Schneidezahn ausgefallen, Ziege 4,5 Jahre alt, was nun?

[Therapiehof]

Hallo zusammen,
bei meiner Ziege Lümmel ist mir am Sonntag ein lockerer Zahn aufgefallen, gestern ist er abgebrochen bzw. ausgefallen. Soweit ich sehe steckt noch ein Stück drin. Die Frage was ist jetzt zu tun? Den TA hier brauche ich nicht fragen, er ist kein Ziegenspezialist.
Gar nichts machen? Rest rausoperieren? Antibiotika geben, es sieht nicht entzündet aus und ist nicht geschwollen, die Ziege frisst weiterhin sowohl Heu, Zweige und Gras.

Bei einer 4 1/2 jährigen Ziege kann es doch kein Milchzahn mehr sein?

Sonstige Ideen für Ursache (nein sie bekommt keine Schokolade...)?
Fütterung Heu und etwas Schrot in der vollen Laktation.
anbei ein Bild vom Gebiß und der etwas bekümmert dreinschauenden Lümmel.

[Moritz]

Gutes Foto! Weitere (von der Seite) wären noch besser gewesen.
Viele denken, falsche Fütterung wirke sich nur auf Pansen u. übrigen Verdauungsapparat aus.

Nein: Ziege kann auch Karies bekommen (und das muß nicht an Schokolade liegen).

Mundflora durch falsche Fütterung beeinträchtigt? Im Laufe der Jahre?
Zahnstein ungewöhnlich fortgeschritten, Paradontitis.

Demineralisierung in Laktation, doch auch meist schon durch Fehlfütterung in Kindheit u. Jugend. Ist das Alter gesichert oder von Vorbesitzer Pi mal Daumen?

Die übrigen Zähne sehen auch nicht berauschend aus. Hat sie überhaupt alle übrigen (weiter hinten)?
Was ist das Schwarze, was man auf dem Foto sieht (Speiserest oder Karies).
Daß die Schneidezähne beweglich sind, ist für den Freßvorgang sogar erforderlich.

Ausbrechen nicht normal: kann sein schlagbedingt oder siehe oben.
Falls keine Entzündungsverschlimmerung (denn eine Entzündung liegt jetzt schon vor), würde ich unter regelmäßiger Beobachtung es erst einmal so belassen. Vielleicht fällt Stumpf (falls überhaupt vorhanden und nicht schon durch Futterrest, der das Loch ausfüllt, "ersetzt").

Ansonsten OP + Antibiotikum (wie nicht anders zu erwarten). Dabei wäre darauf zu achten, daß nachher nicht die Wurzelspitze abbricht.
Gruß MO

[Therapiehof]

Hallo Moritz,
vielen Dank für Deine Antwort. Das Alter der Ziege stimmt (Herdbuch).
Fütterungstechnisch habe ich mir schon was vorzuwerfen, zum einen bekommt die Herde Kraftfutter und ich füttere seit sie klein sind, die Molke aus der Käserei zurück, jedoch pro Ziege nicht mehr, als wie auch Milch gibt. Aber da wäre ja noch Milchzucker drin -> Karies??

Ich habe noch mal ein Foto von der Seite gemacht, der Zahn ist komplett draussen und ich denke es verheilt. Soll es es irgendwie (nur wie?) unterstützen, z.B. mit Jod austupfen?



Um den allgemeinen Zustand der Herdenzähne mal zu sehen, habe ich die Chefin "Hexe" nochmal gebeten unfreiwillig in die Kamera zu grinsen. Ich finde auch Ihre Zähne sehen nicht gerade schön aus. Wie ist das denn bei den anderen Ziegenhaltern, bitte mal um Fotos von Ziegengebissen...

ich sehe mich schon mit Zahnbürste und Zahnpasta 2 * tgl. im Ziegenstall und den Kinderlein die Zähne putzend... ;-)



Ich möchte noch dazuschreiben, daß ich das Forum hier sehr hilfreich finde und speziell Moritz für seine klaren Kommentare sehr schätze. Es ist nicht selbstverständlich, immer und sofort eine so gute Antwort zu erhalten! Weiter so, lasst Euch nicht durch zu sensible Ziegenhalter abschrecken,die gleich ganz beleidigt sind, nur wenn man ihre Haltung/Fütterung kritisiert. Ich kenne keinen perfekte Ziegenhaltung und selbst habe ich noch jede Menge Aufgaben vor mir... (siehe Zähneputzen)

Gruß
Andreas

[Moritz]

Hallo Andreas,
das mit dem Jod kannst Du Dir sparen. Schade um jeden Tropfen.
In der Mundhöhle sind so viele positive und negative Keime, daß die Ziege mit der kleinen, ständig durchsabberten Wunde allein fertig wird. Beobachten, ob Infektion, aber eigentlich dürfte nichts passieren.

Die Zahnbeläge bekommst Du mit Putzen nicht weg, sollte sicher auch ein Scherz sein, möge also niemand auf die Idee kommen, das zu machen.
Das ginge nur in Vollnarkose mit Ultraschall

Das Auftreten solcher Beläge, abhängig von Fütterung, Speichelzusammensetzung, Pansensaft, der beim Wiederkäuen mit hochkommt, ist normal und von Tier zu Tier (wie bei Hund oder Mensch), aber eben beeinflußt durch die eben genannten Faktoren, auch recht unterschiedlich.
Wobei halt das Haltungs- (Fütterungs-) und Ausbeutungsverhalten durch die Halter eine erhebliche Rolle spielen.

Bleib in dem Punkt relativ unbesorgt. MO

[Locura]

Also: Aus meiner Sicht sollte der Zahnrest (so denn vorhanden) unbedingt entfernt werden - und zwar zügig!!!

Schnell entfernen aus dem Grunde, da der evtl. noch vorhandene Nervenkanal eine wunderbare Brutstätte für Infektionen bildet, die dann gerne auch den kompletten Kiefer erreichen und dort nach Ausbreitung den Knochen zerstören können.
Normalerweise reinigen sich Zähne, wenn sie intakt sind, durch faserhaltige Nahrung relativ gut selbst, aber bei einem abgebrochenen Zahn ist dies nicht mehr gewährleistet...Nahrungsreste samt Bakterien machen es sich dort gemütlich und schnell ist die perfekte Grundlage für oben beschriebenes Desaster geschaffen.

[Sandi]

Hallo keine Panik!
Ich habe gelesen, dass Ziegen mit 4 bis 5 Jahren erst ihre Milchzähne verlieren. Mit etwas Geduld finde ich vielleicht auch nochmal wo.... Müsste nachschauen. Ich kann mich nur erinnern, dass ich damals bei meinem Bock auch ziemlich die Panik geschoben hatte, als er in diesem Alter seine Zähne verloren hat. Wusste ja nicht, dass es Milchzähne sind. Ende des Jahres wird er 13 Jahre alt und hat immer noch Zähne...
LG Sandi

[Helga14]

hi Sandi :D
und
hi Andreas :D

das Ziegen erst mit 4 - 5 Jahren die Milchzähne in bleibende Zähne wechseln ist sooo nicht richtig.


Geburt:.................... 6 Milchschneidezähne vorhanden
ca 3 Monate:.............Milchgebiß vollständig
ca 8-10 Monate:........2. Molaren in Ober- und Unterkiefer
ca 15 Monate:...........WECHSEL ! der Schneidezähne
ca 18-20 Monate:......WECHSEL ! der Milchbackenzähne
spätenstens 3 Jahre:..IST BLEIBENDES Gebiss vollzählig
ab ca 3-4 Jahre:........ erscheinen gelb-braune Streifen
ab ca 5 Jahre:...........werden Wurzeln der Zangen- und Schneidezähne
................................ca 3 mm sichtbar.

Bei der Ziege sind die Schneidezähne NICHT fest verankert , sie können um ca 5 ° routieren, und mit zunehmendem Alter, Veranlagung, eventuell nicht ganz artgerechter Fütterung können Entzündungen und auch Karies entstehen. Auch kommt es vor das einzelne Zähne abbrechen .

Ich würde mal sagen das man in jedem Fall mal einen TA drauf schauen lassen sollte. Der entscheidet ob ein Zahnstumpf raus muß oder eine Entzündung entsprechend mit Medikamenten behandelt werden sollte.

LG Helga14 :D

[Mähdel]

Meine Luise hat sich vorgestern am Fuss verletzt, ich denke das sie vielleicht einem Pferd (die teilen sich den Stall) die Vorfahrt genommen hat, ende vom Lied eine Afterklaue hing daneben und ich musste den Rest davon auch entfernen, wo sie schon mal geknebelt auf dem Boden lag (Anästesie hatten wir leider nicht) habe ich mir auch ihr Gebiss angesehen und bin erschrocken. ALLE vorderen Zähne sind lose und das Zahnfleisch geht zurück.
Luise ist 1,5 Jahre alt, ich bin mal gespannt ob das mit (siehe Tabelle von Helga 14, #danke# für die Tabelle) 15 Monate wechsel der Schneidezähne, zu tun hat (ich hoffe es inständig) aber alle auf einmal????

Zum Vergleich habe ich bei meiner anderen Ziege (Claire) nachgesehen, da sieht es deutlich besser aus, deren Alter kenne ich aber nicht genau, nach angaben des Vorbesitzers (aus dessen Keller ich sie rausgeholt habe #sos# ) wären meine beiden etwa gleich alt.

[Moritz]

Da sieht man mal, die schönsten Namen für Ziegen taugen nichts, wenn Tierarten vergesellschaftet werden, die räumlich nicht zusammengehören.

Auf die Verletzungsgefahr in dieser Konstellation wurde früher (ich meine von Sabine) schon hingewiesen.

Wie soll es weitergehen?
Die Anzahl der Beine ist begrenzt.
Was ist mit einer Sepsis?

Man sollte auch nicht lesen: "teilen sich den Stall". Die Realität sieht sicher so aus, daß die Ziegen dort ahnungslos, welches Risiko sie eingehen, Unterschlupf suchen, womöglich noch vom Pferdefutter naschen.

Spätestens da ist das Verantwortungsbewußtsein des Menschen gefordert.

Was jahrelang zufällig gut geht, endet irgendwann in der Katastrophe.

Noch immer nicht verbittert MO

[Helga14]

hi Mähdel :D

die Angaben sind immer mit *zirka* zu sehen, einen ganz starr festgeschriebenen Termin gibt es da wohl nicht, beim Tier nicht und beim Menschen auch nicht.
Übrigens sind sie nicht auf meinem Mist gewachsen sondern stammen aus DEM bekannten Buch:
*Schaf- und Ziegenkrankheiten...vom Hartwig Bostedt / Kurt Dédie*
eigentlich ein MUß für jeden Schaf- und Ziegenhalter.

Die nicht ganz festen Schneidezähne gehören so zum Wiederkäuergebiß.

Ist Deine Ziege bei Dir geboren ? Oder hast Du sie gekauft ?
Dann könnten auch die Altersangaben vielleicht nicht richtig sein.
Übrigens ist der Wechsel der Schneidezähne nicht gleichzeitig sondern erfolgt nacheinander über einen längeren Zeitraum.

Zudem sollte man immer berücksichtigen das es auch bei Tieren vorzeitige ZahnErkrankungen geben kann.

Was *Gesellschaftshaltung* angeht, so schließe ich mich dem Beitrag von *Moritz* an.

Ich selbst habe auch Ziegen, Heidschnucken und Pferde.
Nur die Heidschnucken sind schon mal mit den Pferden auf einer Weide die ca 1 ha groß ist.
Pferde ignorieren Schafe und die Schafe halten großen Abstand zu den Pferden.
Mit den Ziegen habe ich das vor vielen Jahren mal dabei stehend ausprobiert. Ziegen ignorieren oft den Sicherheitsabstand zu Pferden weil sie sehr selbstbewußt sind. Das führt dazu das pferde sich bedrängt fühlen und sie einfach über den Haufen rennen oder noch schlimmeres.

Eine Kumpel-Verbindung zwischen Pferd und Ziege kommt zwar vor, ist aber nicht zu verallgmeinern.
Daher gehören Ziegen auf eine eigene Weide.

Ich drücke Dir die Daumen für deine Ziege.
Alles Gute.
LG Helga14 :D