Äußerst schwere Zangengeburt

Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Grüß Euch

Jetzt, nachdem alles gut ausgegangen ist - Zwergziege Ricky, ist wie gewohnt eine fürsorgliche Mutter, die sich, wie wir auch, über ihre beiden Kitze freut und auch ganz stolz auf sie ist, - habe ich ein paar Bilder hier hereingestellt, die die Ereignisse der letzten Woche dokumentieren:

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Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Grüß Euch

Bei der Geburt hat die Blase der Mutterziege anscheinend arg gelitten. Sie ist noch immer inkontinent und kann ihr Wasser nicht halten, sodass sie hinten immer noch pitschnass und besudelt ist. Nun frage ich mich natürlich, wie lange das noch dauern kann und ob man hier irgendwie nachhelfen kann. Ich habe mir zwar sagen lassen, dass eine leichte Blasenschwäche auch bei Frauen nach einer schweren Geburt vorkommen kann, welche sich mit der Zeit aber wieder legt. Wir hatten unsere Ricky nun 14 Tage entweder in einer Einzelbox bzw. in einem wenige m² großem Gehege abgesondert, damit sie mit ihren Kleinen Ruhe hat. Heute haben wir sie wieder zur Herde gelassen, wo sie sich eigentlich recht wohl fühlt und sie sich auch viel mehr bewegen kann. Ich denke, das Herumlaufen und springen wird ihre Muskulatur kräftigen, was sich hoffentlich auch positiv auf ihr Problem auswirken wird.


Amelie
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Beitrag von Amelie »

Frag deine Ricky doch mal ob sie Lust hat mit dir Beckenbodengymnastik zu machen.Ich besorge euch dann gerne eine Anleitung.Aber nur wenn ihr das ganze dann per Videoaufzeichnung festhaltet. Bild


Liebe Grüße

Christine


Der Optimist sieht die Rose,der Pessimist nur die Dornen.
Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Grüß Euch

Unsere Ricky kann ihren Urin noch immer nicht halten und ist an den Hinterbeinen schon ganz wund. Auch geht ihr an diesen Stellen das Fell aus. Sie wird zwar täglich gewaschen und neuerdings werden diese Stellen einschließlich der Scheide mit einer Heilsalbe aus Lebertran-Zink behandelt. Der TA meint, dass dies noch eine langwierige Angelegenheit werden könne. An der Blase selbst kann sie keinen Schaden genommen haben, denn das würde dann fatalere Folgen gehabt haben. Bis auf diese Inkontinenz scheint es Ricky gut zu gehen.

Hat noch jemand einen Tipp, wie wir Ricky noch helfen könnten?


Moritz

Beitrag von Moritz »

Die Besalbung fängt etwas spät an, aber besser als nie!
Mehrmals täglich
(2 bis dreimal) salben.
An ihrer Liegestelle für trockene Streu sorgen.

Den Urin auf Erreger untersuchen lassen und auf Zusammensetzung.

Ferner mit einem Speculum die Scheide untersuchen lassen durch TA, Schließmuskel der Blase bzw. Harnleiter-Ende.
Sind Teile zerfetzt durch Geburtshilfe?
Genau das Verhalten beim Harnlassen beobachten u. mit anderen Ziegen vergleichen. Läuft es denn ständig aus ihr raus, tropft es nach, kommt es schwallartig?? Das könntest Du uns mitteilen, bitte.
Falls Entzündung der Blase, sieht man das auch bei Urinuntersuchung.
Meßt Ihr Temperatur? Mit Liste.
Eventuell werden wir so zu Antibiotikum-Gabe kommen?

Nach Ausschluß mechanischer Verletzungen und Infektion werden wir zur Akupunktur kommen (Nerven beschädigt? geklemmt?)
Läuft sie normal? Hinten?
Kannst Du längere Spaziergänge mit ihr machen, bei denen sie sich frei bewegt.
Falls sie nicht will, das Lamm vor ihr her tragen, dann läuft sie mit.

Also mit : "kann sie keinen Schaden genommen haben..." wirkt wie selbstberuhigend und nicht sehr abgesichert (darf ich Dir als sanftem Reh schon mal sagen, oder?)
Gruß Moritz


Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Servus Moritz

Ich habe Dir drei Großaufnahmen des Hinterteils von Ricky per PN geschickt.

Laufen tut sie übrigens wieder normal, sie hüpft auch bei Bedarf auf höhere Stellen, wenn sie dort etwas Leckeres vermutet. Sie läuft auch sofort nach, wenn wir ihre Kleinen von einem Gehege ins andere tragen.

Der Harn kommt nicht schwallartig sondern es tropft in kleinen Schüben. Fieber haben wir zwar noch nicht gemessen, denn sie frisst und trinkt eigentlich ganz normal und ist auch nicht abgemagert. Auch zickt sie, so wie vor ihrer Horrorgeburt, mit den anderen Ziegen herum.

Milch hat sie allerdings nicht viel, wobei wir nun nicht genau sagen können, ob die Kleinen nicht doch immer wieder trinken. Wenn, dann aber nur sehr kurz. Das Stoßen dürfte ihr nicht behagen. Beim Fläschchen (Milchaustauscher) sind die Kleinen jedenfalls ziemlich gierig. Sie bekommen zwei mal pro Tag je ein Fläschen, die Kleine hört bei 120 ml auf, der Bub bekommt 170 ml und würde auch noch mehr wollen. Sie toben aufgeweckt herum und spielen und rangeln mit den anderen Zicklein.


Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Grüß Euch

Heute war Ricky beim TA und genau das was Moritz vermutet hat, war eingetreten. Der Geburtskanal war duch die schwere Geburt entzunden und diese Entzündung hat auch die Harnröhre beleidigt. Auch hatte sie etwas Fieber. Normalerweise hätte sie in ihrem Zustand nichts mehr fressen dürfen, anscheinend ist sie aber eine Kämpferin. Ricky hat eine Spülung bekommen und Antibiotika, die sie auch die nächsten Tage bekommen muss. Auch der Geburtskanal muss mittels einer Spritze mit Kamillentee gespült werden. Eigentlich großartig, dass sie sich trotz ihrer Schmerzen so um ihre Kleinen gekümmert hat.

Ich hatte Moritz ein paar Großaufnahmen von Rickys Scheidenausgang per PN geschickt.

Danke Moritz für Deine Ferndiagnose und dem Rat, dringend den TA aufzusuchen. Ich muss ehrlich sagen, ich hätte da noch zugewartet, weil ich eher an eine Überanstrengung und nicht an eine ordentliche Entzündung gedacht hatte. #freunde#


SirQuickly

Geburtszange

Beitrag von SirQuickly »

@Fridolin
Das zweite Kitz lag ebenfalls falsch, nämlich Köpfchen voraus und die Beinchen hinten. Nachdem der TA das Kleine zurechtgedreht hat und an den Beinen herausziehen wollte, lag der Kopf seitlich und konnte nur mit Hilfe einer Geburtszange herausgeholt werden.
Ich habe die Beiträge überflogen, und verstehe voll und ganz Deine Reaktion.

Für die Ziege :
Für das Schaf :
Für so manches werdende Muttertier :

Mittels einer Geburtszange wird oftmals Schaden an anatomischen Strukturen der Tiere/Menschen verrichtet.

Ich behaupte, und da lehne ich mich nicht sehr weit aus dem Fenster, es wäre auch ohne Zange gegangen, mittels Hände die kleiner sind als die des TA

Nach Deiner Schilderung war/en es Fehlage/en

Wenn ein Jemand nicht mehr weiter weiß, benutzt er die Geburtszange, mit der sicher gestellt ist, dass die Frucht herausgenommen werden kann, und man soll mir an dieser Stelle auch nichts über horizontale- und vertikale Fixation einer Frucht mittels Zange berichten !

Ich für meinen Teil würde das NIE in Betracht ziehen !

Moritz hat Dir geholfen Schadensbegrenzung zu betreiben. Gott sei Dank !

Aber :
Um Gottes Willen keine mechanische Geburtshilfe im Sinne einer Zange, mit der der Benutzer sicher keine Feinmotorik steuern kann !

Bereite Dich für die kommende Saison vor, erkläre jemanden mit kleinen Händen die Anatomie Deiner Tiere, benutze u.a. Gleitmittel und Du wirst sehen es funkioniert, frag meine Frau die hat bei mir eine "Anormale Hinterendlage" - "Beidseitige Beugehaltung der Hinterbeine" - Drillinge - ohne Kollateralschäden bewerkstelligt, und sie ist keine med. Fachkraft, gemeinsam in Ruhe haben wir das ohne TA und vor allem ohne Angst oder Leistungsdruck für alle Beteiligten hinbekommen. Das man danach, wenn man im Gebärkanal herumfuhrwerkt AB-Stäbe einlegt ist obligatorisch.

Dieses ist mein Statement, es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es soll im Sinne aller Beteiligten, zum Nachdenken anregen, ohne Kritik derselben. Ich weiß zur Genüge in welchen Situationen oftmals Entscheidungen gefällt werden müssen, so oder so.

Beste Grüße
Ju


Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Servus Ju

Der Kopf des zweiten Kitzes lag immer seitlich nach hinten. Wenn der TA den Kopf in die richtige Lage brachte und dann an den Beinchen herausziehen wollte, war das Klöpfchen wieder nach hinten gesunken. Er hätte also mit beiden Händen hineinfassen müssen. Mit der Geburtszange fixierte er letztendlich den Kopf in der richtigen Lage und zog dann das Kleine an den Beinen heraus. Mit der Zange übte er keinen Zug aus und das Köpfchen lag schön im Ring, wurde also nicht gequetscht.

Der TA hatte an diesem Tag bereits die 3. Geburt, zuvor war er bei einem Kalb und danach bei einem Lämmchen. Bei unserem 2. Kitz, welches die großen Probleme machte, ging ihm das Gleitmittel aus und wir behalfen uns mit einem Geschirrspülmittel. Das war natürlich suboptimal.

Vielleicht hätte da noch eine Spülung erfolgen sollen, kann das aber nicht sagen. Sie hat aber geblutet und die Nachgeburt kam auch heraus, was ja ebenfalls reinigend gewirkt hat. Jedenfalls waren alle 4 Beteiligten vor allem aber unsere Ricky ziemlich fertig und musste eine Infusion sowie zwei weitere Spritzen links und rechts am Hals bekommen, wo ich nun aber nicht sagen kann, wofür die waren.

Der TA hat jedenfalls gemeint, dass das auch für ihn eine sehr schwierige Geburt war.

Auf alle Fälle haben wir aber mit der Nachbehandlung zu lange gewartet, das hat uns der TA übrigens auch gesagt.

Heute ist Ricky wieder fieberfrei und wir hoffen stark, dass es ihr bald wieder besser gehen wird.


Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Grüß Euch

Ich denke, unsere Ricky hat die Geburtsnachwehen nun gut überstanden und ist wieder gesund. Vor allem hockt sie sich wieder ganz nach Mädchenart hinten nieder wenn sie pinkelt und das freut uns sehr.
Auch ihre Kleinen blühen und gedeihen und machen ebenfalls viel Freude.

Ich danke allen, die uns mit Ratschlägen hilfreich beigestanden sind, vor allem aber Moritz, dessen Diagnose ein Volltreffer gewesen ist.


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