Darmverschlingung?

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Therapiehof

Darmverschlingung?

Beitrag von Therapiehof »

Hallo zusammen, ein 3 monate altes Bocklamm gibt mir Rätsel auf. Es jammerte heute nacht immer wieder im Stall. Es lag auf der Seite, konnte nicht aufstehen, die Beine rutschen weg, Ataxie, ähnlich wie ich sie von Listeriose kenne, nur er war etwas aufgebläht bei leicht erhöhte Temperatur. Da ich keine Silage füttere schließe ich Listeriose aus. Er hatte vor 3 Wochen leichten Durchfall, Vermutung dann Kokzidien? Aber jetzt hat er keinerlei Durchfall und setzt keinen Kot ab (sah es zumindest nicht), hab ihm aber Echinacea D12 gegeben und 20 ml Speiseöl, da er vielleicht doch eine Pansengärung hat. Nachdem er noch ein Schmerzmittel bekommen hat, ist er jetzt mit den anderen draussen auf der Weide. Er steht meist mit Rundrücken da, der Schwanz zittert leicht und steil nach oben. Ab und zu springt er in die Höhe und lässt sich dann auf die Seite fallen, wenn er wieder aufsteht drückt er den Rücken durch. Da ich Fremdkörperaufnahme auch ziemlich sicher ausschliessen kann, sieht es für mich nach einer Darmverschlingung aus, kenn ich aber nur von Kühen und Pferden. Hat jemand sowas schon gehabt? Was tut man?
PS: TA anrufen macht kaum Sinn, sorry der hat nicht sehr viel Erfahrung mit Ziegen, zumindest scheint mir das so.

Danke für Tipps
Andreas


Moritz

Beitrag von Moritz »

Man gibt kein Speiseöl, sondern Paraffinöl, denn das kann nicht resorbiert werden.
Aber vor allem nicht auf diffusen Verdacht hin !
Was füttert Ihr denn? Kraftfutter? Was sonst noch?
Pinkelt er?
Hast Du Pansentätigkeit gefühlt??
Kannst Du ganz vorsichtig mit Latexfinger( oder Handschuh) Köttel rausräumen? 4 bis 5 Stück, dann vorsichtig Bauch massieren.
Gruß MO


Therapiehof

Beitrag von Therapiehof »

Danke für die Info mit Paraffinöl, das mit dem Salatöl war eine früherer Tipp vom Tierarzt (allerdings bei schaumiger Gärung). Naja wenn der kleine 20 ml Salatöl resorbiert ist das ja nicht schlimm. Fütterung: Weide und Heu und wenig gequetschten Hafer (für die Melkziegen). Pinkeln hab ich ihn nicht gesehen, der hat einen dicken , aber nicht harten Bauch, Pansen scheint zu arbeiten, aus dem After tritt ganz wenig hellgelber Schleim aus. Enddarm ist leer, keine Köddel (halber Finger tief).


Moritz

Beitrag von Moritz »

Statistisch gesehen ist Darmverschlingung absolut unwahrscheinlich.
Miß öfter Temperatur, nenn sie uns auch mal, schreib Dir die Werte auf.
Trinkt er? Laß den Hafer weg.
Biete Zweige an.(Weide, Haselnuß, Birke, Tanne)
Kann er einen Schlag bei einer Klopperei bekommen haben?
Fühl doch mal die Pansentätigkeit, Faust leicht in die linke Seite drücken und warten, bis sie rausgedrückt wird, dann bis zum nächsten Mal warten (20 Sekunden, bis 2 Min. normal).
Hast Du ihn wiederkäuen sehen?
Schleim aus After quasi normal Umhüllschleim der Köttel oder richtiger gelber Brei wie Beginn eines Durchfallschubs.
Kannst Du ihn zwangstränken mit einer größeren Plastikspritze (Blasenkatheterspritze)? Wie sind die Augenschleimhäute?
Schreit er noch?
Kann er etwas Giftiges gefressen haben (von schimmligem Heu bis Rhodo)? Trinkt er noch bei Mutter? War das Geschrei nachts so laut, daß er Dich aus dem Haus geholt hat oder warst Du zufällig im Stall?

Ich bleibe am Computer, überlege weiter u. warte auf Antwort.
Leider können es so viele Möglichkeiten sein - Ferndiasgnose ist etwas Entsetzliches.


Therapiehof

Beitrag von Therapiehof »

aktuell: er hat keine erhöhte Temperaturmehr , frisst und säuft nicht, der Bauch(Pansen) wird langsam dicker, er hat auf der Weide selektiv an Ampfersamen geknabbert, aber sonst nicht gegrast. Vergiftung ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschliessen. Er schreit jetzt wieder so im Minutentakt, vermultich weil das Schmerzmittel nachlässt. Ich werde jetzt den TA anrufen und ihn wohl hinbringen und sei es, daß er ihn einschläfert, er wird es wohl nicht bis Montag früh schaffen, sonst könnten wir ihn da schlachten lassen. Schlag bekommen wäre schon möglich aber es sind keine Ausfälle zu sehen. Wie gesagt, er gibt mir Rätsel auf, so ich schau mal ob ich den TA heute bekomme oder ne Vetretung brauche.
Danke fürs mitfühlen/grübeln...


Elise
Beiträge: 1768
Registriert: 21.08.2005, 17:49

Beitrag von Elise »

Hallo, so schnell gibt man nicht auf!
Gib ihm Kräuterschnaps zu trinken. Stell ihn mit den Vorderbeinen hoch und massiere den Bauch.
Er hat ordentlich Bauchweh, das ist alles, aber auch schon genug um Schmerzen zu haben.

Vlg Claudia


Therapiehof

Beitrag von Therapiehof »

Liebe Claudia,
den Kräuterschnaps bräucht ich jetzt selber, aber hab als Nichttrinker so was nicht im Haus. Der Kleine ist soeben leider gestorben. Was bleibt ist mal wieder die Gewissheit, nicht alles ergründen zu können (bzw. zu wollen, den 70 € für das tierhyg. Institut zur Untersuchung ist mir doch zu viel, blöd halt daß Ziegen nicht in der Tiersuchenkasse sind).

Und leider wurde wieder mal meine Meinung bestätigt, wenn Ziegen mal ernsthaft krank sind sterben die auch dran, es sei denn man schafft es vorher sie einzuschläfern... Sie sind halt Weltmeister im Verstecken Ihrer Leiden und bis wir Menschen etwas davon mitbekommen ist es meist schon zu spät.

Naja irgendwie bin ich auch erleichtert, ich habe dem Kleinen und mir selbst die Fahrt zum TA erspart und die Einschläferungsprozedur.. (hab ich erst einmal mitmachen müssen, das hat gereicht)

Danke an alle, die mitgebangt haben...


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo Andreas,

es ist auch ein Zeichen dafür, dass bei akuten Krankheiten SCHNELL und entschlossen gehandelt werden muss. Das Böckchen hätte heute morgen schon einem Tierarzt vorgestellt werden sollen, solange noch Handlungsspielraum war.


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Therapiehof

Beitrag von Therapiehof »

Liebe Sabine, da muß ich Dir widersprechen, nach meinen "Erste-Hilfe-Maßnahmen" war der kleine, der ja heute früh um 6 Uhr nich mehr aufstehen konnte, wieder so fit, daß er mit den anderen auf die Weide gerannt ist. Auch dort war er recht munter. Erst als die anderen wegen der Hitze wieder in den Stall wollten, war er wieder schlechter zu Weg. Meine Erfahrung ist leider die: Tierarzt bringt nur ganz selten was. Sorry, ich hoffe ich trete da keinem kompetenten bemühten Tierarzt zu nahe, sind halt meine Erfahrungen, bei meiner Herde und meinen bisherigen "ungewollten" Verlusten.

Aber: selbstverständlich allgemein sollte jeder Ziegenhalter, besonders wenn er noch nicht so viel Erfahrung hat, lieber früh zum Tierarzt!


Moritz

Beitrag von Moritz »

Lieber Andreas,
in der Tat muß der TA etwas davon verstehen. Deshalb "predigen" wir auch gebetsmühlenartig die Schulung der Eigenkompetenz. Bloß ist das nicht jedem gegeben oder er/sie liefert sich auch gerne aus.

Nach unseren Beobachtungen hier im Forum (Berichte anderer Teilnehmer, ersichtliche Fehldiagnosen, unerträgliche Behandlungsmethoden, Faulheit, schnoddrige Antworten gegenüber den Tierhaltern seitens etlicher TÄ) muß ich immer wieder an den Satz meiner Frau denken: "90 % der TÄ kannst Du in die Tonne hauen!"
Egal, ob es Hund, Katze, Ziege usw. betrifft.

Glücklich sollen sich die schätzen, die einen kompetenten TA in ihrer Nähe haben, der auch freundlich obendrein zu den Tieren ist. So etwas gibt es auch.

Zu Deinem Böckchen: Kannst Du es nicht selber öffnen und mal reinschauen (Kot in Darmschnur, Pansen, Blase, Leber, Nieren). Man erkennt eine ganze Menge. MO


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