Extremer Durchfall - Ziege frisst nicht - was kann das sein?

[Fridolin]

Servus

Wichtig wäre in dieser Situation Heu, Heu und nochmals Heu. Was mir bei Deinem vorvorigen Beitrag aufgefallen ist, war, dass Du geschrieben hast, Du holst Heu von der Weide.

Wie muss man das verstehen? Es ist nämlich so, dass auch kein frisches Heu verfüttert werden darf. Heu sollte mindestens 3 Wochen, Grummet mindestens 6 Wochen lang abliegen, weil es in diesem Zeitraum fermentiert. Es läuft da ein chemischer Prozess ab, der das Heu erwärmt. Nicht so stark wie wenn es naß und unter Druck eingebracht wird und sich selbst entzünden kann, aber eben auch noch nicht ganz ausgekühlt.

Es wäre daher kontraproduktiv - sofern ich Dich richtig verstanden habe - wenn Du an Deine kranke Dame erntefrisches Heu, wenn nicht sogar Grummet - also den 2. oder 3. Schnitt - verfüttern würdest.

Mir hat mein TA einmal bei einem weniger schwerem Durchfallproblem zu Weizenkleie geraten, weil dort viel Rohfaser enthalten ist und von den Ziegen auch gerne genommen wird. Wäre vielleicht das eine Alternative, falls Du kein abgelagertes Heu zur Verfügung hast.

Wünsche Dir und besonders natürlich Deiner Ziege eine baldige Genesung.

[Amelie]

Hallo Simone,

mir fallen noch Weidenzweige ein,falls es die bei euch gibt.Wichtig wäre eigentlich auch zu klären,woher der Durchfall überhaupt kam.Ich kann dir da leider keinen Rat geben.Wir lassen bei Durchfall (bei Kälbern) immer den Kot untersuchen.So könnte man sehen ob Würmer oder sogar Kokzidien im erhöhten Maße vorhanden sind und gezielt behandeln.Ich weiß allerdings nicht ob du die Möglichkeit einer Kotuntersuchung hast.

[Sündenbock]

Boa tarde Simone!

Einen Gruss aud Brasilien! Wir benutzen in solchen Fällen hier unten in Südamerika einë für europäische Verhältnisse eher seltsam klingende Vorgehensweise!

Wenn Du Dich traust versuche einmal folgendes: Wenn Deine anderen Ziegen liegen und normal widerkäuen entnimm ihnen etwas davon und gib es Deiner nicht widerkäuenden Ziege ein. Du führst damit einen Transfer von Pansenbakterien durch, die helfen können die Pansentätigkeit des kranken Tieres zu stimulieren. Hört sich verrückt an, hat mir hier aber schon einige Male geholfen!

Ein weiterer Tip, wenn der Tierarzt wirklich was von Ziegen versteht, halte einen freundschaftlichen Kontakt mit ihm. Er kann Dir sehr behilflich sein die lokalen Besonderheiten (Giftpflanzen, Krankheiten,..) besser zu meistern!

Um abraço, e BOA SORTE!

Uwe

[Elli-Marie]

Hallo

Wir hatten zweimal plötzlichen extremen - allerdings zum Glück nur kurzanhaltenden - Durchfall bei unserem Strolchi (11/2) und bei Käthe (5 mon). In beiden Fällen hatten Kinder auf dem nahen Spielplatz Fliederzweige abgerupft und die Ziegen damit gefüttert. Reste lagen beide Male noch da. Die anderen Ziegen waren wohl schlau genug, nichts zu nehmen. Strolchi war so eingesaut, dass man ihn waschen musste. Lag apathisch in seinem eigenen Kot. Zum Glück liebt er überreife Bananen und nach dem Genuss von ca 6 Stück war am nächsten Morgen alles komplett ausgestanden. Käthe war mit Bananen nicht zu verführen, sie nahm nur Oregano, Weiden, Eichenzweige, Heu. Hat dann bei ihr 2-3 Tage gedauert, bis sie wieder komplett getrennte Böhnchen absetzte. Deshalb glaube ich schon, dass die Bananen geholfen haben. So schlimme Zustände, wie du sie schilderst, waren es nicht. Vielleicht könnten Bananen trotzdem helfen, falls nicht andere Symptome dem entgegenstehen? Was meinen die anderen?

Grüße
elli

[sanhestar]

Hallo Uwe,

das Verabreichen von Nahrungsbrei wird auch in Deutschland empfohlen und betrieben - man muss es nur können, sonst geht's arg auf die Finger.

Gruss

[Moritz]

Was Sabine schreibt, ist wichtig: auf die Finger achten, schnell sind sie fast ab, ohne daß man Brei (Wiederkäumaterial) erwischt hat.
Was Fridolin schreibt, ist wichtig: frisch fermentiertes oder fermentierendes Heu wirkt wie eine Granate.
Zum "richtig eine Injektion geben": es kommt weniger auf die Desinfektion an; wichtig ist, daß die Injektion nicht in die Hinterhand gegeben wird (Gefahr der Nervenlähmung), sondern in den Hals (mit 25 mm-Nadel), handbreit vor Schulter, Nadel leicht schräg nach unten gerichtet, damit das Medikament nicht rausläuft (falls man mehr von unten nach oben zielt).
Man kann keinen Schaden anrichten am Hals (etwa großes Blutgefäß treffen), keine Sorge!

Wenn Durchfall kommt, ist auch Pansentätigkeit im Normalfall vorhanden.
Wenn es gluckert und rumort: gutes Zeichen, weil Aktivität.
Ansonsten testen (wie oft beschrieben): Faust oder flache Hand l i n k s seitlich hinter den Rippen mit gelinder Kraft andrücken, während die Ziege atmet, und auf die Pansenbewegung warten. Es ist eine Bewegung, die den heimlich um die Gesundheit des Tieres Fürchtenden mit Freude erfüllt. Sie ist eine Bewegung, die nach 20 Sekunden bis 2 Minuten des Wartens eintritt, der die Faust / die Hand nicht widerstehen kann. Sie wird unweigerlich nach außen gedrückt. Soviel Kraft liegt in dem Muskel (= Pansen).

Solange diese Bewegung (die man auch immer mal am gesunden Tier sich vertraut machen sollte) vorhanden ist, sind Stimulantien nicht angesagt.
Gruß Moritz

[Simone SG]

Hallo miteinander!

Also, heute in meiner Mittagspause konnte ich leider keine Verbesserung feststellen - die Ziege macht einen kranken Eindruck. Liegt fast nur, wenn sie steht hängt sie meist den Kopf, wiederkäut nicht - hat wahrscheinlich nichts mehr gefressen... o menne - bin echt angeschlagen. Habe natürlich gleich nochmal beim Tierarzt angerufen, der heute abend vorbeischaut. Dabei hat es heute morgen doch eher positiv ausgesehen... Ich werde mal den Pansentest machen, wenn ich heute heimkomme. Kötteln (bzw. weiteren Durchfall) konnte ich bisher nicht ausmachen. Pinkeln tut sie, es kommt gut im Strahl, ist gelblich, sie bleibt solange hocken, bis es ausgetröpfelt ist. Es kommt mir so vor, als ob sie ruhiger atmet als gestern. Gestern hat sie so schwerer geschnauft (wird wahrscheinlich auch mit den Schmerzen zusammenhängen). Na ich hoffe, der TA kann noch andere Dinge anleiern so dass dem Tier geholfen wird. Es macht mich wirklich unglücklich, sie so zu sehen - ich denke ihr könnt das verstehen.
Jetzt, was die Weide angeht. Also es handelt sich hierbei um Nachbars brachliegendes Feld, wo so allerlei wächst, Giftpflanzen lt. meiner Erkenntnis aber nicht (ich habe extra nochmals bei Botanikus geschaut). Momentan ist es dort recht trocken, es wachsen fast nur kleinere weissgelb Blühendes. Halme. Wenn die Weide trocken ist (also nicht morgentaufeucht) lasse ich sie raus und wenn es zu heiss wird lasse ich sie wieder in ihren Offenstall mit Auslauf und viel Schatten, da auf der Weide selbst kein Schatten ist. Was ich mache, wenn sie nicht zum weiden rauskönnen (zeitlich bedingt), dass ich wenn das Gras trocken ist, dieses absense und den Ziegen so wie es ist in die Raufe schmeisse oder zum kompletten Trocknen aufhänge (da hängt es dann aber ein paar Wochen...) Mache ich da irgendetwas verkehrt?? Ich dachte, das ist dann fast so, als ob sie auf der Weide grasen, so picken sich raus, was sie wollen, den Rest lassen sie einfach. Und nein, jetzt gebe ich ihnen natürlich nichts "Grünes". Nur trockenes in Hülle und Fülle.

Für jede Anregung weiterhin dankbar grüsse ich aus der Ferne,

Simone

PS: ich werde natürlich weiterhin berichten...

[sanhestar]

Hallo Simone,

ich denke nicht, dass vertrocknetes, überständiges Gras ihre Pansentätigkeit wieder herstellen wird - die Pansenbakterien brauchen Nährstoff, um zu arbeiten und in vertrocknetem Futter ist dieser wenig enthalten. Der Unterschied zum Heu ist, dass dieses zu einem Zeitpunkt geschnitten wird, an dem Nährstoffe enthalten sind.

Was ist mit Buschwerk/Laub? Gibt es das noch bei euch oder ist das auch schon der Hitze zum Opfer gefallen? Pansenbrei oder Pansensaftübertragung sollte helfen, sprich Deinen TA drauf an, kann man auch mittels Schlauchsonde machen (ist nur nicht sehr appetitlich, da eine Person die Pansenflüssigkeit ansaugen muss - wie bei einem Tank). Ggfs. Pansenstimulans wiederholen, aber das ist oft wenig erfolgreich.

Was macht sie, wenn du sie auf die Weide lässt und ihr überlässt, sich ihr Futter zu suchen? Ziegen haben einen sehr feinen Sinn dafür, welche Pflanzen und Kräuter sie benötigen, wenn sie krank sind.

Gruss

[Silke]

Hi Simone,

was Conny schreibt ist gut in jedem Falle.

Du schriebst was von einem etwas geschwollenen oder dicklichen Kopf, das ist ein mögliches Zeichen von Blauzungenkrankheit hierzulande. Ich hatte zunmindest so einen Verlauf hier vor paar Wochen, die Obduktion #heul# brachte Gewissheit.

LG, Silke

[Fridolin]

Grüß Euch

Ich denke, wenn es BT gewesen wäre, hätte das der TA erkannt. Abgesehen davon passt flüssiger Durchfall nicht zum Krankheitsbild. Auch hat die Ziege kein Fieber. Nein, BT wird es Gott sei Dank nicht sein.

Soweit ich es verstanden habe, weiden die Ziegen auf einer verwilderten Weide. Wer weiß, welche Giftpflanzen dort auftreten. Denken wir doch beispielsweise an unseren Hahnenfuß. Der wächst bei uns auf jeder Weide. Frisst ein Tier zuviel davon, kann es zu bösen Komplikationen kommen. Harmloser ist da der Ampfer, der führt aber ebenfalls zu Durchfall. Der Rainfarn in Mengen ist ebenfalls giftig. Ich habe nun zwar keine Ahnung, ob diese Giftpflanzen in Portugal überhaupt wächsen. Dort sind vielleicht andere und noch bösere Kräuter unterwegs. Möglicherweise ist es ja auch das Wasser. Hatten hier im Forum kürzlich auch so einen Fall, wo Wasser aus einem "sauberen" Bach entnommen worden war und etliche Tiere plötzlich gestorben sind.

Ich kann nur hoffen, dass Simone die Sache wieder hinkriegt und vor allem auch auf die Ursache draufkommt.

Ein wenig irritiert mich allerdings die Tatsache, dass kein Heu vorhanden ist. Andererseits gibt es in Portugal nahezu keinen Schnee im Winter, sodass die Ziegen das ganze Jahr über auf der Weide sein können und deshalb vielleicht auch kein Heu brauchen. Die Wildziegen auf Mallorca kommen ja auch ohne Heu aus. In diesem Fall wäre es wichtig, den Ziegen so viel Blattwerk wie möglich vorzulegen, damit sie genügend Rauhfutter haben - was Simone ja auch macht.