Milchziegen: Wie dünn ist zu dünn?

Leela
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Registriert: 31.07.2014, 22:29

Beitrag von Leela »

Ich hab doch hier nirgends was von Schimmel geschrieben, logisch füttere ich das nicht!

Was ich gebe ist Brot aus unserem Haushalt, was ich selber trockne und das ist in keiner Art un Weise Abfall oder eklig. Da knabbert auch meine Tochter gerne noch beim Füttern dran. Also echt....


Jassi
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Registriert: 26.04.2014, 12:19

Beitrag von Jassi »

Hallo Leela,

es kommt immer darauf an, in welchem Umfang Du Deinen Ziegen Brot gibst. Ein kleines Stückchen wird ihnen nicht schaden, vorausgesetzt es ist wirklich nur manchmal und in einer Größe, dass es nicht im Schlund fest stecken bleiben kann. Es ist kein Wiederkäuerfutter, von demher kannst Du es beruhigt weglassen und Dich auf andere Leckerlis (so sie denn überhaupt nötig sind) besinnen. Das Du keine verschimmelten Brotstücke verfütterst ist selbstverständlich. Um eine dünne Ziege aufzufüttern eignet es sich in keinem Fall! Auch andere Leckerlis nicht! Jetzt geht bald die Weidesaison los, dann wird sie schon von selbst wieder etwas mehr auf die Rippen bekommen. Wenn Du dazu noch reichlich Astwerk vorlegst, dann sind solche Futtergaben (Brot, Äpfel ect.) eigentlich nicht nötig.

Es geht darum, dass diese oben genannten Leckerlis schnell verwertbare Kohlenhydrate enthalten (Zucker), so dass es im Pansen zu einer Übersäuerung kommen kann. Im Pansen bildet sich vermehrt Milchsäure, die vom Körper nicht abgebaut werden kann.Das bewirkt eine Veränderung der Bakterienusammensetzung im Pansen und damit eine Einschränkung der Verdauungsaktivität.

Da Leckerlis in der Regel nicht abgewogen werden, ist auch nicht immer eindeutig, wie viel das jeweilige Tier bekommt. In Abhängigkeit vom Restfutter (bzw. der Futteraufnahme des Einzeltieres) und Gewöhnung kann es auch schon bei geringen Mengen zu oben genannten Veränderungen kommen.


Jassi


Leela
Beiträge: 471
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Beitrag von Leela »

Ok, das ist ja das was ich bisher auch schon gehört habe. Sie bekommen daher wirklich nur wenig, nicht täglich und nur aus der Hand.

Mich verwirrt nur etwas, dass hier den einen Ziegen, wenn ich das richtig gelesen habe, bis 700g Getreide/Tag gefüttert werden und andererseits heisst es, schon ein kleines Stückchen Brot schadet....

Ich möchte nur nichts falsch machen. Vielleicht kannst Du Dich an meine Beiträge bei den "Lämmern 2015" erinnern, meine eine Ziege hat ja leider verworfen dieses Jahr (Zwillinge, komplett haarslos, nur 1400g und nicht lebensfähig). Da die TÄ keine Ursache fand und die Ziege recht dünn ist (aber korrekt entwurmt wurde), befürchte ich natürlich schon, dass ich ihr zu wenig Kalorien gefüttert habe...


Jassi
Beiträge: 1029
Registriert: 26.04.2014, 12:19

Beitrag von Jassi »

[quote='Leela','index.php?page=Thread&postID=194190#post194190']Mich verwirrt nur etwas, dass hier den einen Ziegen, wenn ich das richtig gelesen habe, bis 700g Getreide/Tag gefüttert werden und andererseits heisst es, schon ein kleines Stückchen Brot schadet....[/quote]Das kann ich verstehen. Dabei handelt es sich in der Regel um Tiere die eine Leistung erbringen müssen in Form von Milch oder Lämmerwachstum. Da spielt natürlich auch die Gewöhnung eine Rolle. Niemand würde einer Ziege, die zuvor nur Heu bekommen hat, 700g Getreide vorlegen. Die Probleme wären vorprogrammiert. Im Pansen muss immer ein Gleichgewicht herschen. So ist es wichtig Futterwechsel behutsam vorzunehmen und IMMER gutes Heu nebenher anzubieten, damit genug Rohfaser ( wichtig zur Speichelproduktion, was wiederum wichtig ist um den pH-Wert im Pansen aufrechtzu erhalten) aufgenommen wird. Man kann Ziegen auch (was sicher dem Tier Ernährungspysiologisch besser tun würde) ohne Kraftfutter durch die Lammzeit und Laktation schicken. Halter, die die Ziegenmilch verarbeiten (so auch wir) wollen natürlich auch eine gewisse Menge, so dass wir Kraftfutter zufüttern (momentan 400g/Tag).

Da das bei Deiner Ziege (noch) nicht so ist, kannst Du ihr ruhig weiterhin nur gutes Heu, Weide (zur Weide immer auch Heu anbieten) und Astwerk füttern. Du wirst sie ja weiterhin gut beobachten und feststellen, ob sie langsam wieder zunimmt. Falls sie dünn bleibt, wäre eine Blutuntersuchung wichtig. Hattest Du damals die Wirksamkeit der Wurmkur überprüft (Kotuntersuchtung nach der Kur)? Soetwas kommt leider manchmal vor (Verlammung). Wir lassen solche ungeklärten Todes/Verlammungsursachen untersuchen und wissen dann meist mehr.

Ich denke, Du machst das schon richtig mit Deinen Ziegen. Beobachte sie weiterhin gut. Falls sich nichts ändert, dann hol nochmal den TA zur Blutprobe. Eine weitere Kotuntersuchung (Einzeltier) würde sicher auch helfen.

Und ein seltenes Brotstück ist sicher nicht geährlicher als (hohe) Kraftfuttergaben. Am besten wäre es, beides weg zu lassen. Dann sollte aber das Grundfutter sehr gut sein.

Lg, Jassi


Leela
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Registriert: 31.07.2014, 22:29

Beitrag von Leela »

Vielen Dank für die ausführliche Antwort :-)

Wir haben keine Kotuntersuchung gemacht aber mit einem anderen Mittel sicherheitshalber nochmals entwurmt, sowie ein spezielles Mineralstoffpräparat von der TÄ bekommen und das Gewicht kontrolliert. Sie hat auch wieder zugenommen seither.

Ich denke ich werde die Fütterung erst mal so beibehalten und wenn sie dann gedeckt sind, langsam mit etwas Kraftfutter starten. Von der Abstammung her kamen bei ihnen meist Zwillings- oder Drillingsgeburten vor...denke da braucht es wohl doch eine entsprechende Fütterung.

Und das mit den Kotproben werde ich in Angriff nehmen.

Danke und Gruss
Lydia


Zieglinde
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Registriert: 06.03.2003, 18:21

Beitrag von Zieglinde »

Lydia,
brauchst dich nicht wundern,
tatsächlich esse weder ich noch meine Ziegen Brot (hoffe ich, aber ich stehe ja nicht den ganzen Tag am Zaun). Ach so, und natürlich auch kein Getreide (ich nur Bio als Müsli).
Ich habe (auf Seminar) gelernt, der menschliche Körper braucht zum Erhalten täglich höchstens eine Scheibe Brot, und natürlich wäre es noch besser, diese wegzulassen.
Und natürlich verurteile ich zutiefst die Getreidefütterung für Ziegen, habe das auch immer wieder deutlich gemacht und hab da eigentlich kein Bock mehr drauf, darüber zu reden. Nur manchmal kann ich bei Fütterungsfehlern nicht still halten :-)
Ich verstehe jedoch auch das Dilemma, was der Ziegenhalter hat, wenn seine Ziege eine Leistung bringen soll (Milch oder Fleisch), die Ziege jedoch trotz Entwurmung, gutem Heu etc. nicht zulegt (deshalb müsssen meine Ziegen nichts leisten, weder Milch=keine Kitze noch Fleisch.).

@Jassi: Das hast du echt super erklärt!

LG
Silke


Es ist nur verständlich, dass die Wölfe die Abrüstung der Schafe verlangen, denn deren Wolle setzt dem Biss einen gewissen Widerstand entgegen.
(Gilbert Keith Chesterton)
Meckerbock
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Registriert: 18.10.2012, 19:57

Beitrag von Meckerbock »

Abend Leute,

bei uns persönlich ist es so, das unsere Ziegen "Leistung" bringen müssen. Das ich hierbei an natürliche Grenzen gelange ist völlig klar und respektiere ich auch. Aber unsere Ziegen werden hauptsächlich wegen der Milch gehalten. Somit komme ich ("meines Wissens") nicht um eine Kraftfutterzugabe herum. Wie wir alle mitgelesen haben, hat das Jassi wunderbar erklärt.
Ich habe in meinen Unterlagen noch folgendes Dokument gefunden, schaut einfach mal rein und sagt was zu der Futtertabelle (Tabelle 1 Berechnung MJ)...reine Theorie oder "jahrelange Erfahrung".

Ich möchte euch bitten das es lediglich als Diskusionsgrundlage bzw. als Erfahrungsaustausch dienen soll....


#sonne# **Schwarzbrot und Freiheit sind bessere Gaben,
als Knecht zu sein und Braten zu haben** #sonne#
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