RE: Dauermelken - eine gesundheitl. Belastung ?

Ines
Beiträge: 799
Registriert: 19.04.2001, 00:00

RE: Dauermelken - eine gesundheitl. Belastung ?

Beitrag von Ines »

Nein Sandra, ich weiß nicht, daß Du Tierärztin bist.
Wir haben nur schon öfter erwähnt, daß es hier und auch woanders wenige Tierärzte gibt, die sich mit kleinen Wiederkäurn gut auskennen, sind schnell bei ein paar Vitaminen oder gar Glukokortikoiden und Antibiotika. Die leichteren Sorgen werden nur hier ernstgenommen. Die Tierärzte für Hund und Katze machen nicht gern Wiederkäuer und die Stallärzte oft Massen Kühe aber nicht unser Kleinvieh.<br><br>______________<br><br>Liebe Grüße Ines


Sandra
Beiträge: 389
Registriert: 15.01.2002, 00:00

RE: Dauermelken - eine gesundheitl. Belastung ?

Beitrag von Sandra »

Hallo Ines

Dachte mit wenigen meinst du die Leute hier und nicht die Tierärzte ;-) Ich selber bin keine Tierärztin, aber zum Glück habe ich die Chance, bei meinem TA zwischendurch, wenn es die Zeit zulässt, auszuhelfen und in verschiedene Betriebe zu gehen. Er ist sehr erfahren, was Ziegen anbelangt, da doch sehr viele hier im Oberland Ziegen halten. Mit den ZZ ist er auch ein bisschen weiter, da ich ihm die zuständigen Ämter in Afrika zuhalten konnte.

Nur will ich mich nicht auf alle Ziegen auslegen, sondern nur speziell auf ZZ. Zudem bin ich halt sehr Naturverbunden und kann dann oft das "Maul" nicht halten. Ich weiss, das ich die Welt nicht ändern kann, aber unsere Umwelt, die Industrie und die Vermarktung machen mir halt Sorgen und da möchte ich halt meinen Teil beitragen :-)

liebe Grüsse
Sandra


Jagure
Beiträge: 8
Registriert: 12.11.2008, 11:16

Re: RE: Dauermelken - eine gesundheitl. Belastung ?

Beitrag von Jagure »

Es würde mich ja sehr freuen, wenn ich dieses Thema wiederbeleben könnte - wenn sich Christoph melden würde, der ja nun wahrscheinlich schon über jahrelange Durchmelkerfahrung verfügt, wäre das ganz toll.
Alle Durchmelker würde ich bitten, mir Ihre Erfahrungen mitzuteilen, denn leider ist über das Thema nicht viel Literatur auftreibbar.

Meine Situation: Ich würde mir gerne 2 Milchziegen zulegen, denen ich ca.500 m² Weidefläche (Wiese mit Sträuchern) und einen Stall für Nacht und Winter bieten kann. Heu und Kraftfutter müsste ich zukaufen. Die Milch würde ich gerne zur Selbstversorgung verwenden - also ½ bis 1l/Ziege/Tag das würde vollkommen genügen, ists mehr würde ich gerne Käse machen.
Durchmelken möchte ich, weil ich mehr als 2 Ziegen nicht halten mag/kann, es mir andererseits aber sehr schwer fallen würde ein Zicklein herzugeben. Da das Thema immer wieder Emotionen auslöst, möchte ich gleich klarstellen, dass ich niemanden verurteile der Ziegen schlachtet - nur für mich ist das kein gangbarer Weg.

Nun meine Fragen:
1) Schadet der Ziege das Durchmelken über viele Jahre?
2) Wenn ich mir auf Milchleistung hin gezüchtete Ziegen - habe an WDE, BDE od. Saanenziegen gedacht - kaufe, die schon zumindest einmal Junge gehabt haben, wie wahrscheinlich ist es dann, dass ich diese über viele Jahre ohne neuerliche Deckung melken kann?
3) Wie alt sollten die Ziegen idealerweise sein? - Sollten sie einmal od. schon mehrmals Junge gehabt haben?
4) Mit welcher Milchmenge kann man nach 4-5 Jahren Durchmelken rechnen?
5) Wie ist es nun besser - im Winter trockenstellen oder nicht; oder soll man sich einfach nach der Ziege richten, ob sie weiterhin Milch gibt oder eben nicht?
6) Wie geht man, wenn man die Ziege trockengestellt hat, im Frühjahr beim Anmelken vor?
7) Mit welchem Alter ist damit zu rechnen, dass die Ziege keine Milch mehr gibt bzw. ab welchem Alter sollte die Ziege nicht mehr gemolken werden?

Würde mich sehr freuen, wenn sich Durchmelker finden, die mir über ihre Erfahrungen berichten.
Liebe Grüße
Inge


RoteRübe
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Registriert: 27.12.2005, 16:03

Re: RE: Dauermelken - eine gesundheitl. Belastung ?

Beitrag von RoteRübe »

Hallo Inge,
als langjähriger, bekennender "Dauermelker" ....nur kurz:
Ich bin ziemlich sicher, dass jährliche Trächtigkeit deutlich belastender ist als Dauermelken; Schäden für mich keine erkennbar; müsste bei allen zumindest einmal trächtigen Milchziegen (WDE/Saanen/BDE) möglich sein; mir wurde empfohlen, alle 3-4 Jahre eine kurze Winter - Melkpause einzulegen; Anmelken im darauffolgenden Frühjahr problemlos möglich.
Dauerhafter Milchfluss ist eine Energie - Zusatzleistung d.h. die Milchmenge, die deine Ziege geben wird, ist sehr abhängig von den Lebensbedingungen, die du ihr schaffst: Jede Belastung (Kälte, Verwurmung, schlechtes Futter, auch soziale Belastung), die Energie für lebensnotwendige Vorgänge frisst, wirkt sich sofort und direkt auf deine Milchmenge aus; ich vermute, dass , wenn die Lebensbedingungen für deine Ziege nicht oder nicht mehr stimmen (z.B. wegen Alter oder Krankheit), diese Energiezusatzleistung einfach eingestellt wird (bei mir noch nicht passiert..).
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen !
Solidarische Grüße
Christoph


Jagure
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Registriert: 12.11.2008, 11:16

Re: RE: Dauermelken - eine gesundheitl. Belastung ?

Beitrag von Jagure »

Vielen Dank Christoph - du hast mir viel Mut gemacht für mein Vorhaben. Könntest du mir vielleicht noch sagen, über wie viele Jahre du deine Ziegen schon durchmelkst? - Ich habe nämlich bisher immer nur von Zeiträumen bis maximal 3 Jahre gelesen und es würde mich sehr interessieren ob es - natürlich, wie du schreibst, unter günstigen Bedingungen - auch länger möglich ist.
Vielen Dank nochmals und liebe Grüße
Inge


Elise
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Re: RE: Dauermelken - eine gesundheitl. Belastung ?

Beitrag von Elise »

Hallo Inge, als ich mir meine ersten beiden Milchziegen gekauft habe, war der Gedanke an das Durchmelken (gib das mal als Suchbegriff ein) meine erste Frage hier im Forum. Ich habe meine Inge drei Jahre gemolken, zwischendurch war sie Amme, wenn Mehrlinge da waren. Hat super funktioniert. Aber nicht jede Ziege läßt sich so einfach durchmelken.
Die von dir angegebenene Weidefläche reicht für zwei Milchziegen auf Dauer nicht aus.

Vlg Claudia


Jagure
Beiträge: 8
Registriert: 12.11.2008, 11:16

Re: RE: Dauermelken - eine gesundheitl. Belastung ?

Beitrag von Jagure »

Claudia, herzlichen Dank für deinen Beitrag. Ich hätte gedacht, dass ich die etwas zu kleine Weidefläche, durch anderes Futter (Heu, Gemüse, Obst) ausgleichen kann - lieg ich da falsch? Wieviel Fläche sollte denn zur Verfügung stehen?
Liebe Grüße
Inge


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Re: RE: Dauermelken - eine gesundheitl. Belastung ?

Beitrag von sanhestar »

Hallo Inge,

auch wenn Du die zu kleine Fläche durch Zusatzfutter ausgleichen kannst/könntest, kommen dann noch andere Punkte wie überhöhter Parasitendruck durch den Kot, Zerstörung der Grasnarbe, Verarmung der Arten, Zerstörung von Bäumen, Hecken, Büschen, usw. hinzu.

Mal ganz davon abgesehen, dass Ziegen naturgemäß grosse Strecken zurücklegen und das mangelnde Platzangebot ihrer Gesundheit und ihrem Bewegungsdrang nicht entgegenkommt.

Bitte schau mal in die Suchfunktion, das Thema "angemessene Weidegrösse" hatten wir schon oft.

Gruss


Sabine M.H.
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Jagure
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Registriert: 12.11.2008, 11:16

Re: RE: Dauermelken - eine gesundheitl. Belastung ?

Beitrag von Jagure »

Danke für die Hinweise zur Weidefläche. Ich hab mir das im Forum durchgesehen - die empfohlenen Angaben variieren sehr stark. Fridolin schreibt am 25.05.07: Die Größe passt als Weidefläche, wenn man sie teilt. Wir haben 3000qm zu Verfügung und das langt für 13 Tiere. Da läge ich nicht so weit davon entfernt. Aber ich kann die 3 geplanten Weiden auch größer anlegen - dazu müssen nur einige Obstbäume gegen Verbiss geschützt werden.
Schöne Grüße
Inge


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Re: RE: Dauermelken - eine gesundheitl. Belastung ?

Beitrag von sanhestar »

Hallo Inge,

als Richtlinie für Landwirte gilt:

pro Hektar Grünfläche max. 1 Großvieheinheit = 1 Kuh oder 10 Ziegen.

Altbewährter Dreisatz:

10.000 qm = 10 Tiere
x qm = 2 Tiere

2000 qm für 2 Ziegen.

Diese Flächenangabe gilt inkl. Heugewinnung (ach ja, wie willst Du das handhaben, lagern, etc.?), ohne diese sollten es aber doch mind. 1000 qm sein.

Gruss


Sabine M.H.
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