Hallo Peter,
wenn es einen Beitrag des Jahres oder des Jahrzehntes gäbe, hätte Dein Beitrag diesen Titel verdient. Gratulation!
Ich habe vor fünf Jahren die Praxis meines Vaters übernommen und betreue auch Ziegenbestände. Mir sind allein in diesem Jahr über hundert Lämmer gestorben, die ich auf der Grundlage einer Selenmangel-Diagnose behandelt habe. Ich habe mit meinem Vater über dieses Problem gesprochen, dem war aus seiner Praxis die Symptomatik bekannt und er hat genauso behandelt wie ich - mit genauso mäßigem Erfolg.
Ich lese seit zwei oder drei Jahren dieses Forum mit und habe mir schon den ein oder anderen Tip für die Praxis hier abgeholt. Dieser hier ist wohl mit Abstand der wertvollste. Ich hoffe, dass alle die es betrifft die Relevanz dieses Beitrags begreifen. Ich habe in der vergangenen Woche bereits mehrere Zicklein mit Erfolg behandelt, unter anderem von einem Halter der bereits über dreißig(!) Lämmer verloren hatte.
Danke und Gruß
Henry
Schwache Lämmer - Selenmangel ?!?!?
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Anonymous
Die Frage wurde ja weiter vorne aufgeworfenund ich möchte sie einfach wieder nach vorne holen: Inwiefern ist diese Symptomatik Ernährungs-(im Sinne der Versorgung der Mütter), Rasse- oder gar Zuchtlinienbedingt?
Wenn ich mir das hier so durchlese, könnte man ja fast meinen, dass wenn "Floppy" zuschlägt, es den Bestand gleich mehrfach trifft. Was die die Vermutung nahelegt, dass es irgendeinen Faktor geben muss, der für die Häufungen sorgt.
Oder es ist schlichtweg so, dass es einen bestimmten Prozentsatz der Population trifft und bei Haltern mit grösseren Beständen die Statistik zuschlägt.
Wenn ich Henrys Beitrag lese hat das Syndrom ja in seiner tierärztlichen Praxis tatsächlich Relevanz, vielleicht kann er was zur Epidemiologie in seinem Bereich sagen.
Grüsse aus der rheinhessischen Schweiz,
Michael
Wenn ich mir das hier so durchlese, könnte man ja fast meinen, dass wenn "Floppy" zuschlägt, es den Bestand gleich mehrfach trifft. Was die die Vermutung nahelegt, dass es irgendeinen Faktor geben muss, der für die Häufungen sorgt.
Oder es ist schlichtweg so, dass es einen bestimmten Prozentsatz der Population trifft und bei Haltern mit grösseren Beständen die Statistik zuschlägt.
Wenn ich Henrys Beitrag lese hat das Syndrom ja in seiner tierärztlichen Praxis tatsächlich Relevanz, vielleicht kann er was zur Epidemiologie in seinem Bereich sagen.
Grüsse aus der rheinhessischen Schweiz,
Michael
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Anonymous
Mit Natriumbikarbonat kriegt mal pHs an die 10 hin, physiologisch ist ein Bereich von 5,5-9. Ich weiss halt nicht, wie empfindlich das Gewebe bei Lämmern ist. Deshalb durchaus mal den Finger in die Lösung stecken. Wenn es brennt, isses zu konzentriert.Mazzu hat geschrieben: meines Wissens ist Natronbicarbonat (Natronhydrogencarbonat) in keiner noch so hohen Konzentration aetzend. Wird ja auch als Backpulver, Reinigungsmittel und bei Sodbrennen eingesetzt (hier auf jeden Fall). Stark aetzend ist hingegen die Natronlauge (Natriumhydroxid) .....
oder sehe ich das falsch?
Gruss,
Michael
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Peter34466
- Beiträge: 12
- Registriert: 18.03.2007, 12:56
Hallo Henry,
die 'Ehre' gebührt doch mehr unserem TA, dessen hartnäckigem Zweifeln an der Selenmangel-Diagnose es zu verdanken ist, dass wir nicht noch mehr Lämmer verlorenen haben. Dein Berufskollege hat übrigens keine Ahnung von Ziegen sondern ist mehr der Pferdespezialist....
Hallo Michael,
vielleicht ist es nicht ein Faktor sondern es müssen mehrere zusammenkommen. Unseren Erfahrungen der letzten Wochen nach, kann es weder Ernährungsbedingt noch Rasse- oder gar Zuchtlinienbedingt sein.
Auch die Statistik - in dem Sinne wie du es meinst - kann es nicht sein:
In der Hälfte unseres Bestandes (abgelammt zwischen Anfang Januar bis zum 22. Februar) gab es keine Probleme. In der anderen Hälfte unseres Bestandes (abgelammt ab 07. März bis heute) sind uns die Lämmer reihenweise umgefallen.
Beide Gruppen werden unter den selben Bedingen gehalten: Derselbe Stall, das selbe Futter, die selben sonstigen Rahmenbedingungen.
Beide Gruppen setzen sich aus Tieren zusammen die aus mindestens 5 verschiedenen Quellen zusammengekauft sind. Es handelt sich sowohl um Milchziegen unterschiedlicher Rassen wie auch um Kreuzungstiere und reine Buren - alle Rassen und Gruppen sind gleichermaßen betroffen. Es sind Nachkömmlinge aller eingesetzten Böcke betroffen.
Du siehst, es gibt keine korrelativen Zusammenhänge, die auf den ersten Blick erkennbar wären.
Richtig überraschend ist das nicht. An US-Universitäten wird schon länger darüber geforscht - ohne brauchbare Ergebnisse: keiner weiß warum sich D-Lactat, das der Auslöser der Azidose ist, bildet.
Zur Bikarbonat-Diskussion: Ich hab's weiter vorne schon mal geschrieben: Zur Apotheke gehen, die fertige 8,4 prozentige Lösung in der Infusionsflasche kaufen (eignet sich für Infusionen und die orale Eingabe), behandeln und alles wird gut.......
Gruß Peter
die 'Ehre' gebührt doch mehr unserem TA, dessen hartnäckigem Zweifeln an der Selenmangel-Diagnose es zu verdanken ist, dass wir nicht noch mehr Lämmer verlorenen haben. Dein Berufskollege hat übrigens keine Ahnung von Ziegen sondern ist mehr der Pferdespezialist....
Hallo Michael,
vielleicht ist es nicht ein Faktor sondern es müssen mehrere zusammenkommen. Unseren Erfahrungen der letzten Wochen nach, kann es weder Ernährungsbedingt noch Rasse- oder gar Zuchtlinienbedingt sein.
Auch die Statistik - in dem Sinne wie du es meinst - kann es nicht sein:
In der Hälfte unseres Bestandes (abgelammt zwischen Anfang Januar bis zum 22. Februar) gab es keine Probleme. In der anderen Hälfte unseres Bestandes (abgelammt ab 07. März bis heute) sind uns die Lämmer reihenweise umgefallen.
Beide Gruppen werden unter den selben Bedingen gehalten: Derselbe Stall, das selbe Futter, die selben sonstigen Rahmenbedingungen.
Beide Gruppen setzen sich aus Tieren zusammen die aus mindestens 5 verschiedenen Quellen zusammengekauft sind. Es handelt sich sowohl um Milchziegen unterschiedlicher Rassen wie auch um Kreuzungstiere und reine Buren - alle Rassen und Gruppen sind gleichermaßen betroffen. Es sind Nachkömmlinge aller eingesetzten Böcke betroffen.
Du siehst, es gibt keine korrelativen Zusammenhänge, die auf den ersten Blick erkennbar wären.
Richtig überraschend ist das nicht. An US-Universitäten wird schon länger darüber geforscht - ohne brauchbare Ergebnisse: keiner weiß warum sich D-Lactat, das der Auslöser der Azidose ist, bildet.
Zur Bikarbonat-Diskussion: Ich hab's weiter vorne schon mal geschrieben: Zur Apotheke gehen, die fertige 8,4 prozentige Lösung in der Infusionsflasche kaufen (eignet sich für Infusionen und die orale Eingabe), behandeln und alles wird gut.......
Gruß Peter
Hallo Peter,
aber auch Du bestätigst die wohl bislang einzige Gemeinsamkeit bei Floppy Kid - späte Ablammtermine.
Ob's evtl. mit der Hormonumstellung zum Ende der saisonalen Brunstsaison zu tun haben könnte........
Gruss
aber auch Du bestätigst die wohl bislang einzige Gemeinsamkeit bei Floppy Kid - späte Ablammtermine.
Ob's evtl. mit der Hormonumstellung zum Ende der saisonalen Brunstsaison zu tun haben könnte........
Gruss
Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
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Peter34466
- Beiträge: 12
- Registriert: 18.03.2007, 12:56
Hallo Sabine,
ja, das ist wohl so - ich habe mir die Temperaturtabellen für Februar/März für unsere Region angesehen - während dem Lämmersterben war es im Durchschnitt 3-4 Grad wärmer als während der ersten Ablammphase. Wenn es da einen Zusammenhang gibt, dann führt auch das zu mehr oder weniger abenteuerlichen Spekulationen:
Wenn Lämmer tendenziell dazu neigen sich zu überfressen - also mehr Milch aufnehmen als sie eigentlich (evolutionstechnisch gesehen) brauchen, verarbeiten sie bei kaltem Wetter (höherer Energiebedarf) mehr und der Überschuss bei wärmeren Wetter wird größer. Nun könnte es sein das ein bestimmter Klostridientypus bei genau solchen Bedingungen aktiv wird und ursächlich ist für die Bildung von D-Laktat, was dann zur Azidose führt. Ins Bild passen würde hier auch, das wir ein Zwillingspärchen haben, das nicht in der Ablammbox geboren ist sondern im Laufstall und dort auch geblieben ist. Diese Tiere hatten während des Lämmersterbens mehr Bewegung, d.h. die haben auch einen höheren Energiebedarf gehabt als die anderen und die sind verschont geblieben - was aber auch einfach nur der 'statistische Ausreißer' sein kann....
Wie gesagt, alles Spekulation und mit den Mitteln und Instrumenten die wir oder auch praktische Tierärzte zur Verfügung haben kann man die Ursachen nicht klären - da sind Forschungseinrichtungen gefragt.
Gruß Peter
ja, das ist wohl so - ich habe mir die Temperaturtabellen für Februar/März für unsere Region angesehen - während dem Lämmersterben war es im Durchschnitt 3-4 Grad wärmer als während der ersten Ablammphase. Wenn es da einen Zusammenhang gibt, dann führt auch das zu mehr oder weniger abenteuerlichen Spekulationen:
Wenn Lämmer tendenziell dazu neigen sich zu überfressen - also mehr Milch aufnehmen als sie eigentlich (evolutionstechnisch gesehen) brauchen, verarbeiten sie bei kaltem Wetter (höherer Energiebedarf) mehr und der Überschuss bei wärmeren Wetter wird größer. Nun könnte es sein das ein bestimmter Klostridientypus bei genau solchen Bedingungen aktiv wird und ursächlich ist für die Bildung von D-Laktat, was dann zur Azidose führt. Ins Bild passen würde hier auch, das wir ein Zwillingspärchen haben, das nicht in der Ablammbox geboren ist sondern im Laufstall und dort auch geblieben ist. Diese Tiere hatten während des Lämmersterbens mehr Bewegung, d.h. die haben auch einen höheren Energiebedarf gehabt als die anderen und die sind verschont geblieben - was aber auch einfach nur der 'statistische Ausreißer' sein kann....
Wie gesagt, alles Spekulation und mit den Mitteln und Instrumenten die wir oder auch praktische Tierärzte zur Verfügung haben kann man die Ursachen nicht klären - da sind Forschungseinrichtungen gefragt.
Gruß Peter
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Sandra Schweizer