wurmkur

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Nickname

wurmkur

Beitrag von Nickname »

hallo

kann man PANACUR für milchziegen verwenden, wenn ja wie wird es angewandt müssen die tiere vorher hungern oder gibt es noch bessere wurmmittel??

danke für eure antworten josef


schuehlw
Beiträge: 2139
Registriert: 24.02.2003, 22:40

Beitrag von schuehlw »

Hallo Josef,
es gibt nicht die "besseren" oder "schlechteren" Wurmmittel.
Fast hätte ich jetzt wieder auf die Suchfunktion verwiesen, sorry, aber es wurde hier schon unendlich viel und unendlich oft über dieses Thema geschrieben. Versuch mal in Kurzform:
1.) Wurmkur nur wenn nötig
-d.h., wenn eindeutig Befall vorliegt, bzw. durch Kotuntersuchung festgestellt.
2.) Mittel nach vorliegender Parasitenart auswählen
3.) Wirkstoffgruppe (Benzimidazole, Levamisole, Avermectine usw.) nach 1 Jahr wechseln, weil sich sonst Resistenzen bilden. Am ehesten bei Benzimidazolen
4.) Normalerweise entwurmen im Frühjahr vor Weideaustrieb, sowie im Herbst vor Aufstallung.
5.) Stall 4-5Tage nach Entwurmung ausmisten und kalken
6.) Weide frühestens nach 3 Wochen (besser später) wiederbelegen.
Guck mal unter FAQ, da müsste auch was zu finden sein.
Du fragst nach Panacur:
Panacur gehört zur Benzimidazolgruppe und hat den Hauptwirkstoff Fenbendazol. Der grundlegende Mechanismus der anthelminthischen Wirkung von Fenbendazol ist eine Hemmung der Polymerisation von Tubulin zu Mikrotubuli. Dadurch werden wichtige strukturelle Eigenschaften der Helminthenzelle beeinträchtigt, wie die Ausbildung des Zytoskeletts, die Spindelbildung bei der Mitose sowie Aufnahme und intrazellulärer Transport von Nährstoffen und Stoffwechselsubstraten. Als Folge kommt es zu einer Erschöpfung der Energiereserven mit nachfolgendem Absterben des Parasiten und seiner Expulsion nach 2 - 3 Tagen.
Fenbendazol besitzt eine ovizide Wirkung, die nach ca. 8 Stunden infolge einer Störung der Spindelbildung und des Metabolismus während der Embryogenese eintritt. Fenbendazol ist hochwirksam gegen adulte und immature Magen-Darm-Nematoden und Lungenwürmer, sowie gegen inhibierte und histotrope Larvenstadien. Darüber hinaus zeigt Fenbendazol eine gute Wirksamkeit gegen verschiedene Bandwurmarten. Panacur® Suspension 2.5% ist gut verträglich und kann auch während der Trächtigkeit verabreicht werden.
Wartezeit Milch 6Tage, Fleisch 14 Tage. Dosierung 5mg/Kg Körpergewicht
bei Bandwurmbefall doppelte Dosis
Hungern nicht erforderlich, da der Wirkstoff bei Widerkäuern eh länger verweilt, als bei Tieren mit einhöhligen Mägen.
Du siehst: Klare, kurze Frage=Klare, kurze Antwort :wink:
Viele Grüße Werner


"Du bist zeitlebens für das verantwortlich,
was du dir vertraut gemacht hast!"
ClaudiaH
Beiträge: 1256
Registriert: 14.09.2005, 23:24

Beitrag von ClaudiaH »

Hallo Josef,

aus leidvoller Erfahrung: Laß eine Kotprobe untersuchen!!! Bei entsprechender Indikation (!) kann Panacur für Milchziegen verwendet werden, das gibt es auch für Nutztiere, nicht nur für Hunde. Ich weiß jetzt aber nichts über die Wartezeit bei der Milch.

Grundsätzlich müssen die Tiere vorher nicht hungern, man verabreicht das Mittel einfach nach Anweisung und gut ist.

Wenn du es ganz perfekt machen willst:

1. Kotprobe
2. Wurmkur aussuchen:
- welche Würmer?
- wie lange ist die Wartezeit bei Milch und Fleisch?
- wie soll sie verabreicht werden (gespritzt, oral als Bolus, über die
Tränke, pour on)? Als Einzeldosis ist es wesentlich besser zu steuern,
daß alle die richtige Menge bekommen!
3. Gewicht der Ziegen bestimmen (s.auch <!-- w --><a class="postlink" href="http://www.working-goats.de">www.working-goats.de</a><!-- w -->, da ist
eine Tabelle zur Gewichtsbestimmung
4. Wurmkur in der doppelten (!) Schafdosis geben
5. nach zwei Wochen erneut Kotprobe untersuchen lassen, wenn noch
Wurmeier zu finden sind, zwei Wochen später erneut entwurmen
6. erst NACH erfolgreicher Entwurmung auf eine saubere Weide stellen
7. Ställe auskärchern (zusammen mit der Wurmkur)

Ich hoffe, ich habe nix vergessen, aber da wird sich schon jemand zu Wort melden.

Liebe Grüße,
Claudia


Angoraziege
Beiträge: 550
Registriert: 20.08.2003, 21:37

Beitrag von Angoraziege »

Hallo Josef!

Grundsätzlich ist es nicht verkehrt, die Tiere einen halben Tag vor der Wurmkur Hungern zu lassen, dann wirken die Mittel besser.
Allerdings machen wir das auch nicht.


@ Werner

Wo hast Du das her?
Weißt Du das alles so oder hast Du den Beipackzettel abgeschrieben.
Bin echt beeindruckt.
Das ist ne klasse Erklärung.

Liebe Grüße
Damaris


Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
ClaudiaH
Beiträge: 1256
Registriert: 14.09.2005, 23:24

Beitrag von ClaudiaH »

Hallo,

@Werner, die Resistenzen bilden sich nicht, weil man dasselbe Mittel benutzt, sondern weil die Entwurmung nicht gründlich durchgeführt wurde. Und man z.B. nach drei Wochen die Weide wieder belegt. Am besten soll die Fläche einmal totfrieren. Wenn man den Druck so niedrig wie möglich hält, sollte man auch um die Resistenzen herumkommen. Was nicht heißt, daß es nicht ratsam ist, in Abständen die Wirkstoffgruppe zu wechseln. Nur ist es eben so, daß sich bei unsachgemäßer Entwurmung Resistenzen auf alle Wirkstoffgruppen bilden können.

Übrigens glaub ich bald, Du lachst dir immer mächtig ins Fäustchen, wenn du solche Erklärungen schreibst....

Liebe Grüße,
Claudia


Loise

Beitrag von Loise »

Hallo Claudia!

Durchfrieren der Weide hilft nur bedingt...viele Wurmarten gehen den Winter über einfach als Larve in ein Ruhestadium und wachen dann im Frühjahr auf um ganz normal weiterzumachen.

Bei uns in Österreich ist Panacur schon seit einiger Zeit ad acta gelegt, da es fast überall Resistenzen gibt.

Und nicht nur Unterdosierung macht Resistenzen, sondern auch die unwahrscheinliche Anpassung dieser Parasiten.

LG Jutta


ClaudiaH
Beiträge: 1256
Registriert: 14.09.2005, 23:24

Beitrag von ClaudiaH »

Hallo,

mir ist natürlich klar, daß die Resistenzen trotzdem entstehen können. Hier ist das Thema nicht unbedingt aktuell, aber ich werde mal meine TÄ befragen, wie es sich damit verhält. So weit ich weiß, haben wir hier in der Gegend keine Probleme damit. Wenn man da entsprechend konsequent ist, sollte man dauerhaft gesehen wenig Schwierigkeiten haben.

Aber ich mußte auch erst aus Erfahrung klug werden....

Liebe Grüße,
Claudia


schuehlw
Beiträge: 2139
Registriert: 24.02.2003, 22:40

Beitrag von schuehlw »

Hallo Damaris,
aus meiner Lieblinsseite <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.vetpharm.unizh.ch/">http://w ... h/</a><!-- m -->
-rauskopiert und Strg/V gedrückt.
"Es ist alles nur gestolen und geraubt
Entschuldigung, das hab ich mir erlaubt!"
Hallo Claudia,
ja, manchmal macht das Forum sogar Spaß :wink:
Resistenzen sind bei Benzimidazolen am häufigsten.
Unterdosierung-ok-ein Grund.
Aber problematischer ist die Weiterentwicklung der bösen Würmer!
Hallo Jutta,
hast vollkommen Recht!
Wer´s hat: Im FORUM (Zeitschrift aus der Schweiz über kleine Widerkäuer) stand ein sehr ausführlicher Artikel darüber.
Hallo Josef,
hast Du das alles überhaupt gelesen und ist alles klar??? *?*
Gruß Werner


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was du dir vertraut gemacht hast!"
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