Bösartige Verstopfung

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Lafayette
Beiträge: 1256
Registriert: 13.05.2005, 12:53

Beitrag von Lafayette »

Hallo Claudia,

sie trinkt, aber nicht genug. Wir helfen mit einer Weinflasche nach, zudem kommt jeden Tag eine Infusion mit Gucose dran. Mittlerweile ist sie wirklich entkräftet, nimmt aber die Umwelt noch aktiv wahr. Sie frißt immer mal wieder ein paar Stängel Heu, frische Ästchen und etwas Gras. Heute Morgen lagen eine Hand voll Köttel im Stall. In Magen und Darm tut sich was. Sie hat mich angerülpst und mit dem Stetoskop habe ich Verdauungsgeräusche gehört. Noch lange nicht so wie bei einem gesunden Tier, aber mehr wie vor zwei Tagen. Deshalb möchte ich es noch nicht beenden.
Heute Mittag lassen wir alles was an Glucose da ist reinlaufen, damit mehr Energie in das Tier kommt.

Die Lämmer sind von der Flasche immernoch nicht begeistert, aber so rund 50 - 100 ml bekomme ich rein. Tagsüber gibt es dann im Stundentakt die Pulle. Zum Glück haben meine alten Ladies massenhaft Milch, die ich gleich körperwarm weitergeben kann. Urlaub habe ich auch, und so ist jetzt genug Zeit da um meine Sorgenkinder aufzupäppeln.

Danke für Euer Mitgefühl!
Grüßle
Lafayette


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hi,

Tipp zum Pansensaft klauen:

ich greife mit der einen Hand (links, da ich Rechtshänder bin) ganz energisch über die Nase auf Höhe der Backenzähne. Dabei, fies wie ich bin :) , drücke ich mit mit Zeige- und Mittelfinger etwas Backenfleisch der Ziege nach innen in Richtung Backenzähne. Dadurch macht sie nicht so schnell das Maul wieder zu.

Nun mit Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand von vorne, entlang der Zungenmitte (blos von den Backenzähnen wegbleiben) in's Maul fassen, Zunge dabei etwas runterdrücken, dann können sie nicht so schnell wieder abschlucken und den Futtterbrei rausholen. Wenn man darauf achtet, mit den Fingern an der Innenkante der Backenzähne zu bleiben und in der Zahnlücke zwischen Schneidezähnen und Backenzähnen in's Maul greift, geht's ganz gut.

Gruss

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Ice21
Beiträge: 283
Registriert: 02.01.2006, 21:35

Beitrag von Ice21 »

Ich hab beim Schaf (einem gesunden natürlich) mittels weichem Schlauch Pansenflüssigkeit abgesaugt (schmeckt eklig!) und einem kranken Lamm gegeben. Kein Medikament, noch Pansenstarter hat geholfen...die Pansenflüssigkeit sofort!


lieben Gruß

Ulrike & Zoo
Lafayette
Beiträge: 1256
Registriert: 13.05.2005, 12:53

Beitrag von Lafayette »

Ein trauriges Hallo!

im Lauf des gestrigen Tages ging es Curley immer schlecher. Sie wollte nicht mehr aufstehen. Die Infusionen haben es nicht wirklich verbessert. Es gab auch praktisch keine Stelle mehr, wo ich hätte hinstechen können. Sie hat ihre Lämmer auch nicht mehr saufen lassen. Das Bild war heute Morgen unverändert und so haben mein Mann und ich beschlossen dem Leid ein Ende zu bereiten.

Sofern es sich vermeiden läßt, lasse ich kein Tier einschläfern, und so war gegen Mittag unser Metzger, der auch gleichzeitig Landwirt und Jäger ist, da. Auch er war der Meinung, daß es an der Zeit war. Wirklich nett war, daß er mir erzählt hat, daß er selber immer um das Leben seiner Mutterkühe und Kälber kämpft, und ihm der TA (wir haben denselben) sagt, daß es an der Zeit ist.

Ja, als ich an den Stall kam, lag meine Maggie da und stand nicht mehr auf. Fressen wollte sie noch, aber eben nicht mehr aufstehen. Heute Morgen war noch alles o.k.. Das hatte ich gerade noch gebraucht. Wieder den TA angerufen.
TÄ, wieder aus dem Urlaub da, hat auf Milchfieber getippt wie der Landwirt, Metzger, Jäger (saublöd, aber Namen muß nicht unbedingt genannt werden) auch. Maggie hat Calcium bekommen und ist zum Glück wieder richtig fit. Letztendlich paßt es auch ins Bild. Sie hat das Mineralfutter ungern gefressen und gibt über fünf Liter Milch am Tag.

Meine TÄ hat darum gebeten, die tote Ziege öffnen zu dürfen, um zu schauen, was mit dem Tier wirklich los war. Labmagenverdrehung oder doch Fremdkörper standen im Raum.
Tja, was soll ich Euch sagen, sowas habe ich noch nie gesehen, oder davon gehört.
Aus dem Bauchraum kamen mehr als 10 kg merkwürdig strukturiertes Fettgewebe. Die Leber war von der Struktur nicht in Ordnung, aber eine Fettleber war es nicht. Die TÄ hat Gewebeproben mitgenommen. Ihr war eine solche Verfettung bei kleinen Wiederkäuern auch noch nie untergekommen, sie meinte aber, daß sie ähnliches schon bei äußerlich schlanken Katzen und Hunden gesehen hätte. Es handelte sich da um eine massive Stoffwechselstörung.

Jetzt mache ich mir schon Vorwürfe, ob ich Curley zu gut gefüttert habe. Andererseits sind die anderen vier weiblichen Ziegen wesentlich schlanker wie Curley direkt nach der Geburt und sie hat obendrein nur die Hälfte dessen an Futter bekommen, was in die großen englischen Toggenburger hineingewandert ist. Ihre Vollschwester dagegen ist bei gleicher Futtermenge ganz normal. Ich bin traurig und wirklich ratlos.

Die Lämmer sind immer noch keine Fläschchenliebhaber. Sie liegen gerade schlafend im gereinigten und eingestreuten Sandkasten meiner Tochter bei uns im Bad. Solange bis das endlich gut mit der Flasche klappt, bleiben sie bei uns in der Wohnung. Dann dürfen sie zurück zur Herde und den Geschwisterchen.

Mein Mann stellt mir gerade die warme Milchflasche neben den PC. Ich muß jetzt füttern...

Heute nicht gut drauf, aber trotzdem liebe Grüße an Euch
Lafayette


Ice21
Beiträge: 283
Registriert: 02.01.2006, 21:35

Beitrag von Ice21 »

*cry*
...fühl Dich gedrückt...


lieben Gruß

Ulrike & Zoo
C.Andrea

Beitrag von C.Andrea »

Ach menno... *cry* wie schade...
Es ist schrecklich, wenn man so kämpft und dann doch verliert! Aber mache Dir jetzt bitte keine Vorwürfe, Du hast alles getan, was man nur tun konnte für das Tier und an der Fütterung liegt es nicht in dem Sinn, vielleicht hätte sie mit ihrer Stoffwechselstörung tatsächlich eine andere Fütterung gebraucht, aber wie um Himmels Willen hättest Du das ahnen können? Du kannst doch nicht in das Tier reinsehen!
Ich wünsche Dir viel Kraft und drücke die Daumen für die Kleinen!
L.G. Andrea


schuehlw
Beiträge: 2139
Registriert: 24.02.2003, 22:40

Beitrag von schuehlw »

Hallo Lafayette,
es tut mir sehr leid für Dich und ich wünsch Dir Kraft und Mut!
Mach Dir keine Vorwürfe, so wie Du gekämpft und gerungen hast!
Bin so froh, um eine solche "Erfahrung" bisher rumgekommen zu sein.

Viele Liebe Grüße Werner


"Du bist zeitlebens für das verantwortlich,
was du dir vertraut gemacht hast!"
Bunz

Beitrag von Bunz »

Hallo Lafayette,
ich fühle mit Dir. Aber es geht weiter. Jetzt geht es um die Lämmer. Dazu zwei Sachen, und bitte nicht auslachen, wenn es für Dich alte Hüte sind.
Die Milch muß ordentlich warm sein. Ich mache es so, daß ich sie nach dem Melken nochmal warm mache (mit Thermometer), denn sie kühlt während des Melkens aus. Weiterhin trinken meine Flaschenlämmer aus der Schüssel. Wie man das schafft, mußt du meine Frau fragen. Nach meinen oft vergeblichen Versuchen schnappt sie sich das Tier und nach drei Minuten trinkt es aus der Schüssel, was ich mit der Flasche nicht 'reinkriege. Da ich die Schüssel mit erwärme, hält die Milch auch die Wärme.
lg
Bunz


Loise

Beitrag von Loise »

Hallo Lafayette!

Leider geht es trotz aller Bemühungen manchmal auch so aus. Kann sehr gut nachempfinden wie es dir geht. Bei uns gings diesen Winter zwar nicht um kranke Ziegen, sondern um Hochlandrinderkälber.....5 von 7 sind sofort nach der Geburt verstorben. Die restlichen zwei hab ich wechselweise im Wohnzimmer oder Büro zum großziehen.

Wenn mich jetzt auch einige User steinigen....ich halte nichts von "Schüsseltränken". Anfangs ist es zwar noch nicht relevant, da nur der Labmagen ausgebildet ist, aber später in der Aufzucht kommt durch das "Saugen an der Zitze" die Milch direkt an ihren Bestimmungsort, nämlich den Labmagen. Wir hatten heuer den umgekehrten Fall....zwei AN-Kitze liebten ihre Flasche so sehr, dass ich mich nach dem Absetzen von Milch hinreißen ließ ihnen warmes Wasser aus dem Nuckelkübel anzubieten...die Folge: schwere Anämie, da sich die Blutkörperchen zersetzten. Das Symtom war blutiger Harn. Langwierige Untersuchungen folgten, Antibiotika wurden verabreicht, da das Labor einen Verdacht auf Anaplasmose äußerte. Der Zustand blieb aber lange Zeit gleich, bis ich einen Geistesblitz hatte und das Wasser im Nuckelkübel wegließ. Seit diesem Tag ist alles in Ordnung.

Bleib bei deinen Zwergen mit der Flasche hartnäckig....oder probier vielleicht eine ander Art von Sauger. Für meine Hochlandrinderkälber probierte ich 7 verschiedene aus. Jetzt habe ich den Favoriten (eine Flasche aus Neuseeland) immer in zweifacher Ausführung zu Hause.

Alles liebe und viel Glück
Jutta


Lafayette
Beiträge: 1256
Registriert: 13.05.2005, 12:53

Beitrag von Lafayette »

Hallo und vielen Dank für Euer Mitgefühl. Tut wirklich gut :).

Gestern Abend habe ich mich dann mit einer Flasche Rotwein und einer Tafel Schokolade auf's Sofa zurückgezogen. Seelenmassage von innen sozusagen.

So selten hartnäckige Lämmer habe ich auch noch nicht gehabt. Drei Saugertypen habe ich da, aber am Besten klappt es mit dem zylindrischen Kautschuksauger und der 450 ml Pulle. Wir bekommen so wenig in die Lämmer rein, so daß wir tagsüber jede Stunde füttern.
Heute Mittag, also gleich wenn ich fertig geschrieben habe, fahren wir an den Stall. Wir nehmen die Lämmer mit und lassen sie zu den Geschwistern in den Lämmerschlupf. Sie sollen nicht denken, daß sie Menschen seien, nur weil sie uns so interessiert beim auf die Toilette gehen zugucken *g*.

Bunz, das mit dem Nachwärmen werde ich probieren. Aus dem Schüsselchen tränken funktioniert nicht. Sie mögen meine Finger nicht und ich bekomme den Kopf garnicht in Richtung Schüssel. Zum Glück ist unser Bad bis fast unter die Decke gekachelt *roll* .

Nu' muß ich los...
Grüßle
Lafayette


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