Bläschen an Lippen und Nase

Hinweis: Dieses Forum ersetzt nicht den Gang zum Tierarzt!
Moritz

Beitrag von Moritz »

Panikmache?
Bei viralen Erkrankungen mit möglicher Gefahr für die Halterin fühle ich mich verpflichtet, auch damit andere nachdenklich werden, nicht über PN, sondern im Forum direkt zu schreiben.

Bei Lippengrind reicht Immunisierung über Muttermilch nicht.

Was es ist, wissen wir bisher nicht.

Bei schwachem Immunsystem (ist hier gegeben), Sandra (Saarland), mit antibiotischer Salbe die Bläschen behandeln, damit nicht noch eine Mischinfektion (Bakterien, Pilze) hinzukommt. Handschuhe nicht vergessen.

Ziege entwurmt??
MO


Sandi
Beiträge: 80
Registriert: 20.04.2006, 00:14

Beitrag von Sandi »

Hallo nochmal,
TA war da.
Hat überhaupt keine Panik gemacht.
Muttertier bekommt Dysticum (Wirkstoff: Huminsäure) gegen den Durchfall und dem Kleinen soll ich Wund-und Heilsalbe auf die Nase schmieren. Das war's...
Also hoffe ich mal, dass das Ganze doch nicht so schlimm ist.
Danke an alle, die mir im Forum oder als PN Tipps gegeben haben.
Ach ja, der TA meinte, dass der Kleine für sein Alter schon sehr groß und kräftig ist, auch im Verhältnis zur Mutter. Er hätte ihn wesentlich älter geschätzt. Vielleicht hat er ja dadurch gute Chancen, dass er mit der Krankheit gut ferig wird.
@Moritz: Ich schätze Dein Wissen sehr und denke an die Handschuhe.

LG

P.S.: Der Kleine ist noch zu jung zum Entwurmen, wird aber in 4 Wochen gemacht, das Mittel ist schon bestellt.


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo Sandi,

ok, damit haben wir die Infektionsquelle. Nun ist auch klar, warum dass Lamm ebenfalls Lippengrind entwickelt - Mutter hat selbst noch keine Antikörper über Biestmilch weitergegeben.

Sofern Deine Altziegen nicht bereits durchgeseucht sind, wird sich diese Erkrankung in den nächsten Wochen durch die Herde ziehen und danach eine recht stabile Immunität hinterlassen. Unterstützend kannst Du mit immunsteigernden Präparaten arbeiten, hat Dein TA evtl. was in dieser Richtung erwähnt?

@Moritz: deswegen der Smilie. Ich hielt es für überzogen, z.B. mit der Möglichkeit auf MKS zu spekulieren, das scheint doch etwas sehr weit hergeholt. Auch die hohe Sterblichkeitsrate, die Du erwähnst, ist, wie gesagt, bei Ziegen und Lippengrind nicht gegeben, auch bei Blauzunge nicht und wäre auch nicht zu finden bei MKS (Ziegen machen die beiden letztgenannten Erkrankungen meist still durch und zeigen keine oder kaum Symptome, nur Antikörperbildung).

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Moritz

Beitrag von Moritz »

Bin Smilie-Ignorant (die sehe ich nicht mal, geschweige denn könnte ich diese Geheimsprache deuten):
Habe eben mal nachgelesen bei Bostedt/Dedié, Schaf- und Ziegenkrankheiten, 2. Auflage, Stuttgart 1996, S. 39, linke Spalte, unten:
"bösartiger Verlauf (...) zunehmend bei (...) bis zu 2 Monate alten (...) Ziegenlämmern. Vor allem bei Saugzicklein (...) Letalität hoch sein. (...)
sekundäre Infektionen vor allem mit Fusobacterium necrophorum (...) tiefere Geschwüre (...). Die Lämmer nehmen so gut wie keine Nahrung mehr auf und gehen vor allem bei ungünstigen Witterungsverhältnissen an Schwäche und interkurrenten Pneumonien zugrunde." (Bei bestimmten Begleiterkrankungen) " Verluste dann 40 bis 80 (bis 100) %."

Hört sich nicht so gut an - Eintrag unter "Lippengrind".

Mir scheint vor allem die Gefahr einer zusätzlichen Infektion - Pilz, Bakterien - groß, deshalb nochmals Appell: antibiotische, nicht einfach Heilsalbe.
Und was es nun wirklich ist, wissen wir nicht. MO


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo Moritz,

vor 4 oder 5 Jahren schleppte mir ein zugekaufter Bock Lippengrind in den Bestand ein, damals seuchte die Herde durch, allerdings zeigten nicht alle Tiere die klassischen Bläschen, nur 2 oder 3. Alle Lämmer, die seither geboren wurden, machen eine leichte Form durch - wenn überhaupt - und sind beim Fressen oder Saugen überhaupt nicht eingeschränkt.

Daher meine First-Hand Erfahrung, dass Lippengrind nicht so massiv ist, wie oft beschrieben. Ich denke, da spielen dann die üblichen Faktoren wie Besatzdichte, Allgemeinzustand, Betreuung, usw. wieder eine grosse Rolle.

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Sandi
Beiträge: 80
Registriert: 20.04.2006, 00:14

Guter Tipp!!!!

Beitrag von Sandi »

Mutter und Kind wohl auf!

An alle, deren Lieben mit Lippengrind gestraft sind:
Ich habe eine gute Salbe, die ich von meiner Heilpraktikerin erhalten habe. Ich trage sie zweimal täglich dick auf die betroffenen Hautstellen von Rocky auf und die Bläschen scheinen jetzt schon abzuheilen.
Die Salbe heißt Notakehl D3.
Der Wirkstoff: Penicillium chrysogenum.
Bei mir selbst wirkte die Salbe schon Wunder als ich eine Entzündung am Finger hatte.

Halte euch weiter auf dem Laufenden. Vielleicht haben noch mehr Leute hier Erfahrungen mit Lippengrind?
LG Sandi

@sanhestar: Meine Herde hat nur drei Mitglieder :-) TA erwähnte nichts von vorbeugenden Präperaten, aber ich werde ihn mal drauf ansprechen.
Also können Ziegen die Krankheiten Blauzunge und MKS durchmachen und überleben? Da muss ich Moritz nämlich recht geben in der Literatur wird das ganz anders beschrieben. Aber Du hast ja schon viele eigene Erfahrungen gemacht! Eine Frage noch: Als Deine Herde Lippengrind hatte, ist da jemals eine Deiner Ziegen dran gestorben?

@Moritz: Ich habe auch ein Buch: Winkelmann, Johannes: Schaf und Ziegenkrankheiten. Stuttgart, 1995. Da heißt es auch unter Lippengrind: "10 Tage nach der Ansteckung entstehen im Bereich der Maul- und Nasenöffnung kleinere Pusteln (...). Bei der bösartigen Form ist die Maulhöhle und Zunge mitbetroffen. Auch die Speiseröhre und Vormägen können angesteckt sein. Die Verlustrate liegt in dem Fall bei 100%."
Da der Kleine ja genau 10 Tage alt war, passt das genau. Ich hoffe und bete, dass es nicht die bösartige Form ist!!!


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo Sandi,

bei uns ist alles wohl auf. Wie geschrieben, nur einige Ziegen hatten überhaupt Bläschen, ich habe damals nicht mal Salbe aufgetragen, da alle problemlos gefressen haben.

Die Notakehl-Salbe ist eine gute Idee, vorbeugende Maßnahmen zur Immunsteigerung könnten sein Baypamun spritzen (TA), Umckaloabo aus der Apotheke.

Bei drei Herdenmitgliedern würde ich mir auch nicht unbedingt Sorgen machen, Dein Altbock ist evtl. sogar schon in seinem Leben mit dem Erreger in Kontakt gekommen - einfach beobachten.

Ziegen überleben Blauzunge und auch bei MKS sind sie oft nur leicht betroffen. Wir waren seinerzeit einer der wenigen Betriebe in Deutschland, die beim Ausbruch von MKS unter Beobachtung standen, da wir das "Glück" hatten, zwei Wochen vor Ausbruch (in England) ein Pferd aus England importiert gehabt zu haben. Die Ziegen mussten 6 Wochen in Stallquarantäne, danach Blutuntersuchung, da eben die Infektion bei Ziegen so oft nur still durchgemacht wird mit max. 1-2 Bläschen im Zwischenklauenspalt. Gottseidank war nichts, sonst wären die Ziegen getötet worden. Auch bei Blauzunge lauten die offiziellen Aussagen, dass Ziegen meist nur leicht betroffen sind. Habe aber auch schon von Schafen gehört, die Blauzunge überlebt haben.

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Antworten