre "charakterzucht" eher ein Weg.
Aber der stößt auch schon wieder auf Probleme, weil Charakter nunmal auch vom Umfeld und von der Umwelt abhängt.
Und ganz böse Stänkerer müssen entsorgt werden, das ist schon klar.


Holzwurm
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Registriert: 18.02.2010, 23:50

Re: Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Holzwurm »

Da ich nur 4 Ziegen in einem Stall stehen hatte, wohlgemerkt ungehörnte, hatte ich auch da ein Fressschwein.
Diese ging auch auf alle anderen los, wenns ums Fressen ging.
Da gehörte Ohren beißen noch zum kleinen Repertoire, auch eine hornlose Ziege kann einer Rangniedrigeren die Rippen brechen. Wir haben den Fresssack zum Füttern fixiert u. schon klappte das.
Auch wenn man denkt, man gibt den Stänkerer weg oder schlachtet ihn, einer rückt meistens nach.
Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, seitdem diese Ziege weg ist, ist Ruhe im Stall.

Viele Grüße

Wir praktizieren im Stall strikte Trennung von gehörnten und ungehörnten Tieren.


Wir leben alle unter demselben Himmel, aber wir haben nicht alle denselben Horizont!
(Konrad Adenauer)
Uzou

Re: Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Uzou »

Hallo,
ich teile die Ansicht, dass es charakterlich eher sanfte und eher agressive Ziegen gibt! Beim Viertierestall mag das gehen, aber bei Ozzy ginge das sicher nicht. Die Größe des Bestandes fordert sicher andere Haltungsformen. Ich stimme meiner Vorrednerin zu, indem ich Hornlose in Zukunft von Gehornten trenne und zwar durch den Fleischwolf! *fg* Mein Traum aber bleibt die behornte Herde, doch das ist im moment nicht zu gewährleisten von der Haltungsmöglichkeit, denn ich kann wegen des Widerstandes meines Mannes leider unsere Reithalle nicht zum Ziegenlaufstall umfunktionieren *fg* *fg* *fg*
Aber auch sonst waren doch schon gute Anregungen dabei, die man ausprobieren kann, obwohl ich zu Anfang halt nur ein Bild posten wollte, und nun positiv überrascht bin, was sich daraus entwickelt hat.
Und: Rousseau gilt aber heute doch als zwar interessant aber überholt *fg* . Dennoch freut es mich, dass die Behornung der Ziege einen philosophischen Exkurs zur Folge hatte: Danke dafür!!!
Liebe Grüße Marion


Dorchen
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Registriert: 09.03.2009, 16:02

Re: Verletzung durch Hornstich im Untergewebe

Beitrag von Dorchen »

Meine erste Ziege war hornlos; alle, die folgten, hatten Hörner, und die hornlose war recht aggressiv, obwohl klein und zierlich, wirkte sie nie benachteiligt. Außer natürlich, daß sie durch die fehlenden Hörner doof aussah (mein subjektives Empinden, an Ziegen gehören ganz einfach Hörner), aber davon wußte sie ja nichts. :D Sie hatte aber den Vorteil, die älteste zu sein.

Heute habe ich keine hornlose Ziege mehr, was auch so bleiben soll.

Marion, wie spitz sind denn die Hörner Deiner Ziegen? Wenn ich mir die Hornspitzen meiner Rove ansehe, kann ich mir nicht vorstellen, daß die so ein Loch verursachen können. Die sehen aus wie von Menschenhand abgerundet, sind sie aber nicht. Auch die Hörner meiner Toggenburger sind nicht ganz spitz, aber schon spitzer, während meine beiden Burenziegen richtig spitze Hörner haben, womit sie garantiert auch prima Löcher machen können.

Hast Du mal in Erwägung gezogen, die Hörner etwas abzurunden? Daß man das ein Stück weit machen kann, ohne ins "Leben" zu gelangen, hatte ich mal hier im Forum (von kompetenter Stelle) gelesen. Ich habe das noch nie gemacht, aber wenn ich meine beiden Buren mit der anderen Gruppe vergesellschaften müßte, würde ich das vorher tun, gerade weil meine aggressivste Ziege unter den Buren zu finden ist.

LG
Ute


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