wie fütterten unsere älteren generationen

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Ziegen-Heinz

wie fütterten unsere älteren generationen

Beitrag von Ziegen-Heinz »

hallo

mich würde mal interesieren wie die älteren generationen
ihre nutztiere fütterten.
dies ist ja sicherlich regional unterschiedlich verlaufen.
welche unterschiede zu heute könnt ihr dabei feststellen?
wer kann über eigene erfahrungen berichten.
@ patwi
bei uns war es jedenfalls so das es nach den kriegsjahren kein trockenes brot gab,da es vorher aufgegessen wurde.auch andere reste die so mancher heutzutage verfüttert gab es zu dieser zeit nicht.
die silage gab es zwar schon aber wohl eher bei den berufsbauern und nicht bei den hobbyhalter,die sich zu dieser zeit eher selbstversorger nannten.
auch das die nutztiere zu dieser zeit älter wurden stelle ich hiermit mal in frage,weil sie zumeist den fleischbedarf decken mussten.
bei ziegen und kühe möge dies teilweise anders gewesen sein da die milch verwendet wurde,wohl aber nicht bei allen.
und erkrankte tiere wurden auch nicht zum tierarzt gebracht
sondern eher zum schlachter bzw. der kam auf den hof um es zu schlachten.da war ja die hausschlachtung noch gang und gebe.
einige verfahren heute noch nach dieser methode,besser gleich schlachten
oder entsorgen als zum tierarzt zu gehen.

auch die heutigen elektrozäune waren damals noch nicht so verbreitet,sodas man die tiere entweden beaufsichtigen musste,
oder sie wurden einfach an bäume oder sträuchern angebunden.

über weitere erfahrungsberichte wie es in anderen regionen
abgelaufen ist bin ich sehr dankbar

mfg uwe 8)


Therapiehof

Beitrag von Therapiehof »

Hallo Uwe,

hast Du Dich mal gefragt, warum ältere Leute meist keine Ziegenmilch oder Ziegenprodukte mögen?

Eine Erklärung, im und nach dem Krieg wurden realtiv oft einzelne Ziegen zur Versorgung gehalten. Fressen mussten sie was da war, also auch mal nur Rübenblätter usw. Gehalten wurden sie vermutlich in relativ finsteren Löchern (wenn ich mich so an die Anbindekuhhaltung meiner Kindheit erinnere - oder in alten aufgegebnene Bauernhöfen den Stall anschau)

Entsprechend sah es mit der Hygiene aus und was kam dabei raus: grausam schmeckende Milch bzw. Produkte

Gruss
Andreas


CoolCat

Beitrag von CoolCat »

Hallo,
bei meinem Opa war es so. Die 1 Ziege wurde im Kuhstall gehalten, hatte aber eine Box von ca. 4x4 Metern und konnte sich so ein bissel bewegen.
Gefüttert wurde alles, was so abfiel (Müllschlucker). Ich kann mich ganz genau erinnern, wie mein Opa immer zu mir sagte: "Reschen schäl de Gardoffln nich so dinne, de Zigge will och was ham." Wenn wir artig waren, dann durften wir auch mal mit "Anna" in die Aue gehen. Die war dann immer kaum zu bändigen und ist fast auf die Weide und alte Apfelbäume geklettert <g>. Sie hatte allerdings immer Heu, Haferstroh und frisches Wasser zur Verfügung. Im Sommer gab es außerdem immer frisches Gras, also ein für diese Zeit recht erträgliches Ziegenleben. Die Ziege wurde gehalten um frische Milch zu haben, wenn mal wieder keine Kuh im Stall war.

Die Kühe und Pferde waren immer angebunden wenn sie nicht grad schweres Ackergerät zerren mußten. Allerdings war es bei uns (im Osten) so, das bis Mitte der 60ger Jahre regelmäßig Kühe und Pferde von Vollstreckern der Kochose aus dem Stall geholt wurden und man mußte mühsam wieder von vorn anfangen .

Gruß
Walpurga (LG von Jürgen)


Winnie23

alte zeiten

Beitrag von Winnie23 »

hallo


wird hier mal wieder aus ner maus ein elefant gemacht???
es wird doch auch nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wurde.
das wichtigste sind doch die eigenen erfahrungen, die man im laufe der jahre macht.
als ich früher noch viele zwergziegen hatte kam denen auch schon mal ne plastiktüte zwischen die zähne, die leute fütterten unmengen an brot schokolade und sonstigem dreck, die zwerge habens überlebt, TA gabs damals auch keinen

zum nachtrag
erste zz mit 3 jahren und das ging das bis zum ende 2003 so.
sie waren immer sehr fruchtbar die älteste wurde 15 jahre alt das war meine gret´l. die fraßen alles was die kühe nicht bekamen auf dem futtertisch egal ob´s schrot oder dergleichen war.
das kraftfutter überlebten sie das brot auch und der rest machte ihnen auch nicht den gar aus.

mit den buren bin ich viel vorsichtiger, ABER man lernt nie aus.....

mfg


Buren-IZ
Beiträge: 3480
Registriert: 30.12.2005, 19:23

Beitrag von Buren-IZ »

Moin,

bei uns in Schleswig/Holstein,Kreis Steinburg,Itzehoe.

Bei uns soll es nur WDE's gegeben haben.Die wurden morgens am Straßenrand getüdert und abends wieder abgeholt.
Genächtigt haben sie in kleinen Ställen,das soll so vom Frühling bis zum Winter gegangen sein.Im Winter bekammen sie Heu und Rüben.Es gab bestimmt noch was anderes,aber so haben die meisten hier gefüttert.Mein Opa hatte damals sehr viele Ziegenhalterkunden für sein Heu und Rüben.

Liebe Grüsse Bernd


Buren von der Schulenburg___Moin moin
Inge
Beiträge: 500
Registriert: 04.04.2003, 18:52

Beitrag von Inge »

Hallo zusammen,

die meisten "Viecher" mussten damals fressen, was vom Menschen nicht unbedingt zum Essen gewollt oder gebraucht wurde.
Die Melkpötte wurden meistens nicht sonderlich gründlich gereinigt und "dufteten" deshalb intensiv nach Ziegen(bock).

Beim Füttern unserer Tiere sehe ich persönlich das eher nach dem Motto "Die Dosis macht das Gift". Das heißt, sie bekommen ab und zu trockenes Brot oder Salzgebäck. Wahrscheinlich in der Häufigkeit, wie ich Kartoffelchips esse (alle 3 Monat mal 'ne halbe Packung). Ist nicht unbedingt gesund, aber bei maßvollem Genuss auch nicht unbedingt schädlich...


Viele Grüße aus dem Spessart
Inge

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Wesemichshof
Zieglinde
Beiträge: 2759
Registriert: 06.03.2003, 18:21

Beitrag von Zieglinde »

Hallo,
ich möchte nur ganz kurz anmerken, das hier bei Maul- und Klauenseuche der infizierten Kuh ein Strohbund durchs Maul gezogen wurde und dieses dann durch die Mäuler der anderen Kühe im Stahl gezogen (gesteckt) wurde. So gab es nicht so viel Ausfälle, so berichtete man mir.
Ziegen gabs hier eigentlich wenig bis gar nicht, eher Schafe (es kann sich hier keiner an Ziegen erinnern, aber sehr an Schafe). Heu wurde auf jeden Fall nur im Winter gefüttert.

LG
Silke


Amelie
Beiträge: 1991
Registriert: 14.03.2007, 08:02

Beitrag von Amelie »

Hallo,
hier waren die Ziegen auch das ganze Jahr festgebunden auf der Wiese,bzw.zwischen den Stallgebäuden.Der Pflock wurde erst weitergesetzt wenn alles schier war.Unterstände oder gar Klettermöglichkeiten gab es nicht.Wenn dann im Winter nirgendwo mehr ein Halm wuchs,durften die Ziegen mit zu den Kühen in den Stall und bekamen Silage und auch mal den Schroteimer unter die Nase gehalten.Wenn eine krank wurde war das halt so.Der Ta war viel zu teuer für so ein Tier.Entweder sie schaffte es oder sie Starb halt.
Meine Schwiegermutter hat mir noch von ihrer Kindheit erzählt das sie Ziegenmilch trinken musste und das die ganz fürchterlich geschmeckt hat.


Liebe Grüße

Christine


Der Optimist sieht die Rose,der Pessimist nur die Dornen.
Zotti
Beiträge: 531
Registriert: 22.04.2005, 21:24

Beitrag von Zotti »

Hallo

So schlimm war es doch nicht. Als Bauerntochter hier mal aus eigener Erfahrung.
Bei uns in Süddeutschland gab es nicht die großen Höfe, da bei einem Erbe immer alles unter den Kindern verteilt wurde.Z.B. 5 Äcker - 5 Kinder, jedes bekam einen Acker, es gab nicht den einen Hofnachfolger wie es in vielen Gegenden Deutschlands ist.

Der Stall war entweder unter dem Wohnhaus, ( #damdidam# Fußbodenheizung im Winter #damdidam# ) oder neben der Scheuneneinfahrt. So konnte man von der Scheune aus über Öffnungen die Tiere füttern.
Ein Großlandwirt hatte 5-7 Kühe und Nachzucht so bis zu 20 Stück Vieh jeder Größe und einige Schweine im Stall.
Die meisten Landwirte hatten nur 1-3 Kühe und 2-8 Kälber/Rinder/Bullen zur Nachzucht oder zur Mästung für den Schlachter.
Die Arbeiter die in die Firma gingen, hielten sich meist 1-5 Ziegen und Schlacht-Hasen. Ziegen für die Milch und Fleisch.
Ziegen und Kühe/Rinder ect. waren im Anbindestall untergebracht. Die Fenster waren meist klein.
So um 1960 war hier dann eine Art Wettbewerb" Wer baut den hellsten, schönsten Anbindestall in der Region. Da waren die Wände auch mal gefliest #baeh#
Gras wurde täglich frisch auf dem Feld geholt und morgens und abends wurde gefüttert. Krippe füllen war meist Aufgabe der Kinder oder von Opa, während Mama und Oma gemolken haben und Papa ausgemistet und neu eingestreut hat. Ziegenhalter die wenig Wiesen hatten, mähten die Feldwege, öffentliche Plätze oder am Bachdamm. Ziegen wurden manchmal auch dahin geführt zum Fressen.
Im Winter gab es Heu. Zugefuttert wurden Futterrüben und auch Zuckerrübenschnitzel im Winter. Die kleinen Kartoffeln sowie die Rüben- und Krautblätter (für Nichtschwaben: Kraut ist Kohl) wurden mit Heu gefüttert, damit sie keinen Durchfall bekommen sollten. Meistens hatten sie während der Rüben- und Krauternte etwas Duchfall. Als Kraftfutter gab es täglich etwa eine gute Handvoll Getreide geschrotet (Gerste und Hafer). Wenn den Tieren das Futter nicht geschmeckt hat z.B. wenn es langer Klee war, bekamen sie Viehsalz darübergestreut und es wurde dann gefressen.
Küchen- und Gartenabfall wurde meist den Schweinen gegeben, jeder hielt sich mindestens ein Schwein zum Schlachten.
Wir hatten eine Kuh, die gerne Kartoffelabfall gefressen hat, nicht jede konnte mit "Biomüll" gefüttert werden, sie verweigerten einfach das Futter und fraßen Heu oder Gras.
Am nächsten Tag wurde dann die Futterkrippe ausgeräumt und es kam auf den Kompost. So gab es nie überlagertes Futter im Stall.
Brot bekamen weder Ziege noch Kuh, das wurde von den Menschen gegessen. Brotabfall gab es nicht. Im Haushalt wurde möglichst alles verwertet. War das Brot alt gabs z.B. Brotsuppe. Brot, Gemüse, Fleisch, Wurst, Käse usw. wurde nie an Tiere verfüttert sondern gab ein Resteverwertungsessen für die Menschen #baeh#
Die Nutztiere wurden meist älter. Eine Kuh die jedes Jahr ein Kalb brachte, wurde erst geschlachtet wenn sie nicht mehr trächtig wurde. Die männlichen Rinder und die weiblichen Rinder die man nicht zur Zucht verwenden wollte, wurden mit etwa zwei Jahren zum Schlachter gebracht, da gab es dann viel Geld, im Gegensatz zu heute.
Kranke Tiere wurden vom Tierarzt behandelt, wenn es notwendig war. Oft gab es in den Gemeinden auch tierkundige Laien, die gefragt wurden. Es kam auch vor, daß diese Tierkundigen mit dem Tierarzt zusammen, die Behandlung beraten haben.

Dann gab es noch die Notschlachtung, bevor ein Tier starb.
Lustiges Beispiel: Schwein liegt halbtot im Stall als der bestellte Tierarzt kommt. Mit dem Tierarzt geht die Bäuerin in den Stall, hinter sich das Schlachtermesser, man kann doch das Fleisch nicht verrecken lassen. Tierarzt: "Der ist nicht zu helfen" und schnell raus, er darf davon ja nichts wissen, wenn geschlachtet wird, da muß ja sonst der Fleischbeschauer kommen. Für den Eigenbedarf war das kein Problem da hat der Tierarzt weggesehen. #engel#

So nun hör ich mal auf
Zotti


Eifelhexe
Beiträge: 2059
Registriert: 26.05.2002, 00:00

Beitrag von Eifelhexe »

Hallo ihr Lieben

ich hab hier Nachbarn die sind weit über die 70 und als wir mit unseren Ziegen angefangen haben, haben sie sich schon sehr!!! gewundert weshalb heute noch ein denkender Mensch sich sowas antut.
Es kamen eine Menge Gespräche daraus und im grossen und ganzen läuft es auf das raus was Zotti erzählt.
Ein kleiner Unterschied:
Hier in der Gegend sind Ziegen von älteren Leuten so VERHASST weil die Kinder (also die Alten von heute) den ganzen Tag die Ziegen am Bahndamm oder an den Wegrändern hüten mussten.
Brot gab es natürlich nicht, Heu im Winter ja, aber im Sommer nicht.
Rüben auch mal, gedeihen aber in der Eifel nicht so und so war man gezwungen auch ne Hand voll Getreide zu füttern.
Abfälle von Gemüse soweit nicht gleichzeitig Kaninchen da waren bekamen die Ziegen auch.


Alles Liebe aus der Eifel,
Uli
PS: Die Natur ist der Balsam gegen die Leiden, die alle jene verursachen, die die Natur misshandeln.
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