Hallo elten, ich denke wir sind auch jetzt gerade garnicht soweit voneinander entfernt.
Ich versuch mal etwas zu präzisieren:
es gibt viele Tierhalter, sowohl im Ziegen- als auch im Kuhbereich, die enthornen als Allheilmittel sehen. Ich kenne einen Ziegenbetrieb, der macht für alles was schiefläuft bei ihm, nur die paar behornten bzw. Hörner als solche verantwortlich. das er aber seinen Stall total überbelegt hat, ein Fressplatzverhältnis von 2:1 hat, sieht er nicht. Da sind dann die Hörnertanten schuld, dass seine Ziegen nicht genug und in Ruhe fressen können (hat er recht) das sind die Hörnertanten schuld, wenn es Blutmilch gibt (hat er ebenfalls recht) und außerdem sind die Hörnertanten so aggressiv. (und schon wieder hat er recht).
Nur: er sieht all diese fehler nicht als haltungsfehler, sondern als fehler der behornten Ziegen, ja er sieht die behornten Ziegen an sich als Fehler, sozusagen als komische Laune der Natur, die ausgemerzt gehört. Was ist dann seine lösung? Na? richtig, enthornen. dieses Beispiel kann man 1:1 auf Kühe bzw. auf deren Halter übertragen. Da ist dann die Unfallgefahr nur ein weiteres Argument, allerdings ein gewichtiges, das muss ich ja zugeben.
Also meine Aussage bezieht sich auf die gängige Praxis, Tiere zu enthornen, um die eigenen haltungsfehler zu überdecken.
Nur rumdoktern an symptomen also, anstatt die Ursache zu bekämpfen. Und genau das finde ich nicht richtig.
kannst du das etwas präzisieren? Wieso weniger Stress?Elten hat geschrieben:Wir haben unsere Strukturierungen aus unserem Stall wieder entfernt, und seit dem weniger Stress, die Tiere haben allerdings sehr viel Platz.
Ich habs bei mir gerade genau andersrum erlebt: Ich hatte zwei Gruppen melkende, die Stallabteile waren quasi klassische "potstallen" getrennt durch den Futtertisch. Gruppe eins stand für mein empfinden recht eng, allerdings immer noch über den geforderten 1,5m². Da war viel Unruhe, rangniedere standen unter dauerstress.
Die zweite Gruppe hatte mehr Platz, war allerdings auch gestresst, weil da immer frischmelke mit reinkamen und die Tiere durch ein Fressgitter für Rindvieh fressen mußten. ( auch ein Haltungsfehler *oops* ).
kurzum, die ganze Geschichte gefiel mir so überhaupt nicht, zumal ich beim melken auch noch Gruppenwechsel machen musste. Ich hab dann über den Futtertisch einen Übergang geschaffen, zwei Gangraufen als zweiten "Futtertisch" reingestellt und die Fressgitter durch Barren ersetzt. seitdem ist Ruhe, Milchleistung ist gestiegen, und die rangniederen werden satt ;-)
Darum würd mich deine begründung interessieren.
Da war ich nicht mit bei, da hätt ich wohl widersprochen *fg*Elten hat geschrieben:Irgendwann haben wir mit Rousseau und seinen philosophen mal ein Weltbild geschaffen in der die Natur als harmonisches zusammenspielendes friedliches heilbringendes überallem stehendes Gutes wahrgenommen wird.
Dessen bin ich mir sehr wohl bewußt. Man wird es mit 100%iger Sicherheit nicht schaffen, alle Hornstöße zu vermeiden, aber Probleme durch verstümmeln lösen zu wollen, ist eben auch nicht der Weg. Da wäre "charakterzucht" eher ein Weg.Elten hat geschrieben:Dessen sollte man sich bewusst sein, denn wenn man jeden Hornstoß als Tierhalter-unfähigheit zeichen deutet ist es falsch,
Aber der stößt auch schon wieder auf Probleme, weil Charakter nunmal auch vom Umfeld und von der Umwelt abhängt.
Und ganz böse Stänkerer müssen entsorgt werden, das ist schon klar.