Erhöhung der Zellzahlen

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Elise
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Erhöhung der Zellzahlen

Beitrag von Elise »

Hallo, habe eine wichtige Frage, die hoffentlich kann beantwortet werden. Wenn die Zellzahlen bei der MLK erhöht sind, deutet dies auf eine Entzündung hin. Ist das richtig? Wenn man jetzt aber die erhöhten Zellzahlen "übersieht" und die Milch weiterhin verwertet, roh oder als Käse verarbeitet, was kann dann passieren? Muß feststellen, ich bleibe wieder nicht bei einer Frage. Die nächste: Bei welcher Zellzahl wirds denn kritisch? Denke an den Verbraucher, von der Ziege jetzt mal ganz abgesehen. Wie gesagt, erhöhte Zellzahl wurde "übersehen". Zellzahl ist nicht gleich Keimzahl? Hoffentlich haltet ihr mich jetzt nicht für blöd. Aber irgendwie muß man sich ja informieren (von "kompetenter" Seite konnte keine eindeutige Erklärung abgegeben werden). Nächste Frage: wo gebe ich Milchprobe ab, um feststellen zu lassen, daß die Rohmilch für mich als Verbraucher "astrein" ist? Vielen Dank für viele Antworten. Vlg Claudia


Hitzewelle
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Beitrag von Hitzewelle »

Hallo,

ich kann hier zwar nur von Kühen sprechen, aber bei Ziegen werden wohl die gleichen Werte gelten.

Die Zellzahl ist ein Indiz für die Eutergesundheit. Der Normalbereich liegt bei 100 000 Zellen (pro ml glaub ich). Ab 400 000 Zellen darf die Milch nicht mehr an die Molkerei geliefert werden bzw. es gibt dann sanktionen. Ich denk aber nicht, dass deshalb die Milch für den Normalverbraucher so schlecht ist, dass sie krank macht. Milch ist ja das bestgeprüfteste Lebensmittel.

Die Keimzahl ist dagegen ein Maß für die Melkhygiene. Wo genau du die Milch untersuchen lassen kannst, kann ich dir auch nicht sagen. Wenn man Mitglied beim LKV bzw Milchprüfring ist, wird sie automatisch jeden Monat untersucht aber das wird auch nicht billig sein.

Es gibt auch noch einen sog. Schalmtest, bei dem man die Milch mit einer bestimmten Flüssigkeit mischt, und dadurch an einer Flockenbildung und Schlierenbildung erkennt, ob die Zellzahl erhöht ist. Den gibt es im Landhandel zu kaufen. Wird nicht allzu teuer sein.


PatWi
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Beitrag von PatWi »

Hallo Elise,
es könnte eine Euterentzündung werden, wie hoch ist denn der Zellwert? Hat denn deine Ziege noch ältere Zickel die sie säugen muß, oder bist du vielleicht beim Melken etwas zu grob. Das wären evtl auch Ursachen.
Für die Milch gibt es Hygienekontrollen, wird zweimal im Monat gemacht , dort kann man dir auch Auskunft geben wie die Grenzwerte (ob Vorzugsmilch oder nicht) sind, zwecks Vermarktung. Desweiteren ist bei Abgabe ab Hof der Hinweis mitzuteilen , die Milch muß abgekocht werden .
mfg
patwi


Lafayette
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Beitrag von Lafayette »

Hallo Elise,

erhöhte Zellzahlen können auch mit dem Alter der Ziege zusammenhängen. Je älter, desto höher. Ich hatte bis letztes Jahr eine 12 Jahre alte Ziege. Sie war "Millionär"! Die Milch haben wir ganz normal mit verkäst und für uns genommen. War kein Problem, da die Keimzahl gering war. Bei jüngeren Tieren weist eine erhöhte Zellzahl zumindest auf eine Euterreizung oder sogar auf eine beginnende Mastitis hin. Man muß aber mit einem z. B. Schalmtest immer mal schauen, was überhaupt ein Normalwert für das einzelne Tier ist. Dann weiß man auch, was "erhöht" ist.

Die Zellzahlsache, über die Hitzewelle geschrieben hat, hat eher einen politischen Charakter.
In der Regel hatten wir in der Vergangenheit immer zuviel Milch in Deutschland, weil die überschüssigen Milchprodukte wie Butter und Magermilchpulver in die Intervention gegangen sind (und dann für einen Klicker und einen Knopf nach Russland) und die Milchpreise per Marktordnung geregelt waren und auch noch sind. Man hat zur Regulierung die Milchkontingente für die Betriebe geschaffen.

Als weiteres Regulativ zur indirekten Milchmengenverminderung hat man eben die Schwellen für die Zellgehalte so niedrig angesetzt, daß es einigen Betrieben sehr schwer gefallen ist, das einzuhalten. Etliche dieser Betriebe haben aufgegeben, zwar wurde dann das Kontingent an einen anderen Betrieb verkauft, aber der Strukturwandel ist indirekt angekurbelt worden. Man hat damit auch die produzierten Übermengen über das Kontingent hinaus bundesweit vermindert. Damit sind weniger Übermengen in die Intervention gegangen.
Intervention ist so ziemlich das Teuerste was man sich vorstellen kann. Der Staat kauft die Produkte zu einem inländischen, hohen Festpreis auf und verhökert oder verschenkt die Produkte dann an z. B. Russland oder Entwicklungsländer, nur um die Sachen loszuwerden und eben das Innlandspreisniveau hoch zu halten.
Also sind diese Zellgehaltschwellenwerte nicht am Tier orientiert, sondern eher agrarpolitisch festgelegt worden!

Die Sache mit den Agrarmarktordnungen ist recht kompliziert und für einen Laien schwer durchschaubar. Ich habe versucht die Umstände so einfach wie möglich zu schildern. Dennoch, wenn Fragen offen geblieben sind, so fragt einfach.

Grüßle
Lafayette


Hitzewelle
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Registriert: 11.04.2005, 09:59

Beitrag von Hitzewelle »

Im großen und ganzen stimme ich dem auch zu.
Als weiteres Regulativ zur indirekten Milchmengenverminderung hat man eben die Schwellen für die Zellgehalte so niedrig angesetzt, daß es einigen Betrieben sehr schwer gefallen ist, das einzuhalten
Da muss ich allerdings wiedersprechen. Der normale Zellzahlgehalt bei einem gesunden Tier liegt unter 100 000. Deswegen ist der Grenzwert doch schon recht hoch. Falls die Zellzahl über 100 000 steigt muss man davon ausgehen, dass mit dem Tier was nicht ganz in Ordnung ist. Klar kann es sein, dass er im Alter steigt. Aber der Normalfall sollte es nicht sein. Die Milch deiner Millionärin ist deswegen auch nicht schlecht und ich persönlich würde sie auch drinken. Aber ich würde mir Gedanken um die Gesundheit der Ziege machen.


Lafayette
Beiträge: 1256
Registriert: 13.05.2005, 12:53

Beitrag von Lafayette »

Hallo Hitzewelle,

diese Ziege ist mittlerweile im Ziegenhimmel. Sie war ziemlich verbraucht und ich wollte nicht zusehen wie sie dahinsiecht, daher habe ich es beenden lassen. Aber, diese Ziege hatte keine Euterentzündung und alle Organe und das Fleisch waren in Ordnung!

Du mußt zugeben, daß Milchkühe selten dieses Alter erreichen. Daher würde ich mal sagen, daß die empirische Datenlage beim Zellgehalt in dieser Altersgruppe dünn ist. Dann nochwas, sei ehrlich, wenn Kühe anfangen mit dem Alter dauerhaft erhöhte Zellzahlen zu haben, dann schlachtet man sie einfach weg! Man will ja nicht die verminderte Milchgeldauszahlung riskieren!
Mit Sicherheit ist der Zellgehalt bis 100.000 für Tiere, sagen wir bis zu einem Alter von 6-8 Jahren normal. Älter wird selten eine Kuh!
Die Zucht auf Lebensleistung hat sich bisher nur beim Fleckvieh und Braunvieh niedergeschlagen.
Puh, dieses Thema könnte man heftig diskutieren .... #bonk#.

Ich habe für mich eine These: Man hat der Ziegenhaltung das Zellzahl-Gerüst der Milchkuhhaltung einfach unreflektiert übergestülpt. Meine Vermutung ist, daß die Ziege von Natur aus einen etwas höheren Zellgehalt hat als eine Kuh!
Jedoch bin ich kein Herdbuchzüchter und habe daher nur meine Erfahrungen mit meinen Milchziegen, in unterschiedlichen Altersklassen und dem Schalmtest. Mich würde aber die Meinung der Herdbuchzüchter(innen) zu diesem Thema sehr interessieren. Hier müßten ja empirische Daten zum Zellgehalt der Milch vorliegen.

Es grüßt Euch
Lafayette


Elise
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Zellzahlen

Beitrag von Elise »

Hallo, ehrlich gesagt habe ich mehr Beiträge zu diesem Thema erwartet. Kanns sein, daß man sich da nicht so dran traut? Oder man weiß es nicht oder nicht besser? Ich befürchte, daß das ganze ungefähr so abläuft wie bei einer Schafherde, 1 Schaf läuft vor und alle anderen hinterher. Wenn man einseitig Auskunft erhält, und dies sich irgendwie alles logisch anhört, glaubt man es auch (bis man auf die Nase fällt). Dann fängt man an zu bohren und es kommen die abenteuerlichsten Werte zu Tage.
Ergebnis: Ich werde weiter bohren, d. h. werde versuchen an verwertbare Informationen dran zu kommen und sie dann weitergeben. Danke für alle Antworten. Vlg Claudia


Hitzewelle
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Beitrag von Hitzewelle »

Lafayette hat geschrieben:Die Zucht auf Lebensleistung hat sich bisher nur beim Fleckvieh und Braunvieh niedergeschlagen.

Ich habe für mich eine These: Man hat der Ziegenhaltung das Zellzahl-Gerüst der Milchkuhhaltung einfach unreflektiert übergestülpt. Meine Vermutung ist, daß die Ziege von Natur aus einen etwas höheren Zellgehalt hat als eine Kuh!
Jedoch bin ich kein Herdbuchzüchter und habe daher nur meine Erfahrungen mit meinen Milchziegen, in unterschiedlichen Altersklassen und dem Schalmtest. Mich würde aber die Meinung der Herdbuchzüchter(innen) zu diesem Thema sehr interessieren. Hier müßten ja empirische Daten zum Zellgehalt der Milch vorliegen.
Hallo,

ich komme aus Franken, und hier sind ja die Fleckviehkühe sehr weit verbreitet. Wir selbst hatten bis vor 10 Jahren noch 25 Milchkühe und auch ne ganz gute Milch- und Lebensleistung.

Ich habe Landwirtschaft gelernt und war dabei ein Jahr auf einem Betrieb mit Milchkühen und 80 Milchziegen. Bei diesen wurde auch jeden Monat (wie bei den Kühen) eine Milchmengenmessung gemacht und auch Milchproben gezogen. Die Ziegen waren meist auch nicht mehr die jüngsten (die können ja allgemein auch länger Leistungen bringen als Kühe). Es wurden jährlich höchstens 10 Jungziegen zur Nachzucht aufgezogen, also im durchschnitt werden sie über 8 Jahre alt. In der Zeit ist mir jedenfalls nichts zu Ohren gekommen, dass der Betrieb irgendwelche Probleme mit den "niedrigen" Grenzen bei den Zellzahlen gahabt hat. Genaue Werte kann ich leider nicht mehr sagen.

Wollte nur mal aus meiner Erfahrung berichten, vielleicht hat auch jemand andere?


Elise
Beiträge: 1768
Registriert: 21.08.2005, 17:49

Zellzahlen und mehr

Beitrag von Elise »

Hallo, kann 2 Informationsquellen weitergeben

<!-- w --><a class="postlink" href="http://www.lwk-we.de/w">www.lwk-we.de/w</a><!-- w --> 6707.htm
<!-- w --><a class="postlink" href="http://www.ak-ernaehrung-de/forschung/z ... df</a><!-- w -->

Vlg Claudia


Nicola
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Registriert: 12.11.2001, 00:00

Beitrag von Nicola »

Hallo,
mir hat man erklärt, daß der Zellgehalt in der Ziegenmilch nicht vergleichbar ist mit Kuhmilch. Bis 500.000 wäre alles ok (manchmal wurde dieser Wert aber auch 4-fach überschritten, ohne daß mir eine Qualitätseinbuße sichtbar geworden wäre).
Der Euter der Ziege ist recht empfindlich und mit zunehmender Länge der Laktation steigt die Zellzahl immer.
Beim Handmelken ist sie höher als mit Maschiene.

Mir wurde geraten gar nicht so genau darauf zu achten, sondern lieber den Harnstoffgehalt im Auge zu behalten (den Grenzwert habe ich aber auch nicht parat #bonk# )

Ich verlaß mich auch lieber auf die augenscheinliche Milchqualität im Vormelkbecher und bin damit immer gut gefahren - ich vermarkte aber auch nicht.

Liebe Grüße
Nicola


Man sollte nicht anstreben, über den Dingen zu stehen, sondern viel mehr versuchen, ein Teil von ihnen zu werden.
unsere neue Homepage: http://www.hundepension-berg.de !!!!!!
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