Anämie nicht behandelbar

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Jungbaeuerin
Beiträge: 28
Registriert: 15.05.2017, 17:54

Anämie nicht behandelbar

Beitrag von Jungbaeuerin »

Liebe Forumsleserinnen und -leser,

hat jemand von Euch sowas schon erlebt und hat eine Idee, welche Ursachen zugrunde liegen könnten:

1) Ziege im Winter 2016/ 17 mit schlechtem Allgemeinbefinden und stark erhöhten Selenwerten (Blutwert) - einziges Tier in der ganzen Herde damit, Grund unbekannt - daraufhin separiert und Mineralfutter entzogen bis zum deutlichen Absinken des Blutwertes
2) nach der Quarantäne natürlich beim Wiedereingliedern gemobbt (ich liebe Ziegen, und manchmal hasse ich sie!), daraufhin u.a. Sturz mit Kopf auf Eisplatte - neben der Ausbildung von Angstverhalten dann auch noch Abszessbildung am Kiefer, wurde im reifen Zustand durch TA geöffnet, weil in der Nähe des Auges
3) Daraufhin wurden die vorderen Zähne im Unterkiefer locker, TA sah keine Behandlungsmöglichkeit, und der Abszess ist Monate nach dem Aufschneiden wieder gekommen
4) Ende Juli wieder aufgemacht (TA), daraufhin kurzeitig endlich Besserung auch des Allgemeinbefindens
5) wegen zu raschen Zuheilens der Wunde bei weiter reichlich Eiter erneutes Eröffnen durch den TA Mitte August mit Versuch die Kapsel zu entfernen - mißlang, da der Abszess Muskelgewebe mit erfasst hatte (das war mein fataler Fehler Nr. 1)
6) daraufhin Wundinfektion, Fieber und Feststellen einer massiven Anämie (sie war WEISS!), die nicht vom Blutverlust der OP kommen kann.
7) dieses mit Antibiotikum und Eisen oral (über eine Woche lang) versucht zu behandeln (letzteres vermutlich fataler Fehler Nr. 2. Mit Eisen i.m. hatten wir bei einer geschwächten Ziege zuvor schlechte Erfahrungen gemacht: anaphylaktischer Schock, aber das ist eine andere Geschichte). Das Eisen zeigte nach einer Woche immer noch keinen Effekt.
8 Fieber wurde gefolgt von Untertemperatur, und trotz ihres und unseres tagelangen Kämpfens lag sie gestern Morgen dann fest. Sie hat fast bis zum Schluß noch versucht zu fressen und wiederzukäuen.

Zum Schluß starb sie an der Entkräftung, bzw. wir haben sie noch vorher eingeschläfert, um ihr das Ersticken zu ersparen. Ich könnte nur schreien. Der Abszess ist übrigens parallel gut verheilt, nichts mehr drin, keine Nekrosen - Bilderbuch

Wieso schlug das Eisen nicht an? Bevor wir Zeit mit Hämonchus-Antworten vertun: der ist als direkte Ursache ausgeschlossen. Da sie so lange gekränkelt hat, haben wir sie daraufhin regelmäßig kontrolliert und zuletzt am 17.7 wegen leichter Anämie mit Cydectin (doppelte Schafdosis, alles gut... ) entwurmt. Resistenzen haben wir bisher keine, Kotproben waren ok. Der TA hat sie eine Woche vor ihrem Tod nochmals damit zur Sicherheit entwurmt.

Kommt das jemand von Euch bekannt vor? Wir haben sie in die Pathologie gebracht, so dass wir hoffentlich, wenn der P. nicht im Urlaub ist..., eine Erklärung bekommen. Vielleicht könnt Ihr nachfühlen, wie sehr mich die Sache beschäftigt und fertigmacht, daher wollte ich dennoch auch bei anderen Ziegenhaltern nachfragen.

Danke schon mal!


Jungbaeuerin
Beiträge: 28
Registriert: 15.05.2017, 17:54

Beitrag von Jungbaeuerin »

kommt jemand der Symptom-Komplex (oder Teile davon) bekannt vor? Hatte schon mal jemand eine "selbstentstehende" Selenvergiftung bzw. Selen-Verwertungsstörung?

Ich poste auf jeden Fall das Obduktionsergebnis.
Zuletzt geändert von Jungbaeuerin am 07.09.2017, 11:27, insgesamt 1-mal geändert.


ElliBesch
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Registriert: 17.03.2008, 10:35

Beitrag von ElliBesch »

Wie ist denn Euer Boden- Eure Weide? Selen kann in Pflanzen gespeichert werden. Lass doch mal eine Bodenprobe machen.

Wenn diese eine Ziege dafür ( für die speziellen Pflanzen, deren Art/ Gattung mir nicht einfällt) eventuell empfänglich war, könnte dies eine Überversorgung nebst dem Selen-angereicherten Mineralfutter gewesen sein.

Ich erinnere mich an meinen damaligen Kastraten Moritz, der zuviel Selen im Blut hatte, weil eine übervorsorgliche TÄ ihm im Verlauf einer anderen Erkrankung Selen spritzte- ( bevor das Blut untersucht wurde... ;( )

Tut mir leid für Deine Ziege.

Lg Elli


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Not being vegan is a mistake. ^^
Jungbaeuerin
Beiträge: 28
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Beitrag von Jungbaeuerin »

das mit dem Selen und den Grenzwerten insgesamt haben wir natürlich mit dem TA rauf und runter diskutiert bzw. recherchiert. Ich poste bei Gelegenheit den Wert. Er war hoch und ging durch die Heu-Diät deutlich runter. Der Rest vom Blutbild war auch nicht berauschend, aber im üblichen Rahmen für ältere Geißen. Die Schweizer haben eine recht aktuelle Tabelle mit Grenzwerten.

Ich find leider keine bei uns heimischen Grünland- oder Waldarten, die im Verdacht der Selenakkumulation stehen. Was aber vorerst nichts heißen muss. Selen über den Boden halte ich für weniger naheliegend, da steht der Schwarzwald nicht grade im Verdacht dafür. Aber wer weiß, was hier von unseren Vorgängern alles gemacht worden ist...

Ich hoffe, dass wir in den nächsten Tagen das Obduktionsergebnis bekommen. Es ist echt Sch...


Jungbaeuerin
Beiträge: 28
Registriert: 15.05.2017, 17:54

Beitrag von Jungbaeuerin »

Geduld, Geduld! Ich habe zunächst einfach Erfahrungen im Forum gefragt: wer sowas Ähnliches schon erlebt hat. Ich glaub nicht, dass Ferndiagnosen irgendwas bringen. Da diskutieren wir lieber dann das Ergebnis aus der Pathologie, da haben alle mehr davon. Die Blutwerte kommen (ich muss auch irgendwann mal Geld verdienen und mein Leben führen, und dann sind als nächstes die lebendigen Tiere dran).

Entzug von Mineralfutter, hab ich geschrieben. Leckstein und Mineralmischung - beides seit Jahren anstandslos im Einsatz. Wir füttern kein Kraftfutter.


ElliBesch
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Beitrag von ElliBesch »

[quote='Jungbaeuerin','http://ziegen-treff.de/forum/index.php? ... post212695']


Entzug von Mineralfutter, hab ich geschrieben. Leckstein und Mineralmischung - beides seit Jahren anstandslos im Einsatz. Wir füttern kein Kraftfutter.
[/quote]Liebe Jungbäuerin, das verstehe ich jetzt gerade nicht. Was ist der Unterschied zwischen Mineralfutter und Mineralmischung? Seit Jahren anstandslos im Einsatz heißt für mich: Verabreichung ohne irgendwelche ( sichtbaren) Probleme über einen langen Zeitraum.

Stark erhöhte Selenwerte sind Fakt laut Deiner Beschreibung.

Bitte um Aufklärung, ob Du nun noch Mineralien zuführst oder nicht...

Ich stehe hier auf dem Schlauch. ?(

LG Elli


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ElliBesch
Beiträge: 3694
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Beitrag von ElliBesch »

Na gut, dann warten wir jetzt mal auf das Obduktionsergebnis. Und ich wage jetzt schon die Prognose, dass Deine Sicht der Dinge, Piri wieder einmal voll ins Schwarze trifft! Das hast Du schon so oft hier im Forum bewiesen und ich danke Dir für die gut verständlichen Erklärungen!

Ich zum Beispiel wusste nicht, dass Ziegen Selen ( Selenocystein) selbst bilden können. Unglaublich interessantes Thema. ( Da ich auch in dem Zusammenhang an meinen verstorbenen Mönch denke)


Dass Beifütterungen jedem Ziegenhalter selbst überlassen bleiben, ist doch klar. Dennoch empfinde ich die Aussage der Jungbäuerin als verwirrend- daher bitte ich erneut um Aufklärung seitens der Themenstarterin.

LG Elli


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Jungbaeuerin
Beiträge: 28
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Beitrag von Jungbaeuerin »

ich wollte damit folgendes sagen:

wir haben der betroffenen Ziege angesichts des vergleichsweise stark erhöten Selenwertes (in Verbindung mit ihrem schlechten Befinden natürlich) sowohl den Zugang zum Leckstein als auch das pulverförmige Zusatzmineral entzogen, das es bei uns immer wieder abwechselnd gibt, damit sie darüber kein Selen mehr aufnehmen kann (um die Überversorgung runter zu kriegen). Sie hat in der Diät ausschliesslich Heu bekommen. Die Mineralzusätze, die wir heute verwenden, hat mein Mann in über 15 Jahren Ziegenhaltung als passend und gesundheitsförderlich für unsere Ziegen rausgefunden. Deswegen wäre es verwunderlich, wenn das Gesundheitsproblem in der Fütterung einer "falschen" Mineralmischung wurzeln würde. Klar ist es nicht unmöglich.

Im ersten Beitrag habe ich dagegen nichts über den Entzug von Kraftfutter geschrieben, weil wir kein Kraftfutter füttern. Es ist ein großer Unterschied, ob man eine Geiß mit Kraftfutter überversorgt oder ob sie von Heu und Weide lebt und dabei eine Überversorgung (so nenne ich es übergangsweise, so lange da nichts raus ist) entwickelt. Es führt also in eine falsche Richtung, in diesem Threat über Kraftfutter zu wettern.

Was das Abszessgeschehen anbelangt: das hat sie erst entwickelt,
- als sie von den anderen Ziegen gemobbt worden ist und stürzte
- nachdem wir sie wieder in die Herde zurück gelassen haben
- als der Selenwert wieder stark abgesunken war
- weil wir sie zuvor wochenlang in eine Box gesperrt hatten, um sie separat zu füttern.

Ich kann halt auch nur bestmöglich versuchen aufzuschreiben, wie es war.

Ich meld mich mit dem Ergebnis wieder. Sollte ein Pathologe eine Fistel an der Speiseröhre nicht erkennen, hätte er wohl den Beruf verfehlt. Vor allem nachdem er eine DIN A4-Seite mit dem Vorbericht bekommen hat und das Loch in der Backe nicht zu übersehen ist.


ElliBesch
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Beitrag von ElliBesch »

Vielen Dank für die Informationen, Jungbäuerin.

Es bleibt spannend...


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Jungbaeuerin
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Beitrag von Jungbaeuerin »

Eilmeldung...

es war das Herz: Abszess-> Bakteriämie-> hochgradige Herzentzündung->Niereninfarkt->Tod. Ich schreib noch vor dem Wochenende, wie der Ablauf genau war (chronische Sache, akute Sepsis, woher genau dann Anämie? etc). Morgen ausführliches Gespräch mit dem Pathologen, danach Verhör mit dem TA. Und bevor wieder das Draufhauen losgeht: ja, wir hatten sie wegen dem Abszess antibiotisch behandelt - zwei verschiedene sogar. Und wir hatten früh eine Herzentzündung im Verdacht: keine Therapiemöglichkeit.


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