Lecksteine - Ja oder nein?

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Kimchi
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Lecksteine - Ja oder nein?

Beitrag von Kimchi »

Hallo zusammen!

Ich lese hier immer wieder, dass man Ziegen keine Lecksteine anbieten soll. Habe hier, im Netz und in Büchern nach Infos gesucht und widersprüchliche Aussagen gefunden. Auch widersprüchliche Aussagen von TierärztInnen...
Mag mir mal jemand erklären, warum man auf Lecksteine verzichten soll und ob dies alle Arten Lecksteine betrifft (z.B. auch Himalaya-Salz). Ich weiss z.B. vom Problem mit Harnröhrenverschlüssen bei Kastraten - kann mir jemand genau erklären, wie das entsteht?
Ich lese auch oft von Mangelerscheinungen und bin deshalb verunsichert. Kommen Mangelerscheinungen häufig vor und wie beugt man ihnen ohne Lecksteine vor? Wir haben unser eigenes Heu und kaufen fast nichts zu - falls unser Boden jetzt wenig Mineralien enthalten würde, wie kommen meine Ziegen an alle Nährstoffe? oder anders gefragt- wenn ich meinen Ziegen nur Sträucher, Kräuter, Gras, Heu von unserem Stück Land füttere ohne Steine, Zusätze etc., kann ich mich darauf verlassen, dass sie keine Mangelerscheinungen haben werden?


Manfred
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Re: Lecksteine - Ja oder nein?

Beitrag von Manfred »

Fragst du dazu 10 Leute, kriegst du mehr als 10 Antworten...

Das Problem bei Kastraten ist allgemein, dass sie weniger aktiv sind und daher leichter Probleme mit Überernährung kriegen.
"Harnleiterverstopfung" kommt von Nierensteinen, die auf Wanderschaft gehen und sich im engen Harnleiter festsetzen.
Bei der Bildung scheint das Verhältnis von Calcium zu Magnesium zu Phosphor in der Ernährung eine Rolle zu spielen.

Was Mangelerscheinungen durch die Ernährung rein aus Produkten eines Standorts angeht, ist der Kropf beim Menschen ein klassisches Beispiel.

Minerallecksteinen und pulverförmigen Mineralfuttermischungen ist gemein, dass die Tiere nicht selektieren, was aus der Mischung sie möchten.
Wenn die Masse auch noch Melasse (also Zucker) enthält, kann es z.B. vorkommen, dass die Tiere stark an den Leckstein gehen, um einen Eiweißüberschuss (z.B. aus jungen Gras bei trübem Wetter) durch Zuckeraufnahme zu kompensieren und dabei Mengen an Mineralien aufnehmen, die sie ungenutzt wieder ausscheiden.

Der Körper kann viel regulieren und ausgleichen und durch seine Puffer überbrücken, aber wenn es gar zu einseitig wird oder er von etwas dauerhaft viel zu wenig oder viel zu viel erhält, dann macht sich das halt irgendwann bemerkbar.

Ideal wäre eine Mineral-Bar mit diversen unterschiedlichen Einzelfuttermitteln, wo sich die Tiere selbst heraussuchten könnten, was ihnen gerade gut tut.
In D gibt es dazu bisher leider wenig bis keine Angebote. Am ehesten kriegt man noch Leckstein-Sets mit mehreren Steinen unterschiedlicher Zusammensetzung.

Pionier der Mineral Bars war der leider viel zu früh verstorbene US-Amerikaner Mark Bader.
Die von ihm gegründete Firma Free Choice Enterprises gibt es noch:
https://freechoiceminerals.com/
Dort kann man diverse Mineralstoffe, Vitamine, Spurenelemente kaufen.
Verfüttert werden die meist in selbst gebauten Holzkästen, die mit der Herde über die Weide gezogen werden.
Die Tiere lernen sehr schnell, die zum Schutz aufliegende Gummimatte anzuheben:





Ich hoffe, dass solche Anbieter auch in D verstärkt Fuß fassen.


Kimchi
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Re: Lecksteine - Ja oder nein?

Beitrag von Kimchi »

Wie spannend! Vielen Dank für Deine Antwort! :daumen:


Sepp
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Re: Lecksteine - Ja oder nein?

Beitrag von Sepp »

Ab und an hänge ich meinen Ziegen auch mal einen "Leckstein" hin. Die sind vom Siepmann(.net), für Ziegen. Kann man schön mit zwei Schrauben an die Stallwand schrauben. Die Ziegen gehen gerne dran. Ich hänge aber nicht sofort einen neuen hin wenn der leer ist, immer ein bisschen Pause dazwischen.


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