Kokzidien-und nun?

Hinweis: Dieses Forum ersetzt nicht den Gang zum Tierarzt!
Adina
Beiträge: 19
Registriert: 03.04.2008, 13:29

Kokzidien-und nun?

Beitrag von Adina »

Hallo zusammen!
Wir haben einen gemischten Haufen (9+1) Großziegen, ein paar Gänse, Enten, Schafe, Hunde , Katzen und Kinder.
Nachdem wir in den letzten zwei Jahren leider immer mal wieder Todesfälle unter den Jungziegen und auch der gerade abgelammten Mutterziegen hatten und der TA zwar sehr angagiert aber ratlos war, haben wir ein vorletzte Woche verstorbenes Jungböckchen (war Handaufzucht, wir waren alle sehr traurig) nun endlich mal zum LUA zur Untersuchung gebracht.
Es waren Kokzidien.
Nun meine Frage:
wie verfahre ich weiter? Sollte ich alle anderen Wiederkäuern prophylaktisch ein Kokzidienmittel verabreichen? Und zusätzlich auch den Hunden, Katzen und Geflügeltieren?
Was ist mit unseren Weiden? Im Moment sind die Ziegen und Schafe noch in ihrem Offenstall mit Auslauf und nur zum Anweiden seit zwei Tagen stündlich auf einer nur im letzten Frühjahr mal kurz beweideten Fläche. Aber wir haben auch Weiden, die wir schon seit Jahren regelmäßig nutzen. Sollte man diese evtl mit Kalkstickstoff oder ähnlichem abstreuen?
Vielen Dank schonmal für Eure Antwort.
Viele Grüße, adina


sanhestar
Beiträge: 8258
Registriert: 17.03.2003, 11:56

Beitrag von sanhestar »

Hallo Adina,

hmm, nicht unproblematisch.

zum einen sind Kokzidien wirtsspezifisch, d.h., die Kokzidien von Geflügel greifen Säugetiere nicht an und umgekehrt, aber eine gemeinsame Haltung von Geflügel und Wiederkäuern wird immer wieder kontrovers diskutiert, da durchaus Probleme daraus erwachsen können. Z.B. schon allein durch die grössere Bodenverunreinigung durch Geflügelkot, das Aufschlämmen des Bodens nach Regen durch Entenschnäbel, usw.

Erste Maßnahme wäre daher wohl, getrennte Auslauf- und Stallflächen für die Tiere einzurichten.

Kokzidien halten sich lange im Boden und sind gegen Desinfektionsmaßnahmen sehr widerstandsfähig, eine monatelange Ruhezeit der Weide (mind. 6 Monate werden angeraten) wäre eine weitere Maßnahme, die Du überdenken solltest.

Alttiere scheiden Kokzidien aus, sind aber resistent dagegen. Es wäre gut zu wissen, wie hoch die Kokzidienlast der Alttiere ist, die ja dann zu den Todesfällen bei den Jungtieren führt, um abzuwägen, ob eine Behandlung der Alttiere nötig ist. Abhängig von diesem Ergebnis sollten dann Überlegungen hinsichtlich Weidehygiene erfolgen. Evtl. ist es ausreichend, den Stall zu reinigen und zu sanieren, zusammen mit dem Winterauslauf: geringere Fläche, höherer Infektionsdruck und sich für die Wintermonate eine andere Strategie als bisher in punkto Weide/Stallhygiene zu überlegen.

Gruss


Sabine M.H.
http://www.working-goats.de Pack- und Fahrziegen
Fridolin
Beiträge: 1662
Registriert: 26.02.2006, 22:26

Beitrag von Fridolin »

Grüß Euch

Auf die Gefahr hin, dass ich mich nun etwas weit hinauslehne, so tippe ich doch auf ein unzureichendes Weidemanagement. Die Ziegen werden zusammen mit dem Geflügel gehalten, trinken aus gemeinsamen Wasserbehältnissen und die Weiden werden zu selten gewechselt.

Halbherzige Maßnahmen werden letztendlich nicht helfen, da muss eine Radikalkur gemacht werden. Als Sofortmaßnahme sollten die Ziegen und das Geflügel sofort getrennt werden und auf die Weiden sollte ungelöschter Kalk aufgebracht werden. Aufpassen - Handschuhe anziehen und nur ja nicht irgendwo im Stall lagern - Brandgefahr!!.

Am besten macht man das, wenn Regen angesagt ist. Ungelöschter Kalk verbrennt das Gras und damit auch diverse Parasiten und muss daher nach kurzer Einwirkzeit mit Wasser gelöscht werden. Danach müssen die Weiden ein paar Monate geschlossen bleiben, zumindest aber solange, bis das Gras nachgewachsen ist.

Gleichzeitig müssen natürlich sämtliche Ziegen einer Wurmkur unterzogen werden, sonst beginnt der Kreislauf wieder aufs Neue.

Der Weidegang ist für das erste Halbjahr daher gestrichen, es sei denn, es gibt eine jungfräuliche Weide, auf der die Ziegen noch nie waren. Auf dieser muss dann aber eine peinlich genaue Portionsbeweidung stattfinden. Die Ziegen dürfen dort nie länger als 14 Tage stehen und danach ist die Weide abzumähen und mind. für 1 Monat zu sperren.

Dies ist aus meiner Sicht, die einzige Möglichkeit, der Sache Herr zu werden.


Adina
Beiträge: 19
Registriert: 03.04.2008, 13:29

Beitrag von Adina »

Hallo,
danke erstmal für eure raschen Antworten.

Allerdings habe ich mich vielleicht etwas mißverständlich ausgedrückt: die Wiederkäuer werden vom Federvieh getrennt gehalten. (wie natürlich auch unsere Kinder :D )
Sie beweiden auch nicht dieselben Grünflächen.
Wurmkuren bekommen die Ziegen (und alle anderen auch) regelmäßig alle vier bis fünf Monate. Wir müssen da ziemlich hinterher sein, da wir etwas ungünstig in einem kleinen Tal mit Bachlauf leben, in dem Wurmeier sicherlich sowieso etwas bessere Überlebenschancen haben, als in trockeneren Gebieten. Deshalb haben wir auch in der Zeit von April bis ca. November eine sehr straffe Weideordnung. Wir stecken jeden zweiten Tag das elektr. Knotengitter ein Stück weiter (wie in dem Buch "Alles für die Ziege" beschrieben), sodass unsere Lieben nie länger als etwa 10 Tage auf und derselben Stelle weiden. Meistens stehen sie auch nur ein- höchstens zweimal pro Jahr auf demselben Grün.
Aber mit Wurmkuren erwischt man diese Kokzidien-Viecher ja nun leider nicht!
Ich werde auf jedenfall jetzt mal von allen den Kot untersuchen, nur werden die Kokzidien, wie so mancher Wurm, seine Eier nicht ständig in derselben Intensität ausschütten. Wie erreiche ich dann nur verläßliche Werte bei den ältern Ziegen?
Oder doch alle durchweg behandeln? Also auf Nummer sicher gehen?
Viele Grüße, adina


Therapiehof

Beitrag von Therapiehof »

Hallo,
Kokzidien sind überall im Boden und können nicht vermieden werden, ich würde von Branntkalk Aktionen oder Grünland-Umbruch (was hier auch schon empfohlen wurde) ganz abraten.

Entwurmung (zumindest die gängigen Mittel) hilft nicht gegen Kokzidien, dazu braucht es Sulfonamide (TA fragen), das muss bei Kokzidienverursachtem schlimmen Durchfall auch sein, sonst sterben die Tiere, Durchfallhausmittel helfen nicht!

Wie Sabine schon geschrieben hat, scheiden Altziegen auch Kokzidien(eier) aus.

Wichtig ist, daß die Tiere ein gutes Immunsystem haben, d.h. Fütterung muss stimmen, kein Brot oder zuviel Kraftfutter, keine Silage, Mais usw.

Zur Stärkung kann homöopathisch Echinacea in einer hohen Potenz (z.B. C200) einmalig (pro Jahr) gegeben werden).

lg
Andreas


Eifelhexe
Beiträge: 2059
Registriert: 26.05.2002, 00:00

Beitrag von Eifelhexe »

Hallo ihr Lieben

also als erstes: Sabine ich schätze Dich und Deine Erfahrungen in jeder Hinsicht!!!!, aber die Aussage: Alttiere scheiden aus aber erkranken nicht!, kann ich sooo nicht stehen lassen.
Erst mal zu unserem Weidenmanagement: Ab Frühjahr jeden Tag (aber wirklich wörtlich nehmen) neues Stück Wiese und Ruhephase von einem Grundstück zum anderen mindestens 1 Jahr.
Im Winter stehen unsere Ziegen auf einer Magerwiese (von ende Nov bis Anfang April).
Nu zu meinen Kokzidienfällen:
Letztes Jahr im Frühling: Fred unser Liebllingsbock, 8 Jahre alt. Kein!!! Dauerdurchfall!!! ganz wichtig!! nur sporadisch hier und da mal einen Tag nicht ganz festen Stuhl.
Aber: Abmagerung, bei grossem Fresspotential, Entwurmung erfolgt, Mineralsalz in Form von weisem und braunen Leckstein und zusätzlich noch Blattin Kälbermineral vorhanden.
Einwandfreies Heu und gutes Wasser reden wir nicht von.
Ich hab wegen dem Gewicht den TA kommen lassen.
Kotprobe: keine Würmer aber Kokzidien ohne Ende.
Ich sage es noch mal: Eine Überweidung ist beim meiner geringen Stückzahl man Ziegen und der zur Verfügung stehenden Weidemöglichkeit eigentlich ausgeschlossen!
Wir haben den Bock (und natürlich alle anderen Ziegen auch) mit Vecoxan behandelt und 2 Wochen später war er tot!!!
Dazu muss ich sagen, er stand ab dem Zeitpunkt als der TA kam und die Diagnose stellte alleine, auf frischen Grün, ohne Geflügel und mit Heu als Nurnarung!!
Und nu kommen wir zu meinem heutigen Tag.
Erst mal ist der Fuchs eingebrochen heute am frühen Morgen. Die Gössel die wir letzten Samstag gekauft haben hat er nach langem buddeln und auch zerren an der Stalltür rausholen können. Unsere Hündin, die unten im Hof schläft hat das wohl mitbekommen und hat ihrerseits so lange an der Gartentür gearbeitet bis sie raus konnte. Drei Gössel aber trotzdem tot und bei dem einen.... weiss nicht ob er durch kommt.
Nu zu den Kokzidien wieder.
Meine älteste Ziege, 9 Jahre, hatte im Herbst BT. Nu hat sie ende März gelammt. Dann fing es an. Abmagerung trotz guter Futteraufnahme. TA geholt. Kotprobe. Wieder Kokzidien. Also ganze Herde Vecoxan. Keine Besserung bei dem Tier im Gegenteil: Anschwellung unter dem Kinn.
Also noch mal Kotprobe. Befall von Leberegel.
Entwurmt. Jetzt kam Schaum aus dem Maul dazu.
Vorgestern war eine andere TA da. Hat Blut abgenommen und nochmal Kot.
Vor 4 Stunden kam ein Anruf von einem Nachbarn:
Da liegt eine Ziege die sieht nicht gut aus.
Wir sofort hin, Isis lag auf der seite in ihren letzten Zügen.
Meine Aussage sollte sein:::
Kokzidien, sind nicht!!!!! auf Lämmer spezialisiert!!
Mit Weidehygiene hat es auch nur bedingt zu tun!!!
Es gibt einfach Regionen da ist die Belastung soooo hoch, das auch erwachsene Tiere nicht fertig werden damit.
Zerfetzt mich in der Luft, aber bei dieser Aussage bleibe ich!!
Die verheultesten Grüsse sendet euch
Uli


Alles Liebe aus der Eifel,
Uli
PS: Die Natur ist der Balsam gegen die Leiden, die alle jene verursachen, die die Natur misshandeln.
Finn

Beitrag von Finn »

da kann ich eifelhexe nur zustimmen. eine unserer ziegen war ständig am kümmern, trotz entwurmung. eines ihrer zicklein ist an kokzidien eingegangen, nachdem wir dann wußten, daß die kokzidienbelastung groß ist haben wir ALLE ziegen, auch die alttiere behandelt, allerdings mit baycox. das hat geholfen.

andreas, sulfonamide sind meines wissens nach keine mittel gegen kokzidien sondern eine art antibiotikum. das hilft also beim akuten geschehen, gegen die kokzidien aber nicht. unser tierarzt hat damals ein sulfonamid gespritzt und vecoxan gegeben. ich finde allerdings, daß baycox das bessere mittel gegen kokzidien ist.


Adina
Beiträge: 19
Registriert: 03.04.2008, 13:29

Beitrag von Adina »

Hallo zusammen,
ich bin sehr froh, dass ich nicht alle Weiden abstreuen muß.
Allerdings machen mir die Todesfälle trotz Behandlung nicht gerade Mut.
Ich werde sie jetzt einfach mal alle behandeln und auf Besserung hoffen.

Hat jemand zufällig eine Ahnung, ob sich die Hunde mit den "Ziegenkokzidien" anstecken können? Soweit ich weiß, ist eine solche Infektion für Hunde auch nicht ganz ungefährlich.

Einen schönen Sonntag der Allgemeinheit,
adina


Therapiehof

Beitrag von Therapiehof »

@Finn, hab mich zu allgemein ausgedrückt, mit Sulfonamiden meinte ich Mittel der Wirkstoffgruppen Sulfadimethoxin oder Sulfadimidin bzw. Sulfamethazin, alle wirksam und auch für laktierende Tiere anwendbar, was Baycox (Toltrazuril) leider nicht ist.

Bei akutem Geschehen, d.h. nicht zu stoppender Durchfall, besonders bei Lämmern, scheinen mir Sulfonamide besser zu sein.

Es gibt Hinweise, daß Baycox auch prophylaktisch eingesetzt werden kann, quasi wie eine Wurmkur, wer hat erfahren damit?

Hat jemand Erfahrung mit Impfungen, z.B. mit Autovakzinen?

@adina, wie Sabine schon schrieb, sind die wirtsspezifisch, gehen also nicht auf den Hund, aber von Schaf zu Ziege und umgekehrt.

@uli, Vecoxan wirkt wohl nur gegen die "Eimeria" Kokzidien? Evtl. waren es die anderen (arloingii) und ist nur für Schafe zugelassen, ich würde den TA mal neugierig danach fragen, falls wieder mal Kokzidien im Anmarsch sind. -> ganze Herde echinacea?? (und das von mir, der immer angeblich auf homöopathie schimpft...)

lg
A.


Finn

Beitrag von Finn »

hm, irgendwie kapier ich das nicht. ich hab mal nachgelesen auf:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.vetpharm.uzh.ch/WIR/00000012 ... tm</a><!-- m -->
es handelt sich um ein sulfon-antibiotikum, auch gegen streptokokken usw, da macht das sinn weil es bakterien sind. aber was hat ein antibiotikum mit endoparasiten zu tun? :-(

ich hab hier noch was zu baycox gefunden:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.animal-health-online.de/kok/ ... ne.de/kok/ ... dlung.html</a><!-- m -->
die geben das bereits 3-5 tage alten saugferkeln

und hier steht noch was zur unwirksamkeit der sulfonamide:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.animal-health-online.de/stre ... ml</a><!-- m -->

hier noch was aus dem hühnerbereich:
"Der Einsatz von Sulfonamiden birgt die Gefahr der Resistenzentwicklung sowie unerwünschter Wirkungen auf die bakterielle Darmflora."
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.oekolandbau.de/erzeuger/tier ... euger/tier ... okzidiose/</a><!-- m -->

ich werd die tiere prophylaktisch entwurmen und gegen kokzidien behandeln. irgendwo hab ich mal gelesen, daß die gefahr von kokzidiose im herbst größer ist? weiß da jemand was drüber?


Antworten