Sterilisation statt Kastration

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Abra K.

Re: Sterilisation statt Kastration

Beitrag von Abra K. »

Ich selbst mag und werde auch keinen Bock kastrieren lassen. Ich liebe den Bockgeruch, mag auch Bockfleisch essen und meine Ziegen sollen alle zwei Jahre gedeckt werden, was sie auch in Riech- und Hörweite vom Bock vor Eierstockzysten schützen sollte. Da meine Böcke (wenn ich mal mehr als einen habe #damdidam# ) durchaus immer mal wieder eine Ziege decken sollen, kommt nur eine Sterilisation für mich nicht in Frage. Ansonsten wäre das vielleicht auch eine Option für mich. Aber nicht, um die Zeit bis zur Kastration zu überbrücken. Dann würde ich wohl eher die drei bis vier Jahre "durchhalten", um später den körperlich voll entwickelten Bock zu kastrieren...sofern ein Kastrat für mich in Frage käme. (Dies sind nur meine Gedanken zum Thema, kein Rat. Ich erwarte auch keine Reaktion. ;-) )
Hallo Ute

Ich reagiere gerne auf deinen wohltuend sachlichen Beitrag. ;-)

Grundsätzlich ist die Sterilisation als dauerhafte Empfängnisverhütung geplant, d.h. ich möchte den Bock wenn irgendwie möglich weder später noch irgendwann kastrieren lassen. Da ich aber nicht weiss, wie die Mädels auf Dauer darauf reagieren, gedeckt und nicht befruchtet zu werden, kann ich nicht 100%ig ausschliessen, dass eine Kastration irgendwann evtl. doch notgedrungen erforderlich werden könnte -- wobei dies die aller- aller- allerletzte Option für mich wäre und ich erst mal Himmel und Hölle in Bewegung versetzen würde, um eine Kastration zu vermeiden.
Aber eine intakte Ziege wird früher oder später (im Gegensatz zur Hündin) Eierstockzysten und/oder eine Gebärmutterentzündung bekommen, wenn sie mehrere Jahre nicht erfolgreich gedeckt wird. Einige Jahre geht das gut, aber nicht bis zum natürlichen Lebensende der Ziege.
Eben... da muss ich mir halt rechtzeitig was einfallen lassen. Ich fänd's toll, wenn die Mädels alle zwei Jahre Nachwuchs haben könnten, aber da ich meine Tiere weder schlachten lassen noch in fremde Hände geben mag und weder unbegrenzten Platz noch genügend Geld für Dutzende von Ziegen zur Verfügung habe... #ka#

Da diese Thematik aber erst in zwei Jahren aktuell wird, hab ich sehr viel Zeit, eine geeignete Lösung zustande kommen zu lassen und zerbreche mir nicht jetzt schon arg den Kopf darüber. Ausserdem: Wer weiss denn schon, was in zwei Jahren ist? (Möglicherweise geht ja morgen die Welt unter! #shock# ) Meiner Erfahrung nach lässt sich das Leben nicht verlässlich planen, d.h. es kommt sehr oft anders als geplant und das Wichtigste ist meines Erachtens, beweglich zu bleiben, sich immer wieder neu auszurichten und das Bestmögliche aus gegebenen/ungeplanten Umständen herauszuholen.

Mit herzlichen Grüssen und grossem Dank für deinen Beitrag!

Abra


Abra K.

Re: Sterilisation statt Kastration

Beitrag von Abra K. »

Hallo Ulli

Es ärgert mich bis zur Weissglut, wenn hier ständig Urteile gefällt werden, ohne dass den selbsternannten Richtern die genauen Umstände und Hintergründe bekannt wären.

Ich habe nicht explizit erwähnt, dass ich den Bock nicht und niemals und unter keinen Umständen transportieren würde, wenn ich nicht an seiner Seite sein und nicht dafür sorgen könnte, seine Angst und den ganzen Stress so gut wie irgendwie möglich zu lindern, da dies selbstverständlich ist für mich, und wenn ich eine jede mir selbstverständliche Einzelheit in jedem meiner Beiträge darlegen wollte oder müsste... #stoned#
Entschuldige, wenn ich den Satz "bei seinen Mädels aufwachen" falsch verstanden habe.
Entschuldigung angenommen. #freunde#
Auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen *oops* .. Du vermenschlichst gerade..
Wann und wie hab ich vermenschlicht? Bitte erklären und belegen und meinen Ärger über diese Aussage nicht damit abtun, es sei mir etwas in den falschen Hals geraten.
Transport einer noch nicht richtig erwachten Ziege.. zumindest logistisch schwierig, weil Du auch während der Fahrt eine stabile Lagerung gewährleisten musst- ansonsten können die 50 Minuten den totalen KO für den Pansen bedeuten.
Zusätzlich werden Vollnarkosen bei Wiederkäuern möglichst kurz gewählt, so dass es Mitte/ Ende der Fahrt Probleme mit einem unkoordinierten, teilnarkotisierten Tier geben könnte..

Ich persönlich würde mit ihm bis zum vollständigen Erwachen in der Klinik bleiben und ihn dann mit zurück zu seinen Liebsten nehmen..
Dem kann ich nur zustimmen und entschuldige mich dafür, dass ich vor lauter Ärger nur noch rot gesehen und diese sachlichen Inputs überlesen habe.

Liebe Grüsse und nix für ungut!

Abra


Ulli
Beiträge: 3007
Registriert: 13.03.2008, 07:18

Re: Sterilisation statt Kastration

Beitrag von Ulli »

Hallo Abra!

Das Vermenschlichen bezog sich auf das von mir falsch verstandene Aufwachen in Gesellschaft- was für Menschen unter Umständen gut ist, aber eben nicht soo direkt auf Tiere übertragbar ist.

#freunde# Alles OK..

LG Ulli


Leben ist gefährlich und endet immer tödlich
Ziegentrekking Altmühlfra
Beiträge: 1172
Registriert: 31.03.2010, 19:24

Re: Sterilisation statt Kastration

Beitrag von Ziegentrekking Altmühlfra »

Hallo Abra,

freut mich, dass Dionysos den Eingriff gut überstanden hat. :-)

Herzliche Grüße
Siggi


Abra K.

Re: Sterilisation statt Kastration

Beitrag von Abra K. »

Achtung! Romantisch-idealistischer Bericht!

#gitarre#

Vorbereitung
Vier Stunden vor dem Aufbruch ein halbstündiges Telefonat mit einer Bekannten, die von sich sagt, sie könne mit Tieren "reden". Ich glaube zwar nicht wirklich an solcherlei, aber Dionysos wird bestimmt keinen Schaden nehmen, wenn ich ihm durch die Bekannte erklären lasse, was auf ihn zukommt und warum die Sterilisation nötig ist.

Zwei Stunden vor dem Aufbruch erste Gabe von Rescue-Tropfen, anschliessend im 30 Minuten-Takt, sowohl für Dionysos wie auch für mich und jedes Mal mit der Bitte verbunden, die Götter mögen uns Kraft und Ruhe schenken für die bevorstehende Reise.

(Mir war auch eine einmalige, präoperative Gabe von Arnica D30 empfohlen worden, aber diesbezüglich scheiden sich mal wieder die Geister und letztlich hab ich mich dagegen entschieden, weil ich das Risiko von starken Blutungen, die durch Arnica offenbar ausgelöst werden könnten, nicht eingehen wollte.)

Aufbruch
Dionysos lässt sich in aller Ruhe halftern, anleinen und aus dem Stall führen. Das erwartete Protestgeschrei bleibt aus und nach gutem Zureden meinerseits und kurzem Zögern seinerseits springt er nach mir in den Transporter.

Fahrt
Als der Transporter sich in Bewegung setzt, beginnt Dionysos zu schlottern, drückt sich an mich und steckt seinen Kopf unter meine Achsel. So bleibt er die nächsten 20 Minuten stehen und es berührt mich sehr, dass dieses scheue Tier, das sich ansonsten nur ungern anfassen lässt, nun Schutz und Trost sucht in körperlicher Nähe.

Nach 20 Minuten hört das Schlottern auf, Dionysos wendet sich dem Efeu zu und knabbert ca. 10 Minuten lang daran; dann wendet er sich ab, drängt sich in eine Ecke, bleibt für die restlichen 30 Minuten mit hängendem Kopf stehen und will nicht mehr angefasst werden.

Während der einstündigen Fahrt Rescue-Tropfen im Viertelstundentakt.

Ankunft
Dionysos lässt sich unter grossem Angst- und Protestgeschrei aus dem Transporter ziehen/schieben. Er schlottert wieder, bäumt sich auf, will wegrennen. Ich fasse ihn am Halfter und ziehe/führe ihn zur Anmeldung. Das Geschrei verstummt, das Schlottern bleibt.

Eine junge Arztin nimmt uns in Empfang, bespricht mit mir nochmals den ganzen Ablauf, lässt mich ein Formular bezüglich Narkose-Risiko lesen und unterschreiben. Die Eintritts-Untersuchung verläuft ruhig und zügig, Dionysos schlottert unentwegt, seine Temperatur liegt bei 40.3 Grad. Er lässt sich in seine Boxe ziehen/schieben, als würde er zur Schlachtbank geführt...

Letzte Gabe von Rescue-Tropfen und ein Stossgebet gen Himmel mit der Bitte, die Nacht möge für das verängstigte Tier so erträglich wie irgendwie möglich sein. Es ist herzzerreisend, Dionysos in solch einem Zustand alleine zurückzulassen...

Nächster Tag
Früh morgens ein Anruf von der Klinik, der Eingriff müsse wegen Notfällen auf den frühen Nachmittag verschoben werden -- SHIT!!!

Entgegen meiner Absicht fahre ich nicht gleich los und beschliesse, nicht schon vor, sondern erst nach dem Eingriff in der Klinik zu sein. Ich bin derart angespannt und "hyprig", dass ich die zuständigen Tierärzte in den Wahnsinn treiben und Dionysos nix Gutes tun würde. Man wird mich benachrichtigen, wenn der Eingriff durch ist und Dionysos abgeholt werden kann.

Um 14:00 halte ich die Anspannung nicht mehr aus und beschliesse loszufahren. 10 Minuten bevor wir die Klinik erreichen, kommt endlich der Anruf: Alles gut gelaufen, Dionysos ist noch nicht ganz wach, aber in guter Verfassung -- den Göttern sei Dank!!!

Dionysos liegt schlotternd auf einer Matte und ich breite meine dicke Fleece-Jacke über seinen Körper. Die zuständige Ärztin meint, er schlottere vor Angst und sie habe noch nie ein Tier erlebt, das derart empfindlich mit Fieber und ständigem Schlottern auf Stress reagiere. Ich verfluche mich dafür, dass ich nicht schon am frühen Morgen losgefahren bin...

Rescue-Tropfen, streicheln, besänftigend und ermunternd auf das verängstigte Tier einwirken... Der TA, der den Eingriff vorgenommen hat, bringt das Behandlungsjournal, schildert den Verlauf, sagt, er sei sehr zu frieden, Dionysos habe die Kurznarkose gut vertragen, sei in guter Verfassung, könne sich in den nächsten Stunden aber noch taumelig und verstört verhalten.

Nach einer Dreiviertelstunden steht Dinoysos auf, immer noch schlotternd, aber wild entschlossen, den Ort des Schreckens so schnell wie möglich zu verlassen. Sein Gang ist überraschend sicher, er zieht an der Leine, wirft unwillig den Kopf hin und her, springt ohne Zögern in den Transporter.

Heimfahrt
Dionysos hört nach wenigen Minuten auf zu schlottern, macht sich über das Heu her, steht erstaunlich sicher, will nicht angefasst werden. Nach ca. 20 Minuten legt er sich hin, wirkt während der restlichen Fahrt ruhig und entspannt.

Heimkehr
Dionysos will nicht aus dem Transporter, stemmt sich gegen den Zug der Leine, meckert empört. Erst als er die Mädels rufen hört, ist er mit einem gewaltigen Satz plötzlich draussen, bricht in lautes Geschrei aus, rennt schreiend zum Gehege-Gatter und verlangt Einlass, rennt Philia fast über den Haufen, rast schreiend auf Bella zu, schlittert die letzten Meter über den eisigen Asphalt, Bella geht ihm ruhigen Schrittes entgegen und die beiden lassen ihre Hörner ein paarmal sanft gegeneinander klingen, beschnuppern sich ausgiebig, dann läuft Dionysos zum Stall, geht schnurstracks in seine Boxe und macht sich über das Heu her. Die Mädels, die während seiner Abwesenheit sonderbar ruhig und verhalten waren, hüpfen lebhaft im Stall umher, rangeln miteinander, und die Aufregung/Freude über die Dionysos' Rückkehr ist so greifbar, dass mein Herz vor Dankbarkeit überläuft... :D

Bis Mitternacht war ich im Halbstundentakt im Stall, bis 04:00 noch jede Stunde, dann hab ich mir drei Stunden Schlaf gegönnt. Dionysos verhielt und verhält sich völlig normal, frisst schön, geht mit den Mädels nach draussen, weist Perle in ihre Schranken und ist sehr an Bellas Urin interessiert, einzig beim Klettern stellt er sich etwas unbeholfen an, vermutlich tut ihm die noch frische Naht etwas weh.

Insgesamt und obwohl nicht alles ganz genau so wie geplant und gewünscht gelaufen ist, bin ich sehr zufrieden und ungemein dankbar, dass Dionysos den Eingriff trotz Mega-Stress so gut überstanden hat, und freue mich sehr sehr sehr darüber, dass das hypersensible Bürschchen sich ungestört zu einem ausgewachsenen Stinker entwickeln darf.
Dorchen hat geschrieben:Ich liebe den Bockgeruch...
Geht mir genauso... :D

#gitarre#

p.s. Als ich gestern Nachmittag während der Aufwachphase kurz draussen war, kam ein Kuhhalter des Weges, blieb neben mir stehen, schnupperte und meinte: "Da muss wohl ein Ziegenbock in der Nähe sein..." Die Fleece-Jacke war drinnen bei Dionysos, aber mein Kaschmirschal roch auch sehr angenehm nach Bock... *fg*


sanhestar
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Re: Sterilisation statt Kastration

Beitrag von sanhestar »

und auch wenn ich für Abra auf Ignoriermodus stehe.

Wenn ich lese, wie Dionysos auf Transport und Klinik reagiert hat, entzieht sich mir erneut komplett der Sinn hinter dieser ganzen Prozedur, die sich im schlimmsten Fall in ca. 1 Jahr wiederholen wird.

#daumen_runter#


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ElliBesch
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Re: Sterilisation statt Kastration

Beitrag von ElliBesch »

...und ich entdecke darin auch keine Romantik.
Hammerbericht. #shock#

Danke für die detaillierte Abhandlung dieses Experimentes, Abra.
Ich weiß jetzt, was ich nie machen lassen würde...

Schöne Grüße

Elli&Co #engel#


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Abra K.

Re: Sterilisation statt Kastration

Beitrag von Abra K. »

@ Ulli: #freunde#

@ Knuschbel und Siggi: Danke und herzliche Grüsse!

@ Elli: Wenn andere ebenso detailliert und ehrlich über die Kastration oder den Schlachtweg ihrer Böcke berichten würden, kämen wohl auch Hammerberichte zustande... und ich würde trotz Mega-Stress nochmals dieselbe Entscheidung treffen, da ich davon überzeugt bin, dass Dionysos damit langfristig besser gedient ist als wenn ich ihn kastrieren liesse oder nach getaner Arbeit (= Decken) dem Schlachter zuführen würde.


ElliBesch
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Re: Sterilisation statt Kastration

Beitrag von ElliBesch »

Abra K. hat geschrieben:Achtung! Romantisch-idealistischer Bericht!

Dionysos liegt schlotternd auf einer Matte und ich breite meine dicke Fleece-Jacke über seinen Körper. Die zuständige Ärztin meint, er schlottere vor Angst und sie habe noch nie ein Tier erlebt, das derart empfindlich mit Fieber und ständigem Schlottern auf Stress reagiere...." Zit. Ende

Liebe Abra, auch wenn Du mich gleich in Deine Ignorierliste setzen magst, wünsche ich Deinem Dionysos eigentlich nur, dass er einem erneuten, medizinischen Eingriff in dieser Größenordnung hoffentlich nicht nochmal ausgesetzt werden muss...

So. Und nun darfst du mich ignorieren. :P

Liebste Grüße

Elli&Co :-)


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Ziegentrekking Altmühlfra
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Re: Sterilisation statt Kastration

Beitrag von Ziegentrekking Altmühlfra »

Abra K hat geschrieben:@ Elli: Wenn andere ebenso detailliert und ehrlich über die Kastration oder den Schlachtweg ihrer Böcke berichten würden, kämen wohl auch Hammerberichte zustande...
Hallo Abra :)

Also wenn ich darf (wenn's nicht zu zweckentfremdend ist), werde ich das gerne einmal machen.

Herzliche Grüße zurück
Siggi


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